Ach, Albert,

Du hast ja so recht. Aber warum müssen ausgerechnet die Wochenenden immer so extra schnell vorbei sein? (Es fühlt sich eher an, als flöge die Zeit und nicht, als flösse sie wie vorgesehen.)

Dabei wäre ich gerne ins Kino gegangen, hätte gerne regelmäßige Mahlzeiten (sorry, Toni, es hat wieder nicht geklappt) zu mir genommen und den guten Vorsatz, den Burlingame Aquatic Club auszuprobieren, nicht schon wieder auf nächste Woche verschoben.

To whom it may concern: Könnte ich das nächste Wochenende in SloMo haben, bitte?

Heute back’ ich noch mal (Brauen ist verschoben)

Weil man ein gut organisierter Mensch ist, liest man zunächst die Rezepte nach und schaut dann sicherheitshalber in den Schränken, ob auch alles im Haus ist. Zucker und Salz, Butter und Schmalz, Ameise, Eier und Mehl, noch eine Ameise – Halt a mal: Zum Safran nachschauen komme ich gar nicht: die Drecksviecher haben mal wieder zur Invasion geblasen. Fuck! Erst mal den Lebensmittelschrank komplett ausräumen.

Halb so schlimm: Teebeutel, Nudeln, Reis, Konserven, Nuß und Mandelkern haben sie zufrieden gelassen, an Mehl waren sie nicht interessiert, in der Zuckerdose sieht’s allerdings aus wie animierter Ant Font in 3D. (Es handelt sich um eine Blechdose, fest verschlossen. Man fragt sich immer, wie sie’s doch schaffen.) Hmmm. Aussieben? Angesichts der Heikligkeit mancher Menschen, die meine Plätzchen mit Genuß essen sollen, verwerfe ich den Gedanken kaum, daß er aufblitzt. Also schnell zum Seven/Eleven, Zucker nachkaufen. Umziehen? Für den unausgeschlafenen Typen an der Kasse und die übliche Kundschaft in diesem Etablissement? Quatsch! Ich will nicht behaupten, daß ich overdressed war, aber meine Jogginghose war wenigstens sauber und ich trug eine dem Wetter angemessene Regenjacke.

So, endlich alles beieinander. Ameisen ignorieren und Teig rühren. War nicht einfach: Der süße Duft muß die Viecher zum Wahnsinn und auch noch den letzten greisen Ameisenopa aus dem Bau getrieben haben – die Straßen wuchsen in jede Richtung auf vier und fünf Spuren an. Trotzdem, ignorieren, das Gerührte kneten und dann kalt stellen.

Das zweite Rezept ist wesentlich aufwendiger. Es beginnt damit, daß im Wasserbad Eiweiß und Zucker mit einem Schneebesen solange verrührt werden, bis die Masse honigartige Konsistenz annimmt. Das dauert immer wesentlich länger, als man vermutet und erlaubt beim Rühren einen unverstellten Blick auf die schwarzen Massen, die durch den fast leeren Schrank marodieren. Es sind scheint’s schon wieder mehr geworden, daß ich Datteln hacke müssen nun selbst die hartnäsigsten gewittert haben. Hah, endlich! Die Konsistenz stimmt, nun Nüsse, Mandeln, Datteln, Gewürze unterheben und aus dem Baatz kleine Bällchen formen, die dann auf dem Blech vor dem Backen ein wenig vortrocknen sollen. Trockendauer: ungefähr zwei schöne lange Telefonate mit Freunden in Deutschland. (Beim zweiten Telefonat Ameisenköder aufgestellt und den Schrank zugemacht – es war nicht mehr zum Ansehen.)

Weiter mit dem zweiten Teig. Der sollte eine Viertelstunde abkühlen, hat aber etwas über fünf Stunden im Kühlschrank geruht und ist jetzt steinhart. Macht nix, als Frau weiß man mit dem Nudelholz umzugehen. Klischee, aber was will man machen.* Sternchen, Madeleines und Boxhandschuhe ausgestochen, fein mit Ei bestrichen, flugs gebacken und fertig sind:

Oriental Delight und Feines Schwäbisches Teebrot
(So fein, daß im schwäbischen (!) Backbuch steht: “Man spare für dieses Rezept nicht mit der Butter”.)

