Patente Dosen

Lyn von nebenan hat mir gerade mein Weihnachtsgeschenk gebracht, ein Viererset Plastikbehälter mit Deckeln, größtenteils noch originalverpackt*. Die Dosen seien was ganz besonderes, sagt sie, ein deutsches Patent, und sie hat gleich an mich gedacht, weil, sagt sie, ehrlich gesagt, keiner versteht, wie die Dinger funktionieren (“frankly, nobody was able to figure out how they work”). Hmmmm. Dose deutsch – Sabine deutsch, logisch. Meine Mutter hat mich gut erzogen, also habe ich mich bedankt und dem Problem gestellt.

Scheint ein Patent aus den Fünfzigern zu sein: in den Hartplastikdosendeckeln ist eine Art Vakuumknopf eingelassen auf dem “PUSH” steht. Weisungsgemäß gedrückt, aber leider nicht das satte Phhhhu-uppp gehört, das ich erwartet hätte, sondern gar keinen Effekt verspürt. Wenn das ein Deutschentest sein soll, habe ich nicht bestanden.

Werde sie zu anderem Kruscht in die Garage stellen und wer immer sich daran versuchen mag, ist herzlich eingeladen.

*Das bedeutet wohl, daß der Nimmwasdukriegenkannsthauptsachedunimmstesgrabbeltisch im Seniors Center jetzt mit den von den Beschenkten weniger geliebten Weihnachtsgaben bestückt wurde. Man verstehe mich nicht falsch, ich meine das nicht böse. Lyn ist per eigener Definition ein “Depressionchild”, das heißt, sie hat in den Dreißigern die schlechten Zeiten hierzulande miterlebt und wie jede Kriegsgeneration gelernt, nichts umkommen zu lassen. Schon gar nicht Plastikdosen mit Patentsiegel.

Sinsational Tanz

Was immer ihr denkt, es ist verkehrt. Es ist vielmehr so, daß Lori Snider jüngst ihr “own mobile Spray Tanning buisness” gegründet hat und bei ihren Hausbesuchen Sonnenbräune auf bleiche Haut sprüht.

Vielleicht muß man deutschsprachig sein, um angesichts dieses Rückscheibenaufklebers leichtbekleidete Odalisken beim Schleiertanz zu assoziieren.

Aus der Reihe: Lob und Tadel

Heute: Lob. Großes Lob.

Ich hatte gestern auf dem Heimweg rasch frische Lebensmittel für die nächsten vier freien Tage besorgt, denn noch einmal After-Christmas-Salesathlon konnte und wollte ich mir nicht antuen. Allerdings gab es dort keine Cola und eine halbe Woche ohne braune Brause geht nicht.

Also heute nach Feierabend bei Safeway ein paar Fridgepacks Cola (sonst nix!) aufs Kassenband gepackt und von der freundlichen Kassiererin darauf aufmerksam gemacht worden, daß ich Anspruch auf zwei Packungen Tostidos dazu hätte, für umsonst. “Keine Ahnung, was sind Tostidos?” “Na, so Tortilla-Chips.” Und schon ist sie aufgesprungen und kommt ein paar Augenblicke später mit ein paar Beuteln zur Auswahl wieder. “Die Blauen vielleicht? Oder hier, die Cantinachips, die schmecken wie im Restaurant, weil Cantina heißt nämlich Restaurant. Oder die mit Käse? Oder Extra-Hot? Oder doch Vollkorn? Oder?” Ich habe sie ihre beiden Lieblingssorten einpacken lassen und ganz überwältigt von dem Redeschwall meinen Einkaufswagen zum Parkplatz geschoben. Dort wuchs der Safeway-“Help-Out”-Herr aus dem Boden und fing ohne großes Federlesen an, die Colakisten im Auto zu verstauen (man bekommt hier seine Einkäufe nicht nur von Einpackern in Tüten verräumt, man kann sie sich auch von eigens hierfür zuständigen Helfern im Kofferraum verladen lassen).

Bei soviel Serviceorientierung hätte ich mich nicht gewundert, wenn vor meiner Garage der “Help-In”-Mitarbeiter gewartet hätte. Hat er nicht. Eigentlich schade. (Ans Verwöhntwerden gewöhnt man sich sehr leicht.)

So ein braver Bub!

