Noisy Night

Heute Nacht war der Teufel los! Regen ohne Ende, ach was, Wasserschwälle Goethe’schen Ausmaßes gegen Blechdach, Betonboden, Hauswand und Fenster. Pumpi, die Pumpe* im Dauerbetrieb, mit einem Geräusch, das man sich vorstellen muß wie ein leichtes verschleimtes Startgurgeln, gefolgt von rhythmischem Gluckern, das schließlich mit einem Aufstöhnen zum Halt kommt. Pause. Darüber döst man weg, bis einen das nächste verschleimte Startgurgeln wieder weckt. (Sam und ich haben uns vorhin darüber unterhalten, daß unsere Pumpen uns zwar den Schlaf rauben, wir aber immer mit einem Lächeln wieder in die Kissen sinken – “Ah. Good. It’s working!”.)

Im umnebelten Halbschlaf beschlossen, morgens nachzusehen, ob die Ringe für die Ruder noch fest und stabil sind, falls meine kleine Arche hier demnächst abhebt. Heute früh leicht verwirrt im Garten gestanden – was wollte ich unbedingt nochmal bei der nächsten Regenpause hier draußen?

Was immer, es ist wurscht, das mache ich morgen. Es schüttet schon wieder. s. hier: 20121222 Rain2 (hinten) oder auch mit Blick nach vorne:

*Mein Häuschen liegt unter dem Meeresspiegel. Deswegen muß Regenwasser nach vorne auf die Straße gepumpt werden, damit es ordnungsgemäß in die Gullis abfließen kann und nicht unter dem Haus stehenbleibt (sonst: Moder, Moskitos, kalter Fußboden, Gestank).

In the ‘Hood

Eigentlich bin ich vorhin bloß schnell losgegangen, um meinen Nachbarn ein paar selbstgebackene Plätzchen zu bringen (in Lyns Fall mit einem sündigen Fläschchen Wein dazu, weil sie’s doch gar so mag und sich selbst nicht gönnt). Lyn hat umgehend für morgen zum Adventskaffee geladen (sie muß heute noch schauen, was sie beim “Take Home Table” im Senior Center abstauben kann – ich hoffe, es ist weder Maisbrot noch Cinamon Rolls; beides ist für meinen europäischen Gaumen ungenießbar).

Carmen war ein bissele im Streß, weil sie gerade die letzten Tamales für den Tamales-School-Fundraiser zum Ausfahren in den Familienvan verladen hat (die Klasse ihres Kleinen plant nächstes Jahr einen “Field Trip” nach Washington, DC und die Schule hat natürlich für sowas kein Geld, da müssen die Eltern schon selbst ran. Der Ausflug kostet ca. $2,000.00 pro Kind.).*

Letzte Station: Sams Häuschen. Der war gerade dabei, Mittagessen zu kochen: Bohnensuppe (Klischee, aber was will man machen), Guacamole, Tortillas und ich habe jetzt sowohl den Bauch voll (“sit down, eat soup”) als auch meine Gemüse- und Obstvorräte für die nächsten freien Tage reichlich aufgestockt (ich muß am 26. schon wieder arbeiten).

Jedes Mal, wenn ich im Stau fluchend kontempliere, weiter nach Süden und damit näher zum Büro zu ziehen, muß ich nur kurz an meine tollen Nachbarn denken und dann verwerfe ich den Gedanken wieder.

 

* Für Carmen ist das eine Herzenssache: sie ist seinerzeit auch auf diese Schule gegangen und ihre Eltern konnten es sich nicht leisten, sie nach DC mitzuschicken (vier Kinder und eine fette Hypothek). Deshalb sollte Javier unbedingt mit! Auch wenn Francisco im Oktober seinen Job verloren hat und derzeit nur Gelegenheitsarbeiten bekommt und sie letztes Wochenende auch noch die Uroma beerdigen mußten. Sie hat die Werbetrommel gerührt, Flyers gemacht, Vorbestellungen angenommen und – mit der Hilfe ihrer Mutter, zweier Schwestern, zweier Nichten und Franciscos – binnen dreier Tage gut 100 Dutzend Tamales zubereitet.

Sam und ich haben eben auch je ein Dutzend bekommen (“You guys should try what we’ve been working on for 3 days in a row)”. YUMMIE!

Das Geld haben sie fast zusammen, bis auf knapp $300. Und bis bezahlt werden muß, schaffen sie das auch noch.

Im Zweifelsfall mit weiterer Unterstützung aus der Nachbarschaft.

Noch 26 Blogposts…

und dann habe ich die 2000 voll.

Mit dem, was ich noch auf Halde und im Kopf habe, schaffe ich das dieses Jahr noch lässig.

Viel Spaß beim Lesen!

Home for Christmas?

Laut Flugplan hätte Tonis United-Airlines-Flug um 13:50 Uhr in San Francisco abheben sollen. Hat er nicht. Warum?
(Es folgt ein Trauerspiel in zwei SMS.)

“So, die haben jetzt was mit dem Flugzeug; mal sehen wie das weiter geht…”

“Kapitän erklärt, dass sie die Emergency-Lichter reparieren müssen. Und wo er schonmal da ist, kann man sein Kind daneben stellen und Fotos machen…”

Toni ist bekanntermaßen photoscheu. Deswegen gibt es wahrscheinlich keine Aufnahme seines enttäuschten Gesichts, weil er wegen des um knapp drei Stunden verspäteten Abflugs seinen Anschlußflug nach Leipzig sicher verpaßt. Aber dafür gab es im Flugzeug Blinkelichtlein.

Wünsche trotzdem eine gute Reise gehabt zu haben.

frickin’ cold

Nachtfrost! Bei uns in Weichei-Country.

Keiner weiß so recht damit umzugehen, man behilft sich irgendwie. Ich zum Beispiel erkratze freie Sicht für mein Auto mit Dr. Oetkers Teigschaber Nr. 5, der Nachbar drei Häuser weiter spritzt seinen vereisten Pick-up mit dem Gartenschlauch ab (in Jeans, Stiefeln, Feinrippunterhemd, Basecap und Fleece-Handschuhen). Im nächsten Block hantiert eine winzige Asiatin im Polardaunenparka (die Fellkapuze fest zugezurrt) mit Kleenextüchlein an den Fenstern ihres Monstergeländewagens herum. (Soweit sie eben hinaufreicht.) Tupf, Fallenlaß. Tupf, Fallenlaß. Tupf, Fallenlaß, Windstoß. Scheint nicht die erst Bö zu sein, denn die graue Nebelmorgenstraße ist gesprenkelt in hell- und dunkelorange, -rot, -pink, -gelb. Wie gut, daß sie in weiser Voraussicht Zellstoff aus der “Fireplace Edition” gewählt hat, das macht den kalten Tag gleich viel freundlicher. (NOT!)

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Quellen hört man, daß im Gemeinderat demnächst die Umbenennung in San Siberia beschlossen werden soll.

Ethnologie

Während der Deutsche, dieser Musterschüler unter den Nationen, bei einer nahenden Erkältung in der Apotheke ein Fläschchen “Umckaloabo” erheischt (unter Einsatz des korrekten Klicklauts), geht der amerikanische Simplizissimus (“Joe Sixpack”) in den Supermarkt und findet auf den vielen Regalmetern “Cough and Flu Medicine” irgendeinen Chemieknaller zur Symptomunterdrückung im Sonderangebot. Der – vor allem hier in der Gegend immer häufiger gesichtete – Homo Americanus Homöopathicus hingegen sucht den WholeFoods seines Vertrauens auf (oder Amazon) und besorgt sich “Umcka”.

Blöd ist das nicht: erstens läßt sich alles abkürzen (s. “kthxbai”) und wenn man sich zweitens ohnehin schon nicht wohlfühlt, sollte man die Medizin auch bekommen können, ohne Zulu zu sprechen.

Kind im Brunnen

Nicht nur in Politik und Medien waren letztes Wochenende Schußwaffen das Hauptthema, sondern auch in San Francisco und Oakland. Hier ging es, genauer gesagt, um deren Rückkauf. Im Rahmen des von privaten Spendern finanzierten “gun buyback program” konnte jeder, der wollte bis zu drei gebrauchsfähige Schußwaffen gegen eine Belohnung von $200 pro Stück an das SFPD zur Vernichtung zurückgeben. Anonym. “No questions asked.”

Ob’s dem Newtown-Elementary-School-Massaker zuzuschreiben ist oder dem Umstand, daß zur Zeit eh jeder in Sachen Weihnachtseinkäufe unterwegs ist, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall standen Rückgabewillige bis zu sechs Stunden lang in der Warteschlange und den Bullen ging mittendrin das Geld aus. Sie mußten IOUs ausgeben (Schuldscheine, die Abkürzung ist angelehnt an “I owe you”).

Ausbeute: 349 Handfeuerwaffen, 149 Gewehre (“rifle”), 92 Schrotflinten (“shotgun”).

Wie sagt man hier so schön: It’s a start.

Muchas gracias, Enid and Mike!

Piñatas sind knallbunte Figuren aus Pappmaché, reichlich mit Süßigkeiten gefüllt, die die Kinder aus spanischsprachigen Ländern bei Festen mit Stöcken, Spaß und viel viel Geschrei aus ihnen herausprügeln. In jedem mexikanischen Supermarkt hängen sie in unzähligen Varianten von der Decke.

 

Warnung: Bei manchen Menschen muß man ganz arg aufpassen!

Bei Menschen wie Enid zum Beispiel  empfiehlt sich die Wachsamkeit eines Haftlmachers. (Treue Leser erinnern sich: Enid ist Christophs ehemalige Mitbewohnerin, die wir letzten Dezember in Puerto Rico besucht haben.) Da erwähnt man beiläufig in einem Nebensatz, daß man sich immer immer schon (na ja, also seit ich von den Dingern weiß) eine Piñata gewünscht, aber noch nie eine bekommen habe. Und was passiert? Heute haben Enid und Mike mir diese riesengroße (150 cm hoch und ein rechter Bauchumfang) Santa-Piñata geschenkt.

Mike hat zum Abschied empfohlen, Santa unterhalb der Gürtellinie zu schlagen – “The good stuff is in his pants.”

Werde ich machen. Mit Freude. Auf ihn mit Gebrüll!