Siesta

Über allem liegt Janis Joplins Stimme, “Su-um-mer-ti-ime”.

Die Sonne steht hoch und brennt. Die Luft steht. Hund, Katze, Schaf, Mensch, Maus, Kind, Kegel, alle müde und schwer, alle träge. Die Vöglein schweigen stille. Viel zu heiß zum Zwitschern. Der Adler hoch in den Lüften läßt sich von warmen Winden kreisen. Das Land atmet flach.

Einzig die Grillen streifen Schrillkante über Schrillader. Streifen. Streifen. Streifen. Erst, wenn sie bei Einbruch der Dämmerung wieder wie ein Mann verstummen, wird auffallen, wie laut sie in dieser Stille gewesen sind.

Andalusische Zeitrechnung

Ab jetzt ist alles langsamer.

Gemächlich purzeln nacheinander die Koffer auf das sich ruhig drehende Gepäckband und obwohl viele der Fluggäste Deutsche sind, schubst und drängelt keiner. Vielmehr freut man sich, dass nach geraumer Zeit die Habe, die man in München “aufgegeben” hatte, doch wieder zum Vorschein kommt. Gemütlich vor den Flughafen rollern, ein Zigarettchen, und da eilt sie auch schon herbei, die abholende Freundin. Mensch und Gepäck werden ins Auto verbracht und wir sind auf dem Weg zur Venta zwischen hier und daheim. Weil Hunger.

Ventas sind eine sehr feine Einrichtung. Meist ziemlich schmucklos am Wegesrand gelegen, mit großem Parkplatz, schattiger Terasse und schwer kalt klimatisiertem Innenraum kann man dort kleine und große Mahlzeiten bekommen und alles einkaufen, womit die Region an Leckereien aufzuwarten hat. Vale. Wir nehmen vom Herrn neben uns mit dem Kofferraum voller Melonen erst mal Pröbchen und dann zwei dicke große Melonen (die eigene Ernte, erfahre ich, war dieses Jahr nicht zufriedenstellend). Wie? Ja, doch, wir wollen trotz der vom Kellner sehr bestöhnten “Calor” draußen sitzen bleiben. Nein, nicht drin im Kalten. Wir bestellen viel Wasser wg. Calor und außerdem vier halbe Portionen dies und das, die wir dann – draußen unter milder Sonne und umspielt von einem milden Lüftchen, mit Mühe aufgegessen bekommen. Verstehen kann er diese Frischluftobsession nicht. Nicht mal, als er uns Kaffee bringt. Dabei ist es doch sooooo schön! Hach!

Die Landschaft, durch die wir gefahren sind, hat diese wunderschöne sonnengilbe Bleiche, die mich so sehr an die kalifornischen Nachsommer erinnert. Hach! Und hat sich dennoch verändert: EU-Subventionen sind auch in Andalusien angekommen: viele der alten Olivenhaine sind verschwunden, an ihre Stelle sind neu gepflanzte Obstplantagen getreten, in Reih und Glied, von Lebensmittelkonzernen betrieben. Wo früher Sonnenblumen und Baumwolle oder einfach nichts fast wie wild wucherten, wächst jetzt bewässerungsbedürftiges anderes Gut. Der einst mächtig blaustrahlende Stausee am Fuße von Karins Berg ist zu einem lumpigen Stautümpel verkommen.

Angekommen, begrüße ich Pferde, Katze, Boyfriend, Hunde, Haus, packe meinen Koffer aus und wechsle ins leichte Flattergewand, das ich in nächster Zukunft nicht mehr abzulegen gedenke. Hallo Pool. Mein alter Freund. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen und ich werde bestimmt auch nicht mehr frieren, sobald ich es raus habe, wie man nah an der Oberfläche schwimmt, wo die leichte Pool-Sommerdecke das Wasser warmgehalten hat. So verwirble ich mit meinem aktiven Stil erst mal kalte und warme Wasserschichten bin bald stärker abgekühlt, als geplant. Nun ja, ich bin ja auch noch neu hier.

Zur Zeit weht hier aus dem Westen “El Poniente”, der sich tagsüber als stetes erfrischendes Windchen zeigt. Wenn es dunkel wird: Kuschelhoodie.

