Allen, die mich kennen, habe ich irgendwann die Lektüre dieses kurzen Aufsatzes von Kurt Tucholsky empfohlen (s. https://flockblog.de/?p=45497) – man kann den übrigens auch mehrfach lesen.
Treffender habe ich diese paar letzten Sommertage noch nie und nirgends beschrieben gefunden.
Inzwischen habe ich gelernt, dass es diese 5. Jahreszeit in Spanien auch gibt. Sie heißt El veranillo del membrillo, Quittensommer.
Das letzte Mal, als Karin mich vor ziemlich genau vier Jahren mit in den Spanisch-Unterricht für Ausländer zu Rafa (https://dalealalengua.es/en/about/) mitgenommen hatte, war ich anschließend noch ganz hoffnungsfroh, dass ich auch mal Spanisch sprechen werde (s. https://flockblog.de/?p=39744). Seit gestern glaube ich das nicht mehr so recht.
Die Klasse, bestehend aus Elsa aus Schottland und Karin aus Deutschland wird kurz vor Weihnachten Kursbuch Nummer fünf abgeschlossen haben. Ich dümpele gefühlt mit meinen App-trainierten Kenntnissen noch am Anfang von Band eins herum. Hmmmppfff.
Aber ein bißchen was habe ich gestern doch gelernt. In Spanien, einer langen Zeit durch Ackerbau und Viehzucht geprägte Gesellschaft, leiten sich viele Sprichwörter vom Wetter ab. Manche davon finden sich in anderen Sprache so gut wie wortgleich, wie die eine Schwalbe, die noch keinen Sommer macht (“Una golondrina no hace verano”, “One swallow doesn’t make a summer”), andere hingegen muss man sich erst erschließen, wie, dass die Geschmäcker verschieden sind im Spanischen daher hergeleitet wird, dass es niemals allen recht ist, wenn es regnet (“Nunca llueve a gusto des todos”).
Mein Favorit aus der gestrigen Lektion war “Cuando el grajo vuela bajo, hace un frío del carajo.” Politisch korrekt übersetzt heißt das sowas wie “Wenn der Rabe tief fliegt, ist es recht kalt.” Weil aber politisch korrekt und Volksmund eher nie gut zusammengehen, und Elsa eine ganz fixe ist, wußte sie auch sofort die passende englische Übersetzung: “You freeze your balls off”.
Als Hausaufgabe sollen wir für die nächste Stunde drei Sprichwörter aus der eigenen Muttersprache mitbringen, die sich irgendwie ums Wetter drehen. Karin und ich waren uns bei der ersten Bauernregel sofort einig: “Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter. Oder es bleibt wie es ist.”
Die anderen beiden fallen uns schon auch noch ein.
Google hat sein Spanisch wohl auch bei einer App gelernt:
Der Tag auf dem andalusischen Berg beginnt mit dem Füttern des Zoos. Nicht, dass ich hier irgendwelche Pflichten hätte, aber spätestens, wenn die Herren Hunde (“The Boys”) mit dem lauten Scheppern ihrer Blechnäpfe auf dem Fliesenboden ihr Mißfallen über die viel zu kleinen Frühstücksportionen ausdrücken (“Ist da wirklich nichts mehr drin? Wirklich? Und Nachschlag gibt es auch nicht? Wirklich?”), ist es auch für den Gast an der Zeit, endlich aufzustehen. Es müssen Granatäpfel entkernt, Feigen und Melonen in mundgerechte Portionen geschnipselt und Kaffee gekocht werden, damit auch die Menschen ein Frühstück bekommen. Und eilig, denn bald ist Zeit für die “Tapas” der “Girls” (die Stuten Gilia, genannt “El Pony”, weil sie sich benimmt wie ein halbstarker Lümmel, und Bibi, genannt Bibi, weil sie eine Bibi ist) – und wenn die nicht rechtzeitig serviert werden, schreibt Pony häßliche Bewertungen (“Null Punkte sind für diesen Service noch zu viel”) und wiehert die umliegenden Hügel flach.
Soweit ein normaler Morgen.
Gestern hingegen drifteten meine Halbschlafträume Richtung Luftkrieg und wahrhaftig, Tiefflieger über’m Haus. Einmal, zweimal, dreimal – dann war ich wach und ging doch mal nachsehen.
Also, es ist so: viele der hiesigen Bauern sind in einer Cooperativa zusammengeschlossen. Und diese Genossenschaft beauftragt regelmäßig einen “Crop Sprayer”, der auf den weitflächigen Grundstücken Ungeziefer- bzw. Unkrautvernichtungszeug ausbringt. Offensichtlich handelt es sich bei den Piloten um besonders scharfsichtige Menschen – wie könnten sie sonst den zu besprühenden Normalhektar von Jaime vom Demeterhektar von Diego unterscheiden? Man möchte einfach glauben, dass sie es tun.
Und nun, wo wir alle hellwach sind, gibt es Frühstück. Nachher ist Schule.