Danke, Schweden!

Und auf einmal ist es dann fast schon vorbei: die letzte Exkursion in den Wald, eine allerletzte noch einmal hinunter zum See zum bisher schönsten Sonnenuntergang von allen und dann kommt die Erkenntnis, dass dies heute das Last Supper und morgen früh dann wirklich unwiederbringlich das letzte Frühstück sein wird. Dabei sind wir doch erst gefühlte drei oder so Jahre hier und die Bücher noch nicht alle ausgelesen und erst einer von den Strickpuschelsocken fast fertig und alles ist genauso, wie Tucholsky das (in inzwischen durch leider viel zu häufigen Gebrauch etwas abgenutzten Worten) geschrieben hat: Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele. Der Himmel war weiß gefleckt; wenn man von der Sonne recht schön angebraten war, kam eine Wolke, ein leichter Wind lief daher, und es wurde ein wenig kühl. Ein Hund trottete über das Gras, dahinten. ›Was ist das für einer?‹ fragte ich. – ›Das ist ein Bulldackel‹*, sagte die Prinzessin. Und dann ließen wir wieder den Wind über uns hingehen und sagten gar nichts. Das ist schön, mit jemand schweigen zu können. Aber der Wind hat gedreht, und das ist seit Mary Poppins ein untrügliches Zeichen, dass eine Abreise bevorsteht.

Christoph recherchiert die Route zum Flughafen (wir haben treffsicher den einzigen Autoverleih ausgesucht, dessen Wegbeschreibung mit den Wort beginnt: “Machen Sie alles, aber biegen Sie bloß nicht am ‘Rental Car Return-Zeichen’ ab”) und dann bricht die Welt über uns herein. Nach dem gestrigen Anschlag in Nizza, heute der Putschversuch in der Türkei und wir kleben an den Sozialen Medien und CNN (wir hätten gerne und lieber BBC World geguckt, aber bleiben stur bei ihrem Porträt vom zukünftigen Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten) und als wir endlich schlafen gehen, ist eigentlich immer noch nichts klar, außer, dass der CNN-Anchor in direkter Linie von Mayflower-Reisenden abstammen muss, denn er war schon recht entrüstet, dass da in Istanbul noch so viele Menschen auf der Straße sind – man denke: “half an hour past midnight”.

Was mir am meisten fehlen wird? Das Licht. Es wird nie wirklich dunkel; die Sonne macht irgendwann weit nach 22:00 Uhr nach einem spektakulären Abgang einer hellen Dämmerung Platz und kommt gegen 03:00 Uhr früh schon wieder zurück. Und dann das Softeis… Und die springenden Fische im Teich und die hohen hohen Baumwollfelder (okay, das letztere war gelogen, aber jeder Tag in Otterbäcken klang wie Janis’ Summertime (http://bit.ly/1eWHkYZ).

Gibt es denn an diesen schwedischen Ferien gar nichts zu meckern? Ja. Doch. Zwei Dinge. 1. Schweden bettet seine Gäste gerne sehr sehr weich und das ist nix für teutonische Reckenrücken und 2. Schweden ist Mitglied eine großen weltweiten Verschwörung. Die haben hier nämlich gar keine Elche. Nur Warnschilder.

 

* Tiere erfinden ist die einzige Pflicht, die Schweden seinen Touristen auferlegt: Unser Beitrag sind zottelflauschige Hundsschafwollponies.

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