*(This one’s for you, Matthias.)

Second Amendment – Nachtrag

Gerade eben zugesehen wie am Waffenladen am Camino Real in San Bruno ein mit Tannenreisern und weiß-rot gestreiften Zuckerstangen verziertes Ausverkaufswerbebanner angebracht wird: “Season Sale – 10 days only!” Sehr angemessen. Damit kann jeder für die weihnachtlichen Familientragödie hinreichend aufrüsten. Denn, wie die Sprecher der National Rifle Association (NRA) heute wieder lauthals ihr Credo herunterleiern: Waffen sind nicht schuld. Nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen. (Siehe hierzu das sehr gängige Idiom: “This is like taking a knife to a gun fight” das für ein aussichtsloses Unterfangen steht.)

Alles wieder gut, keiner muß sich mit einem lächerlichen Messer begnügen. Beim “Season Sale” gibt es Glocks gerade sehr günstig und wer noch ein Geschenkerl braucht, bekommt die zweite zum halben Preis.

Second Amendment

A well regulated militia being necessary to the security of a free state, the right of the people to keep and bear arms shall not be infringed.”

Newtown, CT, Sandy Hook Elementary School: 27 Tote, 1 Glock 9mm, 1 Sig Sauer 9mm, 1 Remington 223mm.

Ich bin sehr gespannt, ob Obama, nachdem die nächsten Wahlen erst in vier Jahren anstehen und er nach der 2. Amtszeit nicht mehr kandidieren darf, sich dieses Mal mit der Waffenlobby anlegt und die Gesetze verschärft.

Gespannt, aber nicht optimistisch.

Abfent, Abfent (7)

Santa Claus is coming to town. Und zwar diesen Samstag. Und zwar alle Kläuse. (Hunderte von Menschen in roten Kutten mit Zipfelmützen und Puschelbärten). In San Francisco ist nämlich “SantaCon” or ”Santarchy”, auch die “Rote Flut” genannt. (http://bit.ly/flmn)

Damit nichts schiefgeht, hat der Ober-Santa ein Regelwerk aufgestellt, im Detail unter dem Link oben nachzulesen, im großen ganzen aber eigentlich nur bestehend aus:

Remember the 5 F’s!
– Don’t Fuck with police.
– Don’t Fuck with kids.
– Don’t Fuck with security.
– Don’t Fuck with bartenders.
– Don’t Fuck with Santa.

Klingt eher lustfrei, oder? Kann ich mir allerdings bei den San Franziskanern gar nicht vorstellen, vor allem, wo doch der Nacktenbann (http://bit.ly/SY0YKv) erst ab Februar in Kraft tritt. Die werden ihre Glocken schon zu schwingen wissen. Wo ich gerade dabei bin: Daß es bei den Autozierhodenherstellern (http://bit.ly/TfeAQ6) kein Weihnachtsmodell gibt, hat mich gewundert – das ist doch ganz klar eine Marktlücke.

Wenn Haus, Baum, Vorgarten, Haustier (oh yes! s. http://bit.ly/SY2tZa) und der Amerikaner selbst weihnachtlich geschmückt sind, kommt das Auto dran. Das haben wir selbst gesehen, so einer parkt immer beim Büro ums Eck.

Wer hat Santacon erfunden? Halt, nicht voreilig antworten. Schweizer ist falsch. In Amerika sind’s nämlich immer die New Yorker…

PS: Das Liederbuch ist einen Blick wert: http://bit.ly/Znmlc4 – hingehen werd’ ich wohl eher nicht. Zuviel geweihnachte und viiieeel zu kalt. (Heute morgen habe ich Raureif auf dem Auto vorgefunden und es war gerade mal 4°C – wahrscheinlich war ich einfach viel zu früh dran. Hoffentlich ist Toni bald wieder gesund!)

