Falscher Film

Eigentlich wollte ich mir heute “Life of Pi” ansehen (zu deutsch “Schiffahrt mit Tiger”), das hat aber nicht geklappt, weil das Kino und ich uns mit dem Timing uneins waren. Meist war noch so viel Zeit bis zur nächsten Vorstellung, daß ich wieder angefangen habe, irgendetwas im Haus zu werkeln und wenn ich dann losfahren hätte sollen, war ich gerade mittendrin und wollte nicht unterbrechen. Amerikaner hätten das Problem gar nicht erst, die würden die Wartezeit zum Shoppen ausnutzen, noch dazu, wo nahezu fast alle Kinos conveniently in Einkaufszentren positioniert sind. Aber das Gen fehlt mir.

Auch gut, dann kommt endlich mein anderes Eschlbacher Geburtstagsgeschenk an die Reihe: Rosenmüllers “Sommer in Orange”. Wäre er auch, ganz bestimmt, wenn ich mir nicht vorhin zum Abendessen Kapitel 7 aus der Reihe “Oliver Stones The Untold History of the United States” – VIETNAM, LBJ, NIXON, & THIRD WORLD: REVERSAL OF FORTUNE ‘reingezogen hätte. Oliver Stone wäre nicht Oliver Stone, wenn er seine Geschichtsstunden nicht mit Filmzitaten ergänzte und deswegen gibt es bei mir heute Abend statt Sommer Agent Orange.

Zur “Untold History of the United States” wird es hier demnächst noch mehr zu lesen geben.

Gell, da schaugst, Mr. Stevenson?

Dem Vernehmen nach hat Mark Twain (die Quellen sind sich hier nicht einig, ich will aber zum Zwecke dieses blogposts annehmen, daß Twain der Autor ist), nachdem er sich durch Deutsch als Fremdsprache gekämpft hatte, ein Papier zur Verbesserung und Vereinfachung der englischen Sprache vorgelegt, im folgenden ein Auszug:

For example, in Year 1 that useless letter “c” would be dropped to be replased either by “k” or “s”, and likewise “x” would no longer be part of the alphabet. The only kase in which “c” would be retained would be the “ch” formation, which will be dealt with later. Year 2 might reform “w” spelling, so that “which” and “one” would take the same konsonant, wile Year 3 might well abolish “y” replasing it with “i” and Iear 4 might fiks the “g/j” anomali wonse and for all.

Jenerally, then, the improvement would kontinue iear bai iear with Iear 5 doing awai with useless double konsonants, and Iears 6-12 or so modifaiing vowlz and the rimeining voist and unvoist konsonants. Bai Iear 15 or sou, it wud fainali bi posibl tu meik ius ov thi ridandant letez “c”, “y” and “x” — bai now jast a memori in the maindz ov ould doderez — tu riplais “ch”, “sh”, and “th” rispektivli.

Fainali, xen, aafte sam 20 iers ov orxogrefkl riform, wi wud hev a lojikl, kohirnt speling in ius xrewawt xe Ingliy-spiking werld.

Ich zitiere aus einer e-mail von letzter Woche: “Did you have a jeckel and hyde sorta holiday?” und folgere, daß es hierzulade offensichtich einen Geheimbund gibt, der diese Rechtschreibreform vorantreibt.

It’s a life

Ich habe immer noch keinen Fernseher. Auch und gerade nach viereinhalb Jahren in den USA und meist zur völligen Fassungslosigkeit meiner amerikanischen Bekannten, die in der Frage gipfelt: “Und was machst du abends?” Bis ihnen vermeintlich die Ursache klar wird – “You must be using NetfliX” – und, wenn ich auch das verneine, als einzige Erklärung bleibt, daß ich ja aus Europa komme und damit jedes Recht habe, ein wenig wunderlich zu sein.