Des Abends ist alles wie immer, Zahara von gegenüber schmeißt sich ins hübsche Lichtgewand, die Schafe nebenan gehen laut mähend zur Ruhe (ich schätze, die zählen durch und fallen dabei in ihren Schafschlaf), die Hunde von den Hügeln gegenüber geben ihre Lagemeldungen durch (alles in Ordnung, wie es scheint) und die Dorfjugend dreht die Bässe auf. Bei uns gibt es unter sternenklarem Himmel Nachspeisen, Melone, natürlich, und feinsten Quittencrumble und dann gehen selbst wir rein und schlafen.

Und jetzt ist die erste Nacht schon vorbei, die Sonne lacht, die Hunde und Schafe rundrum sind auch schon wach und mich hat das Geräusch scheppernder Blechnäpfe auf Fliesenboden aus dem Bett geholt. Wenn wir uns ranhalten, schaffen wir es sicher noch, vor Mittag zu frühstücken. Wenn nicht, dann nicht.

Ich bin jetzt auf andalusischer Zeit.

Ready to go

Soooo. Koffer gepackt, kiloweise Schokolade, Gelierzucker, Haribo (kenne ich noch von meiner Diasporawunschliste), ein paar luftige Klamotten. Sobald ich meine letzten Zu-Tun-Gang für heute beendet haben werde, kommen die roten Sandalen noch rein, dann mach ich ihn zu.

Check-In abgeschlossen, Boarding Pass ausgedruckt.

Duolingo sagt, ich hätte lange genug Spanisch gelernt und soll jetzt endlich sprechen üben.

Gewählt habe ich auch.

Ich wär dann soweit.

Sevilla ya voy!

Wie meinen?

Was bitte ist unter einer “Krise des sexuellen Mißbrauchs” zu verstehen? Waren die Zahlen rückläufig? Was anderes?

Schon 20 Jahre alt und jetzt endlich entdeckt “Slings and Arrows”

Hach!, Hach! und Hach! ad inf.

Wenn jemand den Auftrag bekommen hätte, eine Fernsehserie für mich ganz allein zu entwickeln, dann wäre “Slings and Arrows” dabei herausgekommen. Eine kanadische Serie aus den Jahren 2003 bis 2006, insgesamt drei Staffeln à je sechs Folgen und aufgehört als es am schönsten war.

Sie spielt am/im/um das Rose Theatre der fiktiven Stadt Burbank und in jeder Staffel spielt neben großartig besetzten und spielenden Schauspielern eines der großen Shakespeare-Stücke die Hauptrolle. Hamlet, Macbeth, Lear. Es wird mit jeder Staffel toller (im Wortsinn). Alle Gefühle mindestens überlebensgroß, alles Drama dramatischer, alle Liebe tiefer, aller Hass furchtbarer, und ein jeder auf seine Art Beute seines Wahns, außerdem – seit Hamlet – ein veritabler Geist.

Es ist die helle Freude. Dazu Humor in allen Farben von leicht-hell-freundlich bis ganz dunkelschwarz. Ich war sehr traurig, als ich mich verabschieden musste.

Verleihe die DVDs (englisch) schweren Herzens und gegen mindestens einen Erstgeborenen als Pfand ausschließlich an vertrauenswürdige Personen.

Ommm!

Experten raten, sich während seiner Pausen mit Dingen abzulenken, die so ganz und gar nichts mit der vorherigen Tätigkeit zu tun haben und auf diese Weise zu entspannen. Sollte es Experten geben, die dazu nicht raten, wäre es an der Zeit, deren Expertentum zu hinterfragen. Falls wem nichts zum Ablenken einfällt, kein Problem, ich bin seit neuestem Expertin in einer fulminanten Entspannungstechnik und gebe meine Erkenntnisse gerne weiter.

Also Temu. Wer noch nicht von Temu gehört hat, was wirklich schwierig ist, weil sie seit geraumer Zeit das Internet geradezu mit ihrer Werbung tränken, den kläre ich gerne auf: Temu (ausgesprochen tee-moo) kommt aus China und ist ein riesengroßer Online-Bazar für vollkommen nutzlose Billig-Produkte. Ein idealer Tummelplatz für Schnäppchenjäger, die noch nicht genug Kruscht zu Hause haben. Das Zeug, wiewohl vom anderen Ende der Welt, ist binnen weniger Tage beim Online-Shopper, der Versand ist kostenlos und wer sich Gedanken über seinen CO2-Fußabdruck macht, ist dort vollkommen verkehrt.

