Genau heute in einem Monat wird der/die neue kalifornische Gouverneur/in gewählt. Vor ein paar Tagen hat die schmutzige Phase begonnen (endlich, der Wahlkampf war bisher so fade): Meg Whitman soll dem Vernehmen nach eine illegale Immigrantin als Haushaltshilfe beschäftigt und sie auch noch ausnehmend schlecht behandelt haben. (Letzteres wiegt aber nicht ganz so schwer, weil ihr eher harrscher Umgang mit Menschen schon aus der eBay-Zeit bekannt ist. Ersteres schon.)
Begleitend zu dieser Wahl finden auch wieder Volksabstimmungen statt, unter anderem über “Proposition 19”, die Legalisierung von Marihuana. (Kurz zusammengefaßt, wer trinken darf (also über 21 Jahre alt ist), soll auch kiffen dürfen, 1 ounce (28,5g) zum persönlichen Gebrauch besitzen und auf einer maximalen Fläche von 2,3 Quadratmetern anbauen dürfen). Mit Einschränkungen: Kiffen ist nur auf nicht-öffentlichem Grund und nicht in der Gegenwart von Minderjährigen gestattet. Ich hatte bisher den Eindruck, dass Ordnungsmacht und Konsumenten nach dem Prinzip “Leben und leben lassen” agieren. Andersrum: ich habe seit ich hier bin noch keine öffentliche Veranstaltung erlebt, bei der nicht die Joints kreisten und die Polizei ist noch nie eingeschritten.
Im Moment gibt es laut Umfragen eine knappe Mehrheit dafür. Zu den Befürwortern zählt zum Beispiel die Gewerkschaft der Polizei, die sich durch die Entkriminalisierung den Wegfall der Beschaffungskriminalität und das Verschwinden der Dealer erhofft. Gegner findet man bei den Lobbyisten für “Medical Marihuana”. (Kalifornien war bei diesem Programm vor knapp 15 Jahren Vorreiter unter den Bundesstaaten: Wer eine entsprechende ärztliche Verordnung nachweisen kann, bekommt eine weiße Karte* und darf aus dem riesigen Angebot (Frühstücksflocken, Kekse, Rauchwaren etc.) der “Weed Shops” alles kaufen, was zur Linderung seiner Symptome beiträgt). Legal Pot würde deren Preise kaputtmachen. Auch die benachbarten Bundesstaaten fürchten von billigem kalifornischen Stoff überflutet zu werden, aber die dürfen nicht abstimmen.
Sollten die Kalifornier Prop 19 zustimmen, kommt ein ganz anderer Gegner auf sie zu: gemäß Bundesrecht ist Konsum und Besitz von Marihuana immer noch verboten. Vermutlich wird Barack Obama nicht ausgerechnet als der Präsident in die Geschichte eingehen wollen, in dessen Ägide die Legalisierung fiel.
* Dazu gibt es eine nette Southpark Episode: http://www.southparkstudios.com/full-episodes/s14e03-medicinal-fried-chicken