Es bedarf schon einiger Komponenten, um den Highway 101 von einem Parkplatz in eine Autobahn zu verwandeln. Wenn es schon ein Wochentag sein muß, empfiehlt sich ein Freitag, am besten während der Schulferien (ein Brückenwoche zwischen den Jahren ist ebenfalls akzeptabel). Optimal ist die Zeit zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang, wenn die einen schon und die anderen noch schlafen.

Dem Morgen und mir graute es gleichermaßen vor dem heutigen Arbeitstag, aber versprochen ist versprochen. Wenig los (s. oben), Tempomat auf crazy 80 MPH eingestellt, nette Musik im Radio* und einfach fröhlich mit dem “flow” gen Süden rollen… Halt! Was soll das? Wieso glüht vor mir eine Wand von Bremslichtern? Ist wieder was passiert? Ein Umfall gar? (Ich hatte das früher immer für einen Sprachfehler meines kleinen Bruders gehalten, der “n” vor Konsonanten nicht aussprechen konnte. Dabei hat er einfach schon vorausgesehen, daß hier überdurchschnittlich viele Autos bei einem Umfall auf dem Dach zu liegen kommen. Das nennt man “a car has flipped”.)

Nicht doch. Im Gebüsch steht die Highway Patrol und die gesetzesfürchtigen Ami-Driver fahren jetzt wieder alle statt der erlaubten 65 MPH bloß noch 59¾ und ihnen steht ein “da schau her, Mr. Police Officer, was für ein braver Bub ich bin” ins Gesicht geschrieben. Nach einem halben Meilchen beschließt der erste, daß er nun genug Buße getan hat und wir können den Rest der Strecke wieder mit 80 dahinheizen. Was man hierzulande halt so “Heizen” nennt – wilde 129 kmh.

Immerhin: in 30 Minuten von Haustür zu Haustür – das schaffe ich nur an Tagen wie diesen. Ohne die CHP (California Highway Patrol) wären’s aber zwei weniger gewesen. Manno!

* In den Radiowerbepausen “athlont” es gerade – irgendwie befinden sich alle im Endspurt: die Heilsarmee bläst (im Wortsinne) zum Donatiathlon und ein Japan-Konzern-Schnellsprecher will uns im Toyotathlon noch ganz schnell einen Prius andrehen.

2012 neu im Fernsehen: Dexter, Season 7

Habe mir die letzten Nächte mit unserem Lieblingspsychopathen um die Ohren geschlagen und viel Freude an der letzten Staffel gehabt.

Die Drehbuchautoren haben Dexter eine stimmige Weiterentwicklung iund mehrere gute Mit- und Gegenspieler geschrieben und die Schauspieler sind wesentlich besser geführt als in der letzten Staffel. Der Spannungsbogen reicht in Season 8 hinein – das ist doch schon was zum Vorfreuen für den nächsten Sommer.

Anschauen.

Mein schönster Ferientag

Ich habe mir das zwischen Weihnachten und Neujahr so eingeteilt, daß ich zwei Tage ins Büro gehe und zwei Tage freihabe. Heute hätte ich es drinnen nicht ausgehalten, irgendwie lag Frühling in der Luft.

Ich bin ans Meer gefahren, habe einen langen Spaziergang am Strand gemacht und anschließend in Pacifica mit einer heißen Latte aus dem ChitChat-Café auf der Pier Pazifik geschaut. Die Flut brach gerade mit einer solchen Wucht herein, daß der Steg unter den Brechern bebte und auf den Wellenkämmen tanzten Regenbogen. Vereinzelt von weißer Gischt unterspült, so daß sie sich in einem bunten Tröpfchenschleier wieder ins Meer senkten – wun-der-schön. Außerdem hatte die Tourismusbehörde wieder einen Pelikan bereitgestellt. Das war sehr nett, denn Pelikane mag ich. (Diesen ganz besonders, weil er einen Trietzebengel sofort ins Bein gekniffen hat.)

Wo ich gerade in der Gegend war, lag es nahe, noch schnell in der Mall den von Karin und mir bei unserem letzten Großeinkauf ehrlich verdienten $25-Eddie Bauer-Gutschein in Textiles einzutauschen. Kann ich wissen, daß gerade “Semi-Annual-Super-Sale” ist und ich für $6 + Gutschein zwei Henleys und die Bewunderung der Verkäuferin für meine Punktlandung kriege?

NTS*: After-Christmas-Sale ist fast genauso schlimm und voll wie Pre-Christmas-Shopping. Bloß ohne Gedudel.

*Note-to-self, auf gut Deutsch: Merken!

License to drive

Fast alle Amerikaner über 15 Jahren verbindet mit dem Department of Motorvehicles (DMV) eine Art Haßliebe, denn das ist die Behörde, bei der Autos zugelassen und die Erlaubnis zum Führen von Fahrzeugen erworben wird. Dafür läßt man sich von den dort angestellten Volldeppen zum ebensolchen machen, steht (mit oder ohne “appointment”) in endlos langen Schlangen an und hofft, sie anschließend nie wiederzusehen (es sei denn, man hat seinen Führerschein schon seit mehr als 10 Jahren, dann muß man sich der Prozedur wieder unterziehen, um das Photo zu erneuern; die vorher fälligen Verlängerungen können postalisch und mit Scheckzahlung erledigt werden).

Ich bin Ausländer, ein “legal alien”. Daß ich in Deutschland schon über 30 Jahre lang im Besitz eines (auch im Ausland) gültigen Führerscheins bin, geht denen hier am Arsch vorbei (klingt rüde, ist aber so). Den ersten habe ich vor zwei Jahren nach ein paar Holperern erworben (http://bit.ly/YQOk3K), der lief nach knapp einem Jahr ab. Folgerichtig mußte ich meinen Status wieder mit Formularen und Kopien von Paß und Visum belegen, damit ich einen zweiten ausgestellt bekomme. Der wiederum war auf ein Dreivierteljahr befristet. Mein Visum ist zwar noch bis Mitte nächsten Jahres gültig, aber auch das ging der DMV wohl am Arsch vorbei. Also wieder eine Erneuerung beantragt und gestern, knapp zwei Wochen, nachdem der alte abgelaufen war, bekommen. Der neue nun ist bis November 2014 befristet. Mein Visum wird dann zwar seit eineinhalb Jahren abgelaufen sein, aber wer bin ich, daß ich eine Entscheidung der DMV in Frage stelle?

Dieses Mal scheine ich beim Auswürfeln des Gültigkeitsdatums einfach Glück gehabt haben.

Good Morning Sunshine

Kaum zu glauben, daß einmal Teller leer essen so einen abrupten Wetterwechsel herbeiführen kann. Es ist sonnig, warm und mild.

Ich fahre dann jetzt mal ans Meer.

Potluck

Weil wir heute im Büro nur eine kleine Besetzung waren, hatten wir uns, wie schon im letzten Jahr, zu einem Potluck verabredet – jeder bringt irgendwas gutes zum Essen mit.

Unser diesjähriges Menü:
– Kadhai Paneer mit selbstgebackenen Spinatfladen
– buntes Gemüse-Nudel-Gratin (mit scharf)
– Brotpudding mit Trockenfrüchten, dazu Brandy-Sahne und hausgemachter Vanillecustard
– Granatapfel- und Traubencider

Aufgegessen haben wir auch, wegen uns könnte der Regen aufhören.

S’isch ja ned wäga meiner*

Aber wenn es warm und trocken wäre, könnten Ameisen draußen spielen und das essen, was sie sonst auch essen. Und nicht meine Zahnbürste anknabbern, im Spülbecken ihre Version von “Panem et Circensis” veranstalten und in meinem Strickzeug verwirrende neue Muster kreieren. Wenn ich am Vorabend eine Stange Butter in die hierfür vorgesehen Butterdose lege, dann deswegen, weil ich sie morgens gerne streichfähig hätte und ich halt mal keine kalte Butter mag. Ich tue das nicht, um am nächsten Tag in eben diese Butterdose neben einem kleinen Rest Butter eine Meute Ameisen vorzufinden. Vollgefressen, mit erhöhtem Cholesterinspiegel und unentwegt weiter wuselnd und noch mehr Kumpels dazuholend. Das habt ihr nun davon, ihr Sauviecher! Die Butterräuber samt Restbutter in der Tonne und an allen strategisch geeigneten Punkten die guten grünen Nexalotte-Köder aufgestellt.

Sterbt, Elende! Oder geht raus.

 

*Schwäbisch für “Um mich geht’s dabei ja gar nicht.” / Subtext: “Die ganze Welt drehe sich gefälligst um mich.”