Ich weiß schon, ohne Fernsehgerät beraube ich mich Sternstunden medialen Schaffens wie

  • “Best Funeral Ever” (Bestattungsunternehmen in Dallas, das Party-Begräbnisse organisiert)
  • “Amish Mafia” (“Law and Order” auf pazifistisch)
  • “Toddlers & Tiaras” (auf model-nuttig getrimmte Kleinstkinder; jetzt mit eigenem Spin-off: “Here Comes Honey Boo Boo”)
  • “Ax Men” (richtig: es geht um Holzfäller)
  • “Who’s Your Daddy” (eine lustige Game-Show, in der inzwischen herangewachsene Adoptivkinder aus einer Gruppe von 25 Männern den herausfinden sollen, der ihr biologischer Vater ist)
  • “Bridalplasty” (wo 12 Frauen darum kämpfen, ihre Traumhochzeit zu gewinnen, inklusive eines “full-body makeover” und im Bedarfsfall Schönheits-OPs)
  • “Redneck Island” (eine Art Dschungelcamp mit eher konservativen Bürgern aus den Südstaaten)

sowie Geisterjägern aller Couleur, “Real Houswives” aus jedem Bundesstaat, sämtlicher Talentshows (Singen, Tanzen, Laufsteglaufen…) und ich habe keine Ahnung, was gerade bei der B-C-D-Prominenz los ist (“Keeping up with the Kardashians”, inzwischen in der 7. Staffel).

Schlimm.

Och nö, eigentlich nicht. Ich kann lesen, sogar in zwei Sprachen. Und die Rosinen (hierzulande sind das Kirschen “cherry picking”) im Fernsehschaffen herauspicken, sowas wie Dexter, Homeland, Treme, Boardwalk Empire, Archer, Community etc.). Oder ins Kino/Museum/Theater gehen oder – die Tage werden schon wieder länger – im Garten werkeln. Darüber hinaus habe ich noch lange nicht alles von Kalifornien gesehen (geschweige denn vom Rest Amerikas).

Sie sollen sich mal nicht so sehr um mich sorgen, ich kann empirisch belegen, daß ein gutes Leben ohne Fernseher möglich ist. Und ohne Mikrowelle. Und ohne Spülmaschine und sogar ohne Wäschetrockner. (Wobei letztens meine Wäscheleine draußen witterungsbedingt den Geist aufgegeben hat, und Ersatz wahrhaftig nur bei Amazon zu beschaffen war.)

Faule Ausrede

Das Einhalten von Zahlungsfristen ist nicht jedem gegeben. Amerikaner sind, dank ihres antiquierten Bankensystems, immer schnell mit der Erklärung zur Hand, daß der Scheck in der Post* sei (und der Postweg wohl für diese Zahlung ungewöhnlich lang). Oder, noch besser, daß der Briefträger wohl vergessen haben müsse, den Scheck aus dem Postausgangskorb mitzunehmen, man ihn aber gewiß darauf ansprechen werde, wenn er einmal wieder vorbeikommt. (Als ob er das nicht täglich täte.)

Postboten haben es hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht leicht: nicht genug, daß sie Sendungen aller Größen ausliefern, nein, ihre Taschen sind auch auf dem Rückweg wieder schwer, weil sie sozusagen als stellvertretende Briefkästen dienen und ausgehende Post direkt zum Post Office mitnehmen.

Mein Preis für die bisher beste Ausrede im Jahr 2013 geht an eine Kundin, die mir gestern auf eine Mahnung zurückschrieb: “Invoices were paid on Mon 24/12/12. The payment was probably caught up in all the Xmas merriment.”

Klar, Weihnachten ist schuld. Vor allem bei paypal.

* “The check is in the mail” hat ungefähr den gleichen Glaubhaftigkeitsquotienten wie “Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen.”

Santa’s Surgery (Part 1/2)

Letztens hatte ich einen blogpost über meine erste Piñata geschrieben (http://bit.ly/10LKDNw). Heute folgt Teil 2, nämlich, wie ich an die Süßigkeiten gekommen bin. Die Bildergeschichte ist Enid und Mike gewidmet und drum auf Englisch.

This is Santa. He hasn’t been feeling well lately, his waist somewhat tight and way too full south of the belt-line. So he has been seeing a specialist and the doctor ordered surgery. “Routine” he said. “You’ll be better in no time.”

Instruments have been prepared, the doctor is getting ready. Santa is mildly concerned – isn’t there something missing? Where are the anesthetics? “Nurse? Have you been drinking again? Bring in the narcotics. NOW!”

“Here you go…” “Thank you, nurse. Please prepare the patient.”

“Hey! Wait! What? Not again… Put them scissors away and turn the patient on his belly.”

“That’s better. And put them goddam’ scissors away already! … I am going to perform…” “What doctor? You won’t… Not that…” “Yes, nurse. I have to. It’s going to be a Butt Cut. Pray for us…”

“Nurse?” “Yeah?” “Instruments ready?” “Yeah…” “Okay. Scalpel. Swap.” “Doctor?” “Yes, nurse?” “We don’t have a scalpel…”
“Quick, quick, quick, now. No time to lose. Give me what you have.
Your bread knife? Really?”