Ich für meinen Teil verbringe auf dieser Website inzwischen schon mal öfter meine Mittagspause und bin zutiefst ergötzt, wenn ich alleine Kategorien wie diese finde:

Oder ich spiele Such- und Findespiele wie zum Beispiel, mit wievielen Teilen ich meine Schubladen vollstopfen könnte und deren Aufgaben ich mit einem simplen Küchenmesser erledige. Bananenschäler, Kiwischlitzer, Melonenmusterer, Pfefferentkerner, Mango Corer, Avocado-Sparhalter, Obstentferner, Bohnen Ripper und so viele wunderbare unnütze Dinge mehr – mein derzeitiger Liebling ist ein “Edelstahl-Erdbeerentkerner”.

Aber genug aus der Welt der Viktualien. Jetzt wollen wir einmal in die wirklich reichhaltige Produktpalette eintauchen. Textiles, anyone? Kurvenreiche Klamotten? Mundhalspullover mit Flickwerk Reißverschluß?

Hamma alles. Auch Kosmetik, ganz friedlich, ohne Qual.

Wenn mein Arbeitstag bis dahin schon ganz besonders schlimm war, lese ich Bewertungen. Die meisten scheinen zwei bis drei automatische Übersetzungen durchlaufen zu haben und machen wirklich Spaß. Diese hier, zum Beispiel – es geht um eine Kosmetiktasche:

So, und nun ist es an der Zeit, meine Favoriten aus meiner noch nicht allzu langen Bekanntschaft mit Temu zu krönen. Auf Platz 3, das Kinderspielzeug mit der integrierten Kettensäge im Hirn. Leidet offensichtlich beim Versand, es wurde häufiger moniert, dass die Säge abgeknickt eintraf.

Auf Platz 2 das Highlight für die Innere Innenarchitektin. Sofaplüschkissen im Gegrillte-Broiler-Schenkel-Design.

Und, ungeschlagen bis dato auf Platz 1, das Hilfsmittel, auf das alle gewartet haben, die bis dato geköpfte Kullerköpfe für die Stangen vor dem Stadttor frisieren mußten. Voilà!

Na? Zuviel versprochen? Wer jetzt nicht tiefenentspannt ist, ist selber schuld. Hah!

Wenn Maschinen Spaß haben…

Vorhin rief mich wohl versehentlich das Handy eines Kollegen aus dem Auto via Teams an. Ich war nicht am Platz, also hat der zuständige Künstliche Depp die Nachricht für mich aufgenommen und transkribiert.

Und so, Ladies and Gentlemen, klingen die Verkehrsnachrichten aus dem Autoradio, wenn die Gerätschaften miteinander Stille Post spielen.

Ich hab keine Service. Einstein sorgt für Behinderungen auf der Art nach oben, das ist von Stuttgart in Richtung Dortmund zwischen Pforzheim Ost und Nord die geil. Und aufpassen auf der einen und den Dingen Raum Stuttgart Schneedecke keinerlei Echt ist. Auch die Staus angezeigt in Richtung Frankfurt zwischen Karlsruhe noch jut Meter floh Wecker in der Gegenrichtung auf der A 5 zwischen Bruchsal und Karlsruhe Nord dauert hier durch die Baustelle 3 Kilometer Staub und auf der B 31 a in Freiburg zwischen Freiburg, Landwasser und Freiburg Mitte Hauptbahnhof haben wir immer noch 3 Kilometer Stau und alle Verkehrsmeldungen oder in unserer hätte wieder ein Pferd gute und sichere Fahrt. Das Wetter für. Oh Gott. Paul. Ach doch, Baustelle auf der 60.

Ich schmeiße mich noch immer weg…

Noch sechs Mal Aufstehen,

davon das sechste Mal affenfrüh, weil umd 06:10 Uhr die S-Bahn zum Flughafen losfährt. (Kleines Stoßgebet schon jetzt eingeschlossen: hoffentlich!)

Eben den Koffer aus dem Keller geholt und abgestaubt. Check. Die Stapel liegen auch schon bereit. Check. Das Nötigste an leichten und luftigen Klamotten, denn in Andalusien verstehen sie ihr Wettergeschäft und verlängern den Sommer sowie die drei großen “B”: Badesachen, Bücher, Bringsel. Check.

Also von mir aus kann es losgehen.

Maßeinheiten

Klein Fritzchen wird geprüft. Er soll Einheiten aufsagen, mit denen Zeit gemessen wird.

“Das Jahr, der Monat, die Stunde, der Papstgehalt, die Sekunde, die…” – “Moment mal”, unterbricht die Lehrerin, “was war das Vorletzte nochmal?”

Statt einer Antwort zeigt der kleine clevere Fritz dieses Beweisfoto: