The Sound of Anderswo

Der Tag auf dem andalusischen Berg beginnt mit dem Füttern des Zoos. Nicht, dass ich hier irgendwelche Pflichten hätte, aber spätestens, wenn die Herren Hunde (“The Boys”) mit dem lauten Scheppern ihrer Blechnäpfe auf dem Fliesenboden ihr Mißfallen über die viel zu kleinen Frühstücksportionen ausdrücken (“Ist da wirklich nichts mehr drin? Wirklich? Und Nachschlag gibt es auch nicht? Wirklich?”), ist es auch für den Gast an der Zeit, endlich aufzustehen. Es müssen Granatäpfel entkernt, Feigen und Melonen in mundgerechte Portionen geschnipselt und Kaffee gekocht werden, damit auch die Menschen ein Frühstück bekommen. Und eilig, denn bald ist Zeit für die “Tapas” der “Girls” (die Stuten Gilia, genannt “El Pony”, weil sie sich benimmt wie ein halbstarker Lümmel, und Bibi, genannt Bibi, weil sie eine Bibi ist) – und wenn die nicht rechtzeitig serviert werden, schreibt Pony häßliche Bewertungen (“Null Punkte sind für diesen Service noch zu viel”) und wiehert die umliegenden Hügel flach.

Soweit ein normaler Morgen.

Gestern hingegen drifteten meine Halbschlafträume Richtung Luftkrieg und wahrhaftig, Tiefflieger über’m Haus. Einmal, zweimal, dreimal – dann war ich wach und ging doch mal nachsehen.

Also, es ist so: viele der hiesigen Bauern sind in einer Cooperativa zusammengeschlossen. Und diese Genossenschaft beauftragt regelmäßig einen “Crop Sprayer”, der auf den weitflächigen Grundstücken Ungeziefer- bzw. Unkrautvernichtungszeug ausbringt. Offensichtlich handelt es sich bei den Piloten um besonders scharfsichtige Menschen – wie könnten sie sonst den zu besprühenden Normalhektar von Jaime vom Demeterhektar von Diego unterscheiden? Man möchte einfach glauben, dass sie es tun.

Und nun, wo wir alle hellwach sind, gibt es Frühstück. Nachher ist Schule.

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