Drama Queen

Minus vier Grad sei es bei ihrem Abflug in New York gewesen, schimpft meine Kollegin von der Ostküste. Das halte ich zwar auch für kalt, aber nur so lange nicht für richtig schlimm, bis ich Google Fahrenheit in Celsius konvertieren lasse – dann sind es minus zwanzig (-20) Grad und ich kann gut verstehen, wie sehr sie es genießt, daß wir heute draußen in der Sonne lunchen.

Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, warum die Amerikaner Temperatur in Fahrenheit messen. 100F klingt mit seinen drei Stellen einfach schon dramatisch viel heißer als lumpige 37 Komma irgendwas in Celsius. Und kaum ist ein negatives Vorzeichen davor, ist es richtig richtig saukalt. So sind sie halt. Alles ist größer und mehr und bunter und lauter und immer zu viel…

“Klempner müßte man sein…” Wie bitte? Ich verstehe nicht? Was ist am Klempnern so erstrebenswert? Außer, man wäre mindestens Super-Mario? Na, die seien doch zur Zeit rund um die Uhr im Einsatz und verdienten sich eine goldene Nase.  Wie bitte? Ich verstehe immer noch nicht? Sie setzt zu einer Erklärung für mich dumme Ausländerin an: nun, es sei doch kalt. Das stimmt, da kann ich folgen. Und? Und wenn es kalt wird, platzen Wasserrohre. Immer. Ich nicke verhalten – und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: klar! In meinem Häuschen sind die Wasserrohre auch außen an die Hauswand angetackert. Und so mies wie hier alles isoliert ist, ist es kein Wunder, daß bei Frost alles einfriert und platzt. Aber bei ihr, so die Kollegin, könne nichts passieren: sie lasse einfach das Wasser laufen, wenn’s fließt, kann’s nicht frieren. Ich wage zu bemerken, daß selbst Flüsse bei großer Kälte… doch sie unterbricht mich. Ein Fluß ist keine Wasserleitung und so lange Wasser läuft, friert nix ein. Moooment! Mein deutsch-grün geschultes Umweltgewissen schaudert. Ich frage nach, hoffend, daß wir beide über ein solch absurdes Verhalten gleich zusammen  lachen werden: “Du bist jetzt für zwei Wochen in Kalifornien, richtig?” – Yup. – “Und hast gestern vor deinem Abflug die Wasserhähne in deinem New Yorker Appartment aufgedreht?” – Yup. –  “Und das viele teure gute Wasser strömt jetzt ungehindert 14 Tage lang direkt aus dem Hahn in den Abfluß?”

“Ach so”, meint sie, meine Sorge verstanden zu haben glaubend: “No worries, Wasser ist in der Miete inbegriffen.”

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