Vorhin im Supermarkt. Eingekeilt in Menschenmassen, die angesichts der dräuenden Hungersnot (drei Tage ohne Einkaufen, oi gewalt!) panisch immer noch mehr Lebensmittel in ihre eh schon übervollen Einkaufswägen hineintetrissen, um meine Beine Kindervolk, das zu bereits passierten Regalen zurückgejagt wird, um noch zwei Packerl dies und drei Tüten jenes zu holen (“Nein, das doch nicht! Das andere! Das, das wir immer haben! Legs weg und geh nochmal los! Und dieses Mal bringst du aber das richtige! Schratz, elendiger!”). Dazu Beschallung mit saisonalem Liedgut. “Stille Nacht”, ja mi leckst am Oasch!
Zwischen den Liedern preist ein Herr mit ganz furchtbar morgenmoderatorfröhlicher Stimme an, was weg muß. “Einen ganzen iberischen Schinken-Jamon am Knochen! Nur Heute! Für nur noch…” “Ein Glühweinschädelwehset mit Originalgewürzen* und viel zu viel Kandiszucker!” “Warum nicht einmal ein Tattoo-Removal verschenken?” Wahaaa? Mit einem liebevollen Gedanken für den Troll, der ihnen diesen Spot untergejubelt hat und gnädig das Gespräch der beiden Damen vor mir über die Zubereitung von “Barbarenenten” überhörend, stelle ich mich in der Kassenschlange an und freue mich schon jetzt, dass ich morgen nur noch einmal kurz runter muß, um die Zeitung zu kaufen und dann nimmermehr.
Ich wünsche mir endlich Ohrenlider (Mann, Evolution, wie oft denn noch?), allen Menschen Frieden und ein Wohlgefallen und dass die ganzen zusammengehamsterten Lebensmittel tatsächlich verspeist werden (wobei wahrscheinlicher ist, dass sie den Nachfeiertagsmüllberg vergrößern).
* In meinem Hirn entsteht sofort das Bild von Gewürzfälschergangs (Deckname “Spice Boys”) in amerikanischen Hinterwäldern, die unter Führung von Walter White in Wellblechschuppen synthetische Zimtstangen und Anissterne kochen und… Ruhig, Brauner. Ganz ruhig.