Brandaktuelle Meldung, heute auf heise.de:
New York – München – San Juan – Palo Alto
Ich hatte ja ein wenig Sorge, daß mir dieses Jahr mein Geburtstag nicht so gut gefallen könnte, weil ich a) kein bißchen verreise, sondern b) total langweilig im Büro in Palo Alto arbeiten muß, noch dazu wenn die Hälfte des Teams zu einem ganztägigen “Offsite”-Meeting ausgeflogen ist.
Ich hätte nicht falscher liegen können: meine Softwareentwicklerkollegen haben mich zum Mittagessen in mein Lieblings-DimSum-Restaurant eingeladen und weil wir zu zehnt waren, standen irrwitzig viele Tellerchen und Schüsselchen auf dem Tisch. Und ich mag doch nichts lieber, als von jedem Tellerchen und Schüsselchen ein Häppchen zu probieren – Mann, war das gut! Und gesungen haben sie mir auch. Sogar zwei Mal.
Nachmittags haben sie nämlich statt der sonst üblichen Torte zwei Dutzend frischer knatschbunter Makronen besorgt und die gabs wieder mit einem Ständchen. Hab’ ich einen Dusel: So nette Nerds aber auch.
PS: Allen Gratulanten aus Deutschland vielen Dank fürs Drandenken! Ich melde mich.
Oh – The Irony!
Mitt Romney hat sich im Wahlkampf zu der Aussage verstiegen, daß 47% aller Amerikaner sich ohnehin nur vom Staat aushalten lassen und ihm dieses Pack von Herzen wurscht sei.
(Wörtlich: “There are 47 percent of the people who will vote for the president no matter what. All right, there are 47 percent who are with him, who are dependent upon government, who believe that they are victims, who believe the government has a responsibility to care for them, who believe that they are entitled to health care, to food, to housing, to you-name-it. … My job is not to worry about those people. I’ll never convince them they should take personal responsibility and care for their lives.”)
Und weil das Leben nicht nur die schönsten Geschichten schreibt, sondern manchmal durchaus eine ironische Wendung einbaut, finde ich es sehr gelungen, daß das offizielle Wahlergebnis für Mitt Romney nun bei exakt 47% aller abgegebenen Stimmen liegt.
Ätsch!
Nimmer ganz neu im Kino: Skyfall
Skyfall ist der 23. James-Bond-Film, oder, um ihn mit meinem Beinamen zu nennen: Der Poesie-Bond. M (Judi Dench) rezitiert Tennyson, der Agent dichtet selbst (an eine Dame hin): “I like you betta without your Beretta.”
Ansonsten sehen wir viel Action und Pyrotechnik (bis die Stuntmen- und womenliste im Abspann durch ist, dauert es eine ganze Weile), erhalten einen Einblick in die Kinderjahre des Spions in seiner schottischen Heimat Schottland (keine Überraschung für uns Ältere, die wir uns noch an Sean Connery erinnern), wobei Daniel Craig und sein Outfit in die Moorwinterlandschaft passen wie dafür gestrickt, lernen viel über das Geschäft der Geheimdienste nach dem Kalten Krieg (nix ist besser geworden seitdem, gar nix), dürfen Javier Bardem als großartigen schurkisch-schurkigen Schurken an mehreren sehr exotischen Drehorten genießen (was für ein toller Schauspieler!) und werden belehrt (von Q selbst, wem sonst), daß Q keine Schießkugelschreiber mehr bastelt, sondern ein Computer-Spezialist (aka Nerd) ist – Zitat: Q: “There are only about six people in the world who could set up fail-safes like this.” / James Bond: “Can you get past them?”/ Q: “I invented them.” – und – wir schreiben schließlich das 3. Millennium – natürlich auch ein Held.
Martini wird ohne großes Bohei gemixt und getrunken. Darüber hinaus darf sich eine Dame mehrfach umziehen (sehr reizvolle Knappgewandungen), bevor (Spoiler-Alert) Mr. Silva (Bardem) sie endlich über den Haufen schießt, weil sie die Handlung einfach nicht vorantreibt.
Anschauen!
Die Trailer lassen darauf schließen, daß Bruce und Arnold und Kevin nicht in der Seniorensommerfrische waren, sondern an den Filmsets zu “A Good Day to Die Hard” (Bruce in Rußland), “The Last Stand” (Arnie nach “The Governator” nun als Sheriff) und “Man of Steel” (Kevin Kryptonite?). Alle Filme mit viel Bumm und Peng und Feuer, Bruce scheint vom Feinripp zum Langarmhemd gewechselt zu haben (man wird schließlich nicht jünger und kriegt leichter mal einen Zug).
Anekdoten am Rande:
– Twilight-Fans heißen hierzulande “Twi-Hards” und wer nicht mindestens 20 mal mit Bella und Edward gelitten hat, gehört nicht dazu.
– Zwei Schulbuben belauscht, die sich der Hoffnung hingeben, daß zweieinhalb Stunden Spielberg-Day-Lewis-Lincoln als Recherche für ihr Geschichtsreferat genügen. (Es ist nicht auszuschließen.)
Vegan
Heute Mittag habe ich zum ersten Mal in einem rein veganen Restaurant gegessen. Auf der Speisekarte gab es Rohkost, Gemüse, Salat, Obst und sonst nix. Kein Fisch, kein Ei, kein Milchprodukt.
Ich esse sehr gerne vegetarisch, darum habe ich die Veganer auch nicht ganz verstanden: warum muß zu jedem Gericht fake chicken, fake ham, fake duck etc. gereicht werden (zumeist aus Tofu mit Kunstaromen, die Ente war aus Preßpilz)? Trauen die ihrem Gemüse ohne Fleischimitat nicht?
Und ehrlich: Tofurkey – muß das sein? (Sprachlich sowie geschmacklich…)
“Dein Link funktioniert nicht” – ein Hinweis in eigener Sache
Stimmt, manchmal klappt’s nicht so recht zwischen den Kontinenten. Das liegt daran, daß ich, weil ich in USA bin, ich mit einer amerikanischen IP-Adresse ins Internet gehe. Die URLs, die ich poste, teste ich immer noch einmal: hier “funktionieren” sie. Das heißt aber leider im Umkehrschluß nicht, daß sie auch zu öffnen sind, wenn jemand mit einer deutschen IP Adresse ins Netz geht.
Da hilft dann leider nur selber googeln – ich werde in Zukunft immer noch ein paar Stichworte extra dazu geben, damit sich das leichter machen läßt.
Route 66
Brian DeFrees zeigt auf youtube ein paar interessante Road Movies – hier ein Beispiel: 3000 aneinander montierte Digitalphotos seiner Tour auf der Route 66 (22 Tage in 3 Minuten). http://bit.ly/U8vvRM
Oder auch in 5 Minuten durch die USA: http://bit.ly/VcX1Pk
Alle Mann an die Pumpen!
Seit ein paar Tagen ist allerorten wieder das nordkalifornische Glaubensbekenntnis zu hören – also, daß wir zwar den Regen gar nicht mögen, uns aber auch nicht beschweren sollten (obwohl wir genau das gerade tun), weil wir ihn ja brauchen (zum Wiederauffüllen der Wasserspeicher).
Wie alles andere geht halt hier auch Regen nicht in moderat, sondern nur in XXXL: monsunartige stundenlange Schwallregenstürme, die überflutete Straßen und Gehwege zur Folge haben, weil die Kanalgitter zum einen für diese Wassermengen viel zu klein und zum anderen mit Laub verstopft sind. (Überraschung! Es ist nämlich Herbst.)
Wir haben gestern morgen im Stau (es ging nur ganz langsam vorwärts, weil sich die Straße in ein Flüßchen verwandelt hatte) einem armen Kerl vom Straßenbauamt dabei zugesehen, wie er mit einer Stange in einem Blätterhaufen herumstakend vergebens versucht hat, den darunter liegenden Ablauf irgendwie freizukriegen – und schließlich resigniert zur zweitbesten Lösung griff und einfach ein “Flooded”-Schild aufstellte.
Der Garten hinter meinem Häuschen ist zur Moorlandschaft mutiert, davor liegt ein frisch gepumpter Binnensee. Winter has arrived.
Mir zum Trost tanzen, während ich dies in einer kurzen Trockenphase schreibe, Kolibris in der blühenden Hecke vor dem Küchenfenster. (Ich sollte die Zeit nutzen, um den Müll ‘rauszubringen.)
Je im Kino? – “Thankskilling”
“Thankskilling” wurde mir mit den Worten angetragen: “der könnte dir gefallen :-)”.
Recht gehabt. Der Film ist eine low-budget-Produktion von ein paar Studenten und so schlecht, daß er schon wieder gut ist. Es geht um einen verfluchten Killer-Truthahn, der eine Gruppe von College-Studenten in ihren Herbstferien mit einem dicken Anteil an collateral damage (Lassie, Sheriff, Bunny, Eltern) auf’s abscheulichste dahinmeuchelt. Die Protagonisten sind mäßig begabte Laiendarsteller, haben aber so viel Spaß an ihren Rollen (Mehrfachbesetzungen), daß das aufs Publikum abfärbt. Die Drehorte sind so dermaßen amerikanisch-innenarchitekturtypisch, daß es sich nur um die Originalelternhäuser handeln kann. Manche Dialoge sind wirklich witzig. Und auch wenn die Handkamera zeitweise gefährlich wackelt, der, der die Titel gemacht hat, ist ein Vollprofi.
Trailer gefällig? http://bit.ly/UF0dGQ
Anschauen.
Danke, Rainer!
“What have we become?”
fragt heute der Autor eines smartphoneschmähenden Artikels und hat natürlich die Antwort parat: “We are SPLD.” Freundlicherweise wartet er mit der Langfassung zur landestypischen Abkürzung auf: “Society of People Looking Down”.
