Die Mutter meiner Palo Altaner Bekannten ist mit ihrer Tochter sturzbeleidigt. Mamá (doch der Akzent muss sein) ist eine Dame von 83 Jahren, trägt “petite” und ihr Haar im gleichen Blond wie ihre Tochter, woran sowohl Mendel wie L’Oréal einen ungefähr 50%igen Anteil haben dürften. Die Bezeichnung “Grandma” hat sie sich noch vor ihrer Alzheimererkrankung verbeten (wir unterhalten uns immer lebhaft über gemeinsame Bekannte aus der Zeit vor meiner Geburt). “Mimi” war gerade noch zulässig.
Ihre Tochter hat nun den großen Faux-pas begangen, das Alter ihrer Mutter wildfremden Menschen zu verraten (auf einem Fragebogen für eine der derzeit zur Auswahl stehenden Seniorenresidenzen) – und das ist Mamá extrem peinlich. Das tue man einfach nicht! Befragt, warum die alte Dame denn so große Schwierigkeiten mit dem Altsein habe, entriß sich der Bekanntenbrust ein schwerer Seufzer: “I really really don’t know.” Es könne möglicherweise daran liegen, dass man in der früheren Generation als alte(rnde) Frau nicht mehr wahrgenommen wurde (wörtlich: “falls off the face of the earth”) und ihre Mutter doch so gerne im Mittelpunkt stehe.
Ich habe mir so dermaßen auf die Zunge gebissen, denn sonst hätte ich erwähnen müssen, dass mir das eher eine Typ- als eine Generationsfrage zu sein scheint. Warum sonst hätte meine Bekannte an ihrem 40. Geburtstag Trauer getragen? Und wie sturzbeleidigt wäre sie dann erst mit mir gewesen?