Die Gaspipe-Safety-Task-Force kommt – ein Protokoll

Freitag, 16. Dezember 2011

06:30am
Das Telefon reißt mich aus dem Schlaf. WTF? Eine Automatenstimme quäkt mich an: sie sei von PG&E und wolle mich an mein Appointment heute Nachmittag erinnern. “We appreciate your patronage.” Ich appreciate gerade gar nix – das hätten sie mir doch weiß Gott später auch noch sagen können.

02:16pm
Ich stürme aus dem Büro. Freitagnachmittags sollte die Strecke in einer Dreiviertelstunde zu schaffen sein.

03:34pm
Ist sie nicht. Es scheint, als hätten alle heute ihren Arbeitsplatz früher verlassen, um einen Termin mit einer Task Force wahrzunehmen und wir haben wieder das Stauspiel gespielt. Immerhin: Kein Zettel an der Tür – das ist ein gutes Zeichen. Oder?

03:36pm
Ich geh mal nach nebenan, vielleicht weiß Nachbarin Carmen was? Ja. Tut sie. PG&E ist bis jetzt nicht aufgetaucht (was umso ärgerlicher ist, als Carmen das 12:00-04:00-Zeitfenster ‘reingedrückt bekommen hat und einen halben Tag freinehmen mußte). Das taiwanesische Paar von gegenüber stößt dazu. Sie haben ein Zeitfenster von 02:00 bis 05:00 und warten auch seit 12:00. “Better safe than sorry.” (Warum PG&E bei denen bis 05:00 kann und bei uns nur bis 04:00 wird man wahrscheinlich nie erfahren.) Wir verabreden uns in einer halben Stunde zur Lagebesprechung in der geographischen Mitte zwischen unseren Häusern auf der Straße.

04:10pm
Kein PG&E da. Wing (“like a bird’s wing, you know”) und Mary-Lou (“this is as close as it gets to my Chinese name”) waren jedoch sehr smart und haben sich die Telefonnummer des Dispatch geben lassen. Wir rufen an.

04:26pm
Unser call ist immer noch very important für PG&E.

04:38pm
Wir haben inzwischen eine kleine Nachbarschaftsstehparty auf der Straße. Sam ist dazugekommen, Lyn sowieso, Luisa (hat auch ein Zeitfenster, von 03:00 bis 06:00 – das wäre also auch gegangen) und Pedro (hat kein Zeitfenster, meint aber in letzter Zeit häufiger mal Gas zu riechen). Ich verabschiede mich kurz, zum Wäscheaufhängen. Mary-Lou ist entsetzt, ihr wurde gesagt, sie solle alle elektrischen Geräte ausstecken. “Even the TV.” Und bei mir läuft die Waschmaschine? Ich beschließe für mich, dass Unkenntnis vor Explosionen schützt und setze eine zweite Waschmaschinenladung in Gang.

04:42pm
Am anderen Ende nimmt jemand ab. Wing versucht, unser Anliegen vorzutragen, wird unterbrochen und antwortet ganz verblüfft, dass es sich nicht um einen “emergency” handle, sondern um mehrere Terminvereinbarungen. Er stellt auf Lautsprecher und wir hören, wie seine Gesprächspartnerin ihn maßregelt, dass er die falsche Nummer anrufe. Bei ihr handle es sich um eine Notfallnummer, für Appointments solle er eine gebührenfreie Nummer anrufen, die sie ihm jetzt ansagen lasse. WTF? (Eine halbe Stunde in der Warteschleife bei einem Notfall? Eigentlich ist nur überraschend, daß ich darüber immer noch überrascht bin.)

04:50pm
Carmen ergreift die Initiative und das Telefon und findet deutliche Worte. Die Dame am anderen Ende wird merklich moderater, entschuldigt sich für möglicherweise entstandene Unannehmlichkeiten. Sie werde prüfen, wo der Truck sei, “can I put you on hold for a second?” Bevor Carmen auch nur ein Wort sagen kann, dudelt Wartemusik.

05:01pm
Die Sekunde ist um, die Dame berichtet, der Truck stecke im “heavy traffic in the San Jose area”. (San Jose liegt ca. 40 Meilen weiter südlich.) Auf dem Weg nach Norden müsse er noch zwei Kunden “helfen”, danach käme er aber sofort zu uns. Nein, eine andere Task Force sei leider nicht “available.” “These guys are the Bay Area Safety Specialists.”

05:30pm
SNAFU.

06:12pm
SNAFU.
Meine Wäsche hängt, die Küche ist auch aufgeräumt, der Kühlschrank gähnend leer. Ich bin, seit wir zurück sind, noch nicht dazugekommen und sollte endlich Lebensmittel einkaufen – nach einer Woche stehen mir Toastbrot und Tütensuppen bis hier. Weiß wer schon was Neues?
Die tapfere Carmen ruft noch einmal an. Beim Dispatch läuft ein Band, man rufe außerhalb der Geschäftszeiten an (Notfallnummer, wir erinnern uns?).

07:09pm
Carmen hat wen erreicht. Das heutige Appointment sei abgesagt, man werde aber eine Ausnahme machen und stattdessen am Samstagvormittag den “safety check” durchführen. Zwischen 08:00am und 12:00noon. Das gilt für uns alle. Wing und Mary-Lou passt die Zeit, bei Luisa und mir geht’s auch, Sam kann seinen Neffen mobilisieren und Carmen hängt jetzt wieder am Telefon, um ihre Chauffeurspflichten für die Soccer- und Baseballtrainings der Buben gegen andere Zeiten zu tauschen.

So ein Sauladen! Schauen wir mal, was ich morgen zu erzählen haben werde.

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