Es steht außer Frage, dass Ulrich Tukur ein brillanter Schauspieler ist und dies in einer Doppelrolle als eher zurückgenommer Kommissar Felix Murot (die Angelsachsen nennen so einen “socially awkward”) und überlaut-jovialem hesselnden Gebrauchtwagenhändler Walter Boenfeld wieder einmal unter Beweis stellt. Herrlich, mit welch amüsiertem Ekel der elegante Murot im weißen Sommeranzug mit Hut (!) über die Sentenzen des ordinären Autoverkäufers lächelt und wie ihm dazwischen aber auch immer wieder die Augen übergehen, wenn dem anderen Mann im burgenderfarbenen Strizzi-Sacko bei all der Quasselei doch wieder eine fundamentale Wahrheit entweicht.
Ganz besonders schön wird es, wenn Tukur Murot spielt, der Boenfeld spielt und dessen Leben kapert. Ganz ganz wunderschön, wie er sich (meist schweigend, denn die anderen plappern genug, um die grobe Richtung anzugeben) die Codes erarbeitet. Duzt oder siezt man sich? Wer schläft auf welcher Bettseite? Zum Frühstück den Kaffee schwarz oder mit Milch und mag ich eigentlich Rührei? Wer ist ein Freund, wer tut nur so und mit wem bin ich wie und warum verfeindet? Wenn ich mit der Frau meines Doppelgängers schlafe, betrüge ich dann die Frau meines/seines Freund-Feindes, die außerdem meine/seine Geliebte ist und seine/meine Gattin mit den falschen Medikamenten in Psychosen behandelt?
Macht richtig richtig Spaß und wäre 10 Minuten kürzer genial geworden. Solchermaßen breitgetreten (ein Tatort hat einen festen Sendeplatz und dauert eineinhalb Stunden, so will es das Gesetz) ist der Eh-schon-kein-Krimi-Tatort zum ganz großen Tukur-Spektakel geraten. Schade eigentlich, das hat ihm und seinen guten Mitschauspielern eher was genommen.