Abfent, Abfent (6)

Kalt draußen? Holz holen? Feuerchen machen? Wie, geht nicht? Weil kein Kamin? Das ist doch kein Problem, solange ein Fernseher im Haus ist.

Auf TV36 gibt’s auh dieses Jahr wieder “The Holiday Log in HD”, also ein prasselndes Fernseh-Feuerchen mit classic holiday music from Bing Crosby, Mariah Carey, Bruce Springsteen, Johnny Mathis and many more… (und ohne Werbung).

Wieder etwas, das ich an Weihnachten nicht vorhaben muß.

Let it snow

Wenn es bei uns in der Gegend (San Francisco Bay Area) bei kühleren Temperaturen regnet, dann schneit es in der “Sierra”, also der Gegend um den Lake Tahoe und weiter nördlich.

Ich finde, das haben die Nordkalifornier großartig gelöst: wer Schnee haben will, der braucht nur ein paar Stunden Auto zu fahren (auf dem Highway 80 nach Truckee besteht schon wieder Schneekettenpflicht) und wer keinen braucht, der bleibt einfach daheim.

Habe ich schon in meiner Münchener Zeit immer gesagt: Die Schneefallgrenze sollte bei Garmisch liegen.

Im Frühtau

Eos und ich treffen uns nicht allzuoft. Eigentlich nur, wenn ich wie heute ohne Toni und damit viel früher als sonst zur Arbeit fahre, um dem Stau zu entgehen.

Wenn sie mit ihrem Rosenfingerzeig das Antlitz der Welt zum Glühen bringt, gewinnt alles. Das blinkelichterkettenverzierte Holzbutzenhaus gegenüber zum Beispiel würde auf einmal jedem Rotlichtviertel als Vorzeigebordell gut anstehen. Oder der plattgefahrene Waschbär.  Zu Lebzeiten hatte der sicher nie eine so leuchtende Organza-Aura (in Gerinnung befindliches Blut ist diesem Effekt sehr zuträglich). Oder die unter dem wohlwollenden Blick ihrer Menschen große dampfende Haufen auf den Gehweg kackenden Hunde…

Nein, das ist gelogen. An denen muß selbst die Morgenröte scheitern – dieses Pack sieht einfach immer beschissen aus.

Abfent, Abfent (5) (jawoll, immer noch)

Leben wie ein Hund? Nicht unser Waldi! Nicht an Weihnachten! Da kaufen wir ihm einen extra schönen Knochen – soll er doch schauen, wie er den ausgepackt kriegt.

Der Petfood-Express sammelt (neue und noch nicht geschenkverpackte) Spielsachen für Heimkinder und… halt, nein, andersrum: Petfood-Express sammelt Spielzeug für Heimtiere (“Wishing Tree for homeless pets”). Ein Matratzendiscounter sammelt für Heimkinder und bei denen ist das United States Marine Corps in schmucken Ausgehuniformen zuständig für die Verteilung. (Ich stelle mir das ungefähr so vor: Marine (brüllend): “Here’s your toy, private Heimkind. What do you have to say?” Schmuddeliges Heimkind (angelehnt an Oliver Twist), Augen geradaus, zurückbrüllend: “Sir! Thank you, Sergeant Santa Sir!”)

So, laß’ uns überlegen: die Viecher sind versorgt, die Blagen auch. Zur Unterstützung der “Food Banks” (das ist das Äquivalent zu den Tafeln in Deutschland) habe ich CDs lokaler Künstler gekauft, die Heilsarmee hat bei mir Geld im Gegenwert eines größeren Ablasses zusammengebimmelt und vorhin im Supermarkt habe ich kein Geschenk für Waldi, sondern eine Tüte Lebensmittel zur Weitergabe an Bedürftige erworben. (Wenn man ganz genau hinschaut, kann man erkennen, daß in der $20-Tüte oben rechts direkt neben der Erdnußbutter ein Packen Mac’n Cheese herausspitzt.) Für Wikipedia habe ich auch gespendet – man kommt den guten Werken hier irgendwie gar nicht aus.