(And this is the point when the maximum file size for picture uploads is reached and the blogpost, not unlike Santa, has to be split in two parts…)

Stay tuned!

Santa’s Surgery (Part 2/2)

Previously on “Santa’s Surgery”: Santa has to undergo the extremely dangerous Butt Cut procedure. Can he be saved? We left him with a knife in his behind. What’s going to happen in this episode?

“What is it, doctor?” “He o-ded on candy. Look…”

“Stay with me, motherfucker! I am not going to lose you! I have to go in…”

“Better out than in….”

“Nurse, needles and pins, please.” “Sorry, doctor, none left. We used them all for the Christmas decoration.” “Give me what you have…”

What do you say? Good as new! And the best of all: we saved the belt!”

 

PS: Candy have been donated to starving Mexican neighbor boys. Their mamita was not amused…

Augias und ich

Mit dem Entrümpeln ist das so eine Sache. Vorgehabt hätte ich es schon eine ganze Weile. Einfach mal wieder die Schränke durchsehen und ab zur Heilsarmee mit den Sachen, dich ich nicht mehr brauche. Von wegen. Ich hatte jedes Wochenende einen anderen Grund, mich zu drücken. Viel zu schönes Wetter, um drin zu bleiben, viel zu naß und trübselig, um auch noch etwas zu tun, was man nicht gerne macht, lieber lesen und kochen und Serien wegschauen. Viel zu viel anderes zu tun, viel zu … überhaupt. Bloß nicht aufräumen müssen.

Bis gestern. Da bin ich morgens aufgewacht und wollte klar Schiff machen. Bin auch ziemlich weit gekommen, bis ich mich dann gegen sehr spätnachmittags dabei ertappt habe, daß ich großzügig werde. “Von wegen”, habe ich mir gedacht und “so nicht!”

Ich habe mir freigegeben, den letzten Münchner Tatort geschaut und den Nachbarn beim Neuesjahreinkrakeelen zugehört.

Heute wird weiter geräumt. Ich bin aber schon soweit, offiziell festzustellen, daß ich genug anzuziehen habe und im Jahr 2013 NICHT shoppen muß! (Möglicherweise auch 2014 noch nicht.)

Blogpost 2000

Die Sonne scheint wieder, der Gartensee ist fast weggepumpt und Bäume zurückschneiden auf nächstes Jahr vertagt. Sie treiben schon.

Aus gegebenem Jubiläumsanlaß Bilder aus dem Garten von heute Nachmittag:

Wieder what learnt (Lektion 9)

Die Rubrik “Wieder what learnt” ist vor lauter Wahlkampf und Abfent, Abfent ein wenig ins Hintertreffen geraten. Dabei habe ich doch einen Bildungsauftrag zu erfüllen.

Speziell jüngere Menschen finden hierzulande immer alles “like totally awesome”. Über dieses grausige “like” mag ich nicht reden, aber ich habe den Teenagersohn eines Kollegen um eine Definition von awesome gebeten:

“The only thing that’s more awesome than awesome is kickass because kickass is really very much kickass. It’s the awesome of awesome! (even though it’s not as epic as epic, but epic is in a league of its own anyway).”

Platzangst

Immer mehr junge Amerikaner entdecken das urbane Leben für sich und sehen sich nicht in der Verfassung (oder der Pflicht), den amerikanischen Traum vom Eigenheim in der Vorstadt inklusive langjähriger Hypothek zu leben. In Städten wie San Francisco wird dieser Trend zum Problem, denn nach oben wachsen empfiehlt sich wegen des San Andreas Grabens nicht so wirklich (“The Big One” soll angeblich doch schon innerhalb der nächsten fünf Jahre kommen) und in die Breite geht wg. Pazifik nicht. Dem Stadtrat wurden aktuell Baupläne für diese “Smart Spaces” vorgelegt.

Sie werden wahrscheinlich selbst bei konservativen Politikern nicht auf Widerstand stoßen, denn auch auf kleinstem Raum ist alles, wie es sich gehört: der Mann lümmelt mit einem Bier auf der Fensterbank herum, während die Frau sich in der Küche zu schaffen macht.

150 square feet entsprechen übrigens knapp 14 Quadratmetern.