Nachlese

Das ägyptische Hotel hatte ich ausgesucht, weil es winzig klein ist, nur erwachsene Gäste beherbergt und keinerlei Unterhaltungsprogramm anbietet. Nur einen kleinen Strand (mit einem großen Meer dran), einen Pool, ein Restaurant mit wunderschöner Meerblickterrasse, fertig.

Was ich nicht bedacht hatte, ist, dass man in so einer kleinen Anlage eine, wenn auch temporäre, Nachbarschaft mit”mietet”, deren Konversation nicht leicht zu überhören ist. Ganz normale Leute, wissen Sie? Keine Russen. In dieser Saison eine große Menge Schwaben kurz vor oder ganz neu im Ruhestand. Es geht in den Dinner-Gesprächen dieser zufälligen Urlaubsbekanntschaften neben allen Sorten Zipperlein, ganz oft um den schnöden Mammut und ob das angesparte Geld denn wohl auch langen wird für das restliche Leben. (Ich hatte erwähnt, dass es Schwaben sind?)

Die Männer protzen gerne und viel mit ihren (immer wahnsinnig profitablen) Geldgeschäften. Bitcoin und Aktienhandel, EFT und Währungsgeschäfte, Prozente hier und Zinsen da. Als ihr Mann gerade in Dagobert Duck’schen Geldspeicherphantasien schwelgt, wirft seine Frau schüchtern ein: “Aber m ü s s e n wir das denn alles machen?” Die Antwort gibt der männliche des Teil des anderen Paares: “Das ist, wie wenn er mit dir Liebe macht. Das muss er auch nicht, aber wenn er es gut macht, dann ist es dir auch recht.” Darauf sie, etwas perplex: “Ja, aber da geht es doch nicht um finanziellen Zugewinn.” Ich schwöre, ich habe das wörtlich mitgeschrieben (außer dem schwäbischen Akzent, den lasse ich für meine Leserschaft gnadenhalber weg).

In derselben Konstellation tauscht man sich ein, zwei Abende später über die Tageserlebnisse aus: “Wissen Sie, 4:00 Uhr morgens aufstehen ist dieses Luxor nicht wert.” Die andere Dame hatte eine Erfahrung, die sie ganz aus der Fassung gebracht hat: “… und dann spricht der (der einheimische Bootsführer oder Fahrer, wer immer es war) auf einmal ägyptisch mit mir. Der muss doch wissen, dass das keiner versteht.” Beim Essen sind sie sich dann wieder einig. “Ich habe nichts gegen Schweinefleisch. Wir sind keine Allergiker oder gar Vegetarier. Aber das raffen die hier nicht.”

Mein persönlicher Favorit war der ein älterer Herr, der sich immer morgens ein (selbstverständlich frisch gebügeltes) Stofftaschentuch in den Badehosenbund klemmte und bei dem immer die Frau Gemahlin schuld war, wenn es, nachdem er sich zu Wasser gelassen hatte, wieder naß geworden war. “Du könntest wirklich besser aufpassen.” Dabei kann Madame, wie überraschend viele Frauen ihrer und meiner Generation, gar nicht schwimmen.

Evolution, ich habe es nun schon so oft gesagt: Ohrenklappen. Bitte.

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