Dass Amerikaner keine Wurst machen können (zumindest keine, der man nicht anschmeckt, dass sie aus den zusammengefegten für sonstige Zwecke unverwertbaren Resten aus der Massenschlachterei zusammengewurschtelt (!) ist), ist hinlänglich bekannt. Im allgemeinen werden für Brotbelag die Brüste der unterschiedlichsten Tierarten mit seltsamen Aromen gekocht, gebacken, gebraten, geräuchert, gedämpft oder sonstwie für die Ewigkeit haltbar gemacht, danach in hauchdünne Scheibchen gefleddert, in Plastik eingeschweißt und der Brustschnittchenberg kommt in plastikenen Umverpackungen in den Verkauf, “sandwichlicious”.
Genießbarer Käse ist ausschließlich Importware und Transportkosten sowie Zölle werden in vollem Umfang plus Verwaltungsaufschlag und Gewinnspanne an den – meist aus Europa stammenden – Kunden weitergegeben. Man zahlt das, zähneknirschend, weil sich die hiesigen Käsesorten nur an der Farbe unterscheiden lassen; die Konsistenz ist gleichbleibend scheiblettenähnlich, der Geschmack schlimmer.
Wie’s ums Brot bestellt ist, brauche ich, glaube ich, gar nicht zu erzählen: weiß und fluffig, ein Toastbrot kann man auf ein Fünftel seiner ursprünglichen Größe zusammendrücken und wenn man losläßt, springt es von selbst wieder in die Ausgangsform zurück (wenn man genau hinhört, ist das begleitende Geräusch ein fast triumphierendes “ZOINGGGG”). Wer aus Deutschland kommt, fängt irgendwann aus purer Notwehr an, selbst Brot zu backen.
Wie ich auf dieses Thema komme? Toni und ich haben uns gerade auf der Heimfahrt unser Leid geklagt. Was fehlt uns in diesem Land nicht alles: Quark (kein Käsekuchen, keine Quarkkeulchen (muss man nicht kennen, kommt aus Sachsen), kein Brot (eh nicht) mit Kräuterquark….). Makkaroni. Das war Toni aufgefallen und ich habe es vorhin im Supermarkt nachgeprüft: das äußerste sind “Ellbow-Maccaroni”, also kurze Nudeln mit Loch und Knick – lange sind wahrscheinlich zu kompliziert. Keine Tütensupppen, nicht mit Buchstaben, nicht mit Sternchen, nicht mit Grießklößchen. Einfach gar keine. Kein auf Schnitzelgröße zurechtgeschnittenes Fleisch. Schwein würde ja schon reichen. Kälber werden hier bei dem riesigen Bedarf an rotem Fleisch gar nicht erst geschlachtet. Toni träumt von Beffteck (keine Ahnung, was das ist – möglicherweise “Besteck”, von einem Menschen mit Sprachfehler vorgetragen) – er behauptet, es sei eßbar und in jeder sächsischen Metzgerei zu haben. Mit Dosenbohnen in allen Farben und Größen wird man totgeschmissen, jedoch mangelt es an Linsen, um mal ordentlich Linsen und Spätzle zu kochen – Saitenwürste kriegen ja schon die bayerischen Metzger nicht korrekt hin, in dem Verzicht bin ich schon geübt. Keine normale bezahlbare Gesichtscreme. Toni hatte jüngst sogar echte deutsche Backpapierabschnitte importiert, davon eine Packung für mich – er war sogar willens, den Spültuchvorrat zu teilen. War nicht nötig, gibts (wo sonst?) bei IKEA.
Für uns alle, die wir aus Deutschland hierher gekommen sind, war der Wert von Alltagswaren durch unsere jahrelange Einkauferfahrung zu Hause geprägt. Wir wußten einfach, was Milch, Klopapier, Putzmittel, Brot, Käse, etc. kosten. Inzwischen haben wir alle übereinstimmend (und unabhängig voneinander) für uns beschlossen, dass wir nicht jedes Mal wieder bei den hiesigen Preisen zusammenzucken, sondern als gegeben hinnehmen, dass zum Beispiel WC-Reiniger drei mal so teuer ist, wie wir das gewohnt sind. Fleisch ist dafür viel billiger, in einer Mischkalkulation hebt sich das ungefähr auf.
Ein Problem bleibt: es gibt sie nicht, die guten Dinge.
Ich lese wohl nicht oft genug mit, um die Verbindung von Toni zu einem sächsichen Fleischer – so heißt er da nämlich – spontan herstellen zu können. Per Herkunft fühle ich mich aber verpflichtet, Licht ins Mysterium des Befftecks zu bringen: der gute Toni hat wohl nicht genau hingehört, denn das Teil heißt in Sachsen “Beffschdeg” und von da ist es bei wohlwollender Interpretation nicht weit zu Beefsteak und damit zu Bulette/Fleischpflanzl/Frikadelle. Aber warum ihn das nun so beeindruckt hat, dass es keine der anderen genannten Alternativen tut? Das könnte ich bei Mutzbraten schon eher verstehen. Kennt er DEN??? (Ist allerdings eher aus Thüringen…)
Mutzbraten? Ohne Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Mutzbraten hätten wir damit nichts anzufangen gewußt. (Weder Toni, geboren in der einzigen deutschen Stadt mit vier “O”s im Namen, noch ich.) Die Verhumbatzelung des “Beffschdeg” ist ganz allein auf mein immer noch nicht fließendes Sächsisch zurückzuführen – ganz speziell, wenn es um lokale Kulinarik geht. So bin ich erst jüngst mit der Eierschecke bekannt gemacht worden. Leider in den USA, mangels Quark, nicht reproduzierbar.
Da wurde ich vollkommen falsch zitiert… Für Mutzbraten bin ich wohl zu ostsächsisch und das Wort “Metzger” sollte man verbieten. Der Vokallaut in des Philosophen Stadt (zumindest dem Namen nach) ist außerdem weit von einem “o” entfernt, ganz zu schweigen von vieren. Mir deucht, da ist jemand der imperialistischen Propaganda anheim gefallen. 😉
sorry – aber “Fleischer” ist für ‘nen echten Metzger eine Beleidigung … der kann nämlich nicht nur Fleisch von der Kuh oder Sau runterschneiden, sondern auch richtig lecker Wurst und so machen … du sagst ja auch nicht zum Bäcker “Broter” oder “Semmler” 🙂
p.s. imperialistische propaganda? was’n das??? 🙂