Nicht nur, daß heute bei mir dieses Schaf zugezogen ist, nein, der beste Sam von allen hat den Rasen auch mal wieder auf sehr englisches Maß gestutzt.
Wie gesagt: mir geht’s schon gut mit euch! DANKE!
Was ist fast ebenso schön wie Geburtstag? Ganz klar, die Verzögerungstaktik der amerikanischen Post, denn heute kamen die Nachgeburtstagsgeschenke nur so eingetrudelt.
Danke nach Kranzberg für die Unterwelt, nach Eschlbach für Haas und orangenen Film, an Adelheid für den selbstgeschossenen Enzian und nach San Carlos für’s Schaf. Mir geht’s schon gut mit euch.
DANKE!
Schon der Kleinstamerikaner wird mit Mac’n Cheese (Matschnudeln in Schlonz mit Käsegeschmack, hier in der “Bio”-Variante) vollgepampft und hält das für den Rest seines Lebens für eine vollwertige Mahlzeit.
So auch Kid Rock. Der ist bis dato zwar nicht gerade als Experte für Kochkunst hervorgetreten, wurde dafür aber mit diesem Fraß großgezogen und hat jüngst mit großem Brimborium sein Rezept für “D’ Most Macked Mac & Cheese!” mit der fernsehenden Nation geteilt und wow! wow! wow! den Pastapapp mit Paniermehl überbacken. (Bei uns daheim heißt sowas Nudelgratin.)
Irgendwie habe ich beim Schreiben richtig Lust bekommen, bald mal wieder Käsespätzle zu machen. Von mir aus auch überbacken – an Semmelbröseln ist nix verkehrt.
Die Eucalyptus Avenue in San Carlos liegt nur ein paar Blocks von Tonis Appartment entfernt und ist eine der Wohngegenden, in denen man sich vor dem Einzug verpflichten muß, am “Christmas Tree Lane”-Spektakel teilzunehmen – also Haus und Vorgarten im Dezember weihnachtlich zu schmücken. Wir haben uns das am Freitagabend angesehen.
Erste Regel: Es muß blinken. Lichterketten in allen Farben sind an alles getackert, was es nicht bei drei auf den Baum geschafft hat. Vor allem an Bäume.
Zweite Regel: Weihnachten ist Alles bzw. Alles ist Weihnachten (wenn man eine rote Santa-Mütze mit weißem Puschel draufstülpt). Der Weihnachtsdackel und der Weihnachtsbeagle (Snoopy), der Weihnachtseisbär, Krethi, Plethi, Weihnachtsyeti sowie -jedi (Joda, mit Lichtschwert) und überraschend viele Amphibien: Weihnachtsfrosch, Weihnachtslurch, Weihnachtskrokodil und Weihnachtstyrannosaurus rex. Sowie Engel (mit und ohne Flatterflügel), Zuckerstangen, Rentiere, Lebkuchen, Schneemänner, Grinches, Lollipops, Zinnsoldaten, Kugeln, marokkanische Laternen, Monstercookies, Schneeflocken, größere Kugeln, Sterndl, Kopftuchmaiden, Santa Clausens Fuhrpark (Schlitten, Rakete, Skier, Tschu-Tschu-Zug, Geländewagen), Elfen, Mini-Yetis, noch viel größere Kugeln und Coca-Cola-Weihnachtsmänner. Mindestens einer pro Vorgarten. Mich hätte das in jungen Jahren irritiert, aber die Kinder hier lernen offensichtlich schon früh, viel wegzustecken. Außer, wenn man sie in einem Lichtpavillion fürs Photo auf den Schoß eines recht bösartig schauenden Holzsanta setzen will. Das verweigern sie mit lautem Geheul und zu recht. Santa ist nämlich laut Produktbeschreibung mit der Kettensäge geschnitzt – man möchte gar nicht wissen, mit welchen Flüchen und Verwünschungen.
Bilder gibt es hier: http://bit.ly/TO5CLY
Fest vergessen: vor einem Haus stand tatsächlich eine Krippe, Jesusmariaundjoseph und sonst nix (außer ein paar Lichterketten). Wahrscheinlich fragen sich die meisten Besucher, was das mit Weihnachten zu tun haben soll.
