Mahlzeit!

Die Vielebürogebäudeanordnung auf der grünen Wiese, in der unser neues Büro liegt, heißt im hiesigen Sprech “Campus” und auf einem Campus kann es natürlich keine gewöhnliche Kantine geben, sondern nur eine gehobene “Cafeteria”. “Lee’s Deli” ist ein Etablissement mit dem Charme eines chinesischen All-You-Can-Eat-Büffets. Im Kühlbereich rechts Sushi und Rohkost, im Warmbereich links eine Auswahl asiatischer Speisen im Warmhaltewasserbad. Geradeaus durch, an der “Signature Sandwich”-Theke kann man sich von fleißigen Menschen Brote nach Wunsch belegen lassen oder bestellt Burger, Hotdogs und Süppchen. Zu High Noon ist mehr Betrieb als am Stachus, und die hungrigen Silicon-Valley-Gastarbeiter aus Indien, China, den jeweiligen Drumrumnationen sowie versprengte Locals und Europäer schlichten Lauwarmes in ihre Take-out-Plastikwegwerfbehälter, denn von echtem Geschirr und Besteck aus Metall hat man bei Lee’s noch nie gehört.

Das, und der Umstand, daß man jedes Büffet spätestens nach einer Woche, ganz bestimmt aber zwei Monate nach dem Einzug auswendig kennt und sowas von über hat, führte dazu, daß meine Wochenendpflichtenliste um Vorkochen erweitert wurde. Am Anfang war mir das noch höllenlästig, außerdem bin ich kein Fan von Aufgewärmtem aus der Mikrowelle vor dem Computer, selbst wenn ich es am Vortag noch selbst gekocht und gerne gegessen habe. Inzwischen ist das ganz anders, inzwischen macht mir die Vorkocherei großen Spaß. Wir haben nämlich einen schönen großen Tisch in die Küche gestellt und ein “ongoing potluck” ausgerufen. Das heißt, jede/r bringt “homemade” food mit (indisch, chinesisch, australisch, spanisch, deutsch und so weiter), stellt es in die Mitte und jede/r legt auf den Teller, was er/sie mag oder kennenlernen will. So geht Crossover Cuisine.

lunch boxDie amerikanischen Kollegen holen sich lieber bei Lee ein Sandwich. Aufwand und Essen – das geht in diesen Köpfen einfach nicht zusammen. Vielleicht liegts einfach nur daran, daß ihnen daheim keiner eine Lunchbox richtet. Man sieht die blauweißen Dinger hier nämlich eigentlich schon sehr häufig.

Mir wurscht. Ich bin für diese Woche gerüstet: Linsensuppe nach indischer Art, koreanische Pfannkuchen mit Zwiebelröhrl und Brotpudding, Savannah-style. Ist jetzt vielleicht nicht ganz typisch deutsch, schmeckt aber.

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