Reisen bildet

Ich war ja heute eingeladen. Im Westend. Eine Reise, für die laut MVG U-Bahn und Bus zu benutzen sind und die inklusive der Fußwege 26 Minuten dauern soll.

Was ich da nicht alles erlebt habe. Meine Herren!

Die U-Bahn und ich kamen zeitgleich in der Station an (das klappt bei mir sonst nie und soll ein Lob sein) und war für Samstagvormittag schon recht gut gefüllt. Vorwiegend mit Männern. An jeder Haltestelle stiegen mehr zu, alle in, wie nenne ich das jetzt?, sehr paßgenau geschnittener Kleidung und recht wohlgemut. Viel Spaß beim CSD, allesamt!

Von der guten Stimmung angesteckt verlasse ich am Harras den Waggon und werde oben an der Rolltreppe von einer Dame empfangen, die gerne eine Auskunft hätte. Wie kommt sie mit ihrem Tross (eine knapp 20 Personen umfassende griechische Reisegruppe) denn jetzt am besten in die Innenstadt? Hmmm? Wir erinnern uns: die Strecke zum Sendlinger Tor wird gerade saniert (Weichenbauarbeiten), Schienenersatzverkehr ist im Einsatz. Bedauerlicherweise ist der Begriff in meinem eher geringen griechischen Wortschatz nicht vorhanden. Ich bin aber, wie jede Münchnerin, auch MVV-Mitarbeiterin ehrenhalber und kann den Weg zur S7 erklären, die sie alle direkt ins Zentrum fahren wird. Das freut die Griechen, und nachdem ich die Einladung, mich ihnen für einen schönen Tag im schönen München anzuschließen, ausgeschlagen habe, scheiden wir mit vielen Efharistos voneinander.

Oben renne ich gegen einen aus fünf Ordnungskräften bestehenden Polizeikordon. Die schützen einen mit vier Mann besetzten Wahlkampfstand der AfD vor ca. zehn Demonstranten mit so schönen und wahren Plakaten wie “Rassisten sind Arschlöcher. Überall.” Wieder schlage ich was aus, nämlich den Flyer, den mir ein AfDler in die Hand zu drücken versucht, nehme aber stattdessen, schon um ihn zu ärgern, mit Dank das Blättchen der AntiFa.

Die zweite Hälfte meiner Reise verläuft ohne weitere Auffälligkeiten. In den Bus einsteigen. Gefahren werden. Am richtigen Stop den Bus verlassen. Besuch machen.

Huiui. Ich bin echt ein Haderner Landei geworden.

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