Worüber sie sich allerdings wirklich Gedanken machen ist, wo die Eukalyptusstraßenbewohner den ganzen Dekokruscht im Restjahr aufheben und was die “storage” kostet (hier haben die wenigsten Häuser Keller oder Speicher). Und wie hoch wohl die Dezemberstromrechnung ausfällt.
Das ist übrigens billiger als man denkt, denn unser Energieversorger PG&E gibt Weihnachtslichtleinrabatt. Die können scheint’s nicht nur Gasleitungen in die Luft jagen.
Wobei – es ist nicht alles nur schlecht mit diesem Weihnachtsgedöns. Der erfreuliche Nebeneffekt sind nämlich endlich beleuchtete Gehwege. (In Nichtweihnachtsstraßen empfiehlt sich um diese Jahreszeit die Mitnahme von Taschenlampen, um nicht wegen eines Nasseblätterschlaglochfehltritts auf die Schnauze zu fliegen.) Beschallen hätten sie sie meinetwegen nicht müssen. (Ich will Ohrenklappen! Manno, die Evolution ist ja sowas von lahm.) ![]()
Ein Haus war ganz dunkel. Ich glaube, die Leute könnte ich mögen.
Die Briten hatten schon immer ein Händchen für gute Fernsehserien. In diesem Jahr habe ich zwei Entdeckungen gemacht und kann beide sehr empfehlen.
1. Black Mirror
Eine Mini-Science-Fiction-Serie in drei Folgen, die in bester Aldous Huxley Tradition einen verstörenden Ausblick in eine Brave New (Medien) World zeigen, nicht zu fern von der unseren.
2. A Touch of Cloth
Eine Krimi-Parodie mit dem von mir sehr verehrten John Hannah in der Rolle des (natürlich durch den gewaltsamen Tod seiner Frau traumatisierten) Detective Inspector Jack Cloth. Bis dato ist eine Doppelfolge gelaufen, mehr sind in Planung. Wer den Kottan mit Lukas Resetarits gemocht hat, wird dieser Serie verfallen. Ich habe in fast jeder Szene auf “Pause” gedrückt, um mich an allen Details zu delektieren (Plakate, Sicherheitsvorschriften, Fahndungsphotos).
Anschauen!
Orte, wo man sich aufhalten kann: vietnamesischer Friseursalon, frisch umbenannt von “Ann’s Hair and Beauty” in “Happy Forever Salon” (jedes Wort in einem anderen Font). Kein Weihnachtsgedudel, nur fix Brauen zupfen und Haare schneiden mit maßvoller Kommunikation. So ist es recht.
Schlechte Orte: Drogerie- und mexikanischer Supermarkt. Fürchterlicher Klangschlamm mit Glöckelein, Bing Crosby und Wham. Eigentlich zu meiden und nur aufgesucht, um die Grundversorgung zu sichern.
Wie war das mit den Ohrenklappen, liebe Evolution?
Weil dieser Tage bei Ikea der Lachs aus war, habe ich in meiner Not eben Hering genommen (Fisch ist Fisch). Heute gabs Pellkartoffeln mit Rahmsoßenhering. Zum ersten Mal seit ich in den USA bin. Oooocchhhh – sooo gut! Ohne das schwedische Möbelhaus wären wir Nicht-Amerikaner sowohl einrichtungs- wie essenstechnisch ganz arm dran. (Fragt Toni, der schwört auf schwedische Pepparkaka.)
God Jul, Ingvar! Und tack så mycket!
Unser Heimweg vom Büro ist nicht besonders abwechslungsreich. Außer im Dezember. Das ist der Monat, in dem die Energiekosten der Nation ins Unermeßliche steigen, weil jeder Haus und Vorgarten weihnachtlich dekoriert (das scheint genetisch bedingt) und jede Straße jeden Abend anders aussieht, weil wieder einer lichtleinmäßig nachgezogen hat.
Daß man durch das aktive Verändern von Landmarken orientierungsschwache Menschen in die Verzweiflung treibt, ist diesen Christmas-Fanatikern vollkommen wurscht. Freude auf Erden stelle ich mir anders vor.
* Danke an Gerhard Polt für den Titel. (Zum Nachhören: http://bit.ly/YZ72pG)