Da sitzt man an einem sehr sonnigen Sonntagnachmittag mit dem neuen Pratchett im Garten und erforscht die eigene Entscheidungsfreude: will ich den Film eigentlich sehen? Also jetzt so wirklich? Und dann bekriegen sich die beiden Seelen in meiner Brust.
Seele 1: “Natürlich wollen wir den Film sehen! Da spielt doch Emma Thompson, die ich sehr schätze, P. L. Travers, die Autorin von Mary Poppins, meinem Allzeitschlechtenachttrostbuch.”
Seele 2: “Natürlich wollen wir den Film nicht sehen! Schließlich spielt Tom Hanks mit, den mag ich nicht. Außerdem spielt er ausgerechnet Walt Disney, den mag ich auch nicht und der hat auch noch die Zuckerbonbonversion von Mary Poppins mit Julie Andrews und diesem Dick, also Dick Van Dyke verbrochen.”
Dann erkläre ich meinen Seelen, daß man sich den Horizont nicht mit seinen eigenen Vorurteilen verbauen soll und wir gehen ins Kino. Nein, ich höre keine Stimmen in meinem Kopf. Wieso?
Der Film läuft in der dritten Woche, im Zuschauersaal sind wir zu dritt; interessanterweise alle drei Frauen in den Fünfzigern. Er basiert auf der wahren Entstehungsgeschichte der Mary-Poppins-Verfilmung und ist so vorhersehbar wie ein 50 Meilen langer schnurgerader Highway. Clash of Cultures, eine steife Britin (mit schlechter Kindheit) trifft in der Traumfabrik im La-La-Land auf einen Family-Value-Film-Mogul (mit schlechter Kindheit und Schnauzbart). Am Ende kriegen sie sich, alles wird gut und super-karthatisch, dazwischen liegen ein paar wirklich gelungene Szenen.
Ich weiß immer noch nicht, ob mir der Film gefallen hat. Aber Tom Hanks war klasse. Mindestens einen Punkt also für Horizonterweiterung.