Gelesen: N. K. Jemisin – “How Long ’til Black Future Month?”

Alle Wetter, kann diese Frau schreiben!

Schon ihre “Broken Earth”-Trilogie hatte mich sehr begeistert (s. https://flockblog.de/?p=40150) und nun hier in diesem Kurzgeschichtenband, der eine Sammlung ihrer Erzählungen von 2004 bis 2017 umfaßt, zeigt sie ihr Riesenkönnen in der kleinen Form. Das Genre ist SF, wobei die Abkürzung nicht, wie gemeinhin angenommen, für Science Fiction, sondern für Speculative Fiction steht und das bringt ihr Schaffen genau auf den Punkt.

Jemisin spielt mit Stilvariationen zwischen Steam- und Cyberpunk, Klima-, Science und Afro-Fiktion, zitiert/variiert/erweitert Vorlagen literarischer Vorbilder wie Ursula LeGuin, Robert Heinlein, Octavia Butler, Margaret Atwood, Stephen King, hat eine extrem sinnliche Freude daran, den Leser an Mahlzeiten und ihrer Zubereitung teilhaben zu lassen und gibt vermeintlich Sprachlosem (Steine, Städte, Wasser…) eine mächtige Stimme.

Das ist große Literatur und jede/r sollte sie lesen! Lesen! Lesen! Zefix! Lesen!

Gestern Abend in der Unterfahrt: Nicole Johänntgen ‘HENRY III’

So ein selten schönes Konzert! Vier Bläser und ein Schlagzeug, eine Besetzung nach meinem Geschmack. Nicole Johänntgen am Tenorsaxophon, Lukas Wyss und Marc Roos an den Posaunen (der eine geht, der andere kommt, also spielen beide, wie schön!), Steven Glenn am Sousaphon (soooo klingt Messing!) und Clemens Kuratle an Schlagzeug und Percussion. Triple-Hach!

Groovy, funky, mitreißend. Der ansagende Herr Unterfahrt hatte schon recht: im Keller unten hätten die Corona-Regeln das Tanzen verboten. Im Wohnzimmer nicht. So gehen qualmende Socken!

Gruß aus den Fünfzigern

An dem Ding bin ich vorhin vorbei gefahren…

Ganz ehrlich, sowas hätte ich im Jahr 2021 nicht mehr für möglich gehalten. Noch dazu, wo die DGB-Frauen dieser Werbung schon im Jahr 2020 den Un-Gleichstellungspreis „Schwarze Petra“ verliehen hatten.

C-Schnipsel

Aus einem der Vorgärten hier unter meinem Balkon dringt Gelächter nach oben. Stimmen und Gläser klingen durcheinander und übertönen die Amselabendlieder. Außerdem Gelächter.

Und ich bin wieder einmal ganz irritiert darüber, dass mich Menschenstimmen in einer Umpfzig-Parteien-Wohnanstalt mitten in der Großstadt so dermaßen irritieren. Es will scheinen, dass die Pandemie da so einiges mit mir angerichtet hat.

Zwischen Frühlings Erwachen und Sommer in der Stadt

Alle hat es hinausgetrieben an diesem geschenkten sonnigen Maisommertag, die ältere Dame in – sicherheitshalber – dem wärmeren Übergangsmantel, Familien, Einzelne und Gruppen bis hin zum Jungvolk in den Wir-zeigen-viel-weiße-Haut-Modellen. Die jungen Herren führen tankbetopt und ballonseidenbehost gleichermaßen Quarantänemuckis und Tattoos spazieren, die jungen Damen sehr taillenhohe Hosen und sehr kurze Hemdchen, dazwischen immer einen bauchfreien Streifen, wobei ich nicht sicher bin, ob man bei diesen Teil der Anatomie bei diesen Dürrlieseln tatsächlich Bauch nennt, viele haben sich extra schön hergerichtet, bemalt und beduftet*, aber… – wo war ich gleich?

Genau: Musiker musizieren (sogar ein Klavier wurde aufgestellt), Kinder juchzen in den gerade aufgedrehten Brunnen, oben nehmen Elstern ausgedehnte Bäder, unten werden die ersten Biere unter den sprudelnden Fontänen gekühlt, ein Coiffeur bietet unter freiem Himmel Haarschnitte gegen Vorlesen an, Schattenbänke sind unter dem weiß-blauen Himmel begehrtes Gut und die Vögel zwitschern, die Boule-Kugeln klackern, Starbucks macht mit zuckerbonbonfarbenen Getränken das Geschäft seines Lebens, die Sonne lacht und München leuchtet, leuchtet, leuchtet.

Hach! Hach! Hach!

Ich war zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder lange und gern mit einem anderen Menschen draußen unter Menschen.

Wobei, riechen kann ich sie nicht mehr… Mir ist aufgefallen, dass mein Geruchssinn offensichtlich sehr viel sensibler ist als noch vor der Pandemie. In den letzten eineinviertel Jahren habe ich Menschen, wenn überhaupt, durch die Maske nur duftgedämpft wahrnehmen dürfen. Heute waren die vielen pudrigen Düfte, die die Influenzerin wohl zur Taillenhochhose* empfiehlt, der totale Overkill für meine Schleimhäute. Dann doch lieber Heuschnupfen…

Hier. Bilder.

* Lerne gerade von der Modebeauftragten aus D., dass man diesen Hosentyp “Paperbag” nennt, “weils oben zugeschnürt wird, wie ein Papierbeutel”.