Dreckspatz

Oliver Stone hat seinem Ruf als Nestbeschmutzer wieder alle Ehre gemacht, und für den Bezahlsender Showtime eine zehnteilige “Untold History of the United States of America”-Serie gedreht. Von WW Two (so heißt hier der 2. Weltkrieg) bis zur einschließlich ersten Amtsperiode des aktuellen Präsidenten.

Er setzt sich kritisch mit seinem Heimatland auseinander und teilt dabei gleichermaßen an alle aus, die es hätten besser machen können, unabhängig von Partei- oder Religionszugehörigkeit oder Hautfarbe. Mir haben die Geschichtslektionen viel Spaß gemacht.

Anschauen!

MLK

Heute ist Martin-Luther-King-Jr.-Day und Präsident Obama hat diesen Federal Holiday sicher nicht zufällig als Tag seiner öffentlichen Inaugurations-Feierlichkeiten für die zweite Amtszeit gewählt.

Dr. King, “The Good Doctor”, ist eine nationale Ikone. Witze machen ist selbstverständlich verboten. Oder?

http://bit.ly/bdsuGT

Jeder Tag ist Feiertag

Wie ich auf diesen Schwachsinn komme? Tue ich gar nicht, ich zitiere nur.

Es war nämlich so: laut Anzeigetafel war dieser Tage in der Schule in Tonis Straße wg. “Milk Day” schulfrei. Habe ich sofort geschlossen, daß Harvey Milks Leben und Werk zelebriert werden. Schließlich wohnt man nicht in der Nähe von San Francisco und hat sich mit der Historie der Stadt beschäftigt, um nicht sofort zu erkennen, daß hier ein Mann geehrt wird, der sich für die Bürgerrechte von Schwulen einsetzte und dafür ermordet wurde (s. Sean Penn in “Milk” (2008). Weit gefehlt. Am 11. Januar wird das Getränk gefeiert. Harvey ist erst am 22. Mai, seinem Geburtstag, dran.

Ich werde in loser Folge die jeweils schwachsinnigsten Feiertage hier im Blog veröffentlichen. Man glaube mir, nix ist so blöd, als daß es nicht ein Grund zum Feiern wäre…

Volkes Stimme

Am 22. September 2011 hatte die Obama Administration ihre “We The People” website gelaunched ( http://1.usa.gov/P3H8fz), ein Instrument für mehr Bürgerbeteiligung in der Politik. Ursprünglich hatte jeder, dem es gelingt, binnen 30 Tagen 5000 Unterschriften zur Unterstützung für sein Begehren aufzubringen, Anspruch auf eine Antwort von der Regierung. Die Schwelle wurde wegen extrem starker Nachfrage schon am 3. Oktober 2011 (!) auf  25.000 Unterschriften angehoben und erst neulich noch einmal auf 100.000.

Die Petitionen reichen von der Forderung nach dem Bier-Rezept des Weißen Hauses über Tierschutz (“Army No Longer Using Monkeys as Part of Training at Aberdeen Proving Ground”, “Humane Care and Management of America’s Wild Horses and Burros”) und mikrokosmischen Nachbarschaftsstreitigkeiten über die Austretgewohnheiten des Hundes von gegenüber bis zum Makrokosmos (gebt endlich zu, daß E.T. längst unter uns wohnt bwz. baut einen Todesstern, damit wir ihn uns vom Leibe halten können) sowie den üblichen Themen: Waffen (Hände weg vom 2nd Amendment), Sex, Geld (Steuern, Wall Street) und Religion. Letztere teilweise in einer so dermaßen haßgeprägten Sprache, daß es mir die Zehennägel aufrollt.

Wenn man sich das in seiner Fülle eine halbe Stunde lang durchliest (was ich eben getan habe), dann kann man nur zu dem Schluß kommen, daß Brecht unrecht hatte: das Volk ist ganz offensichtlich doch tümlich.

Die perfekte Welle

Mavericks sind bis zu 25m hohe Wellen, ein Phänomen, das man nach schweren Winterstürmen in Nordkalifornien in Princeton-By-The-Sea, gleich ums Eck von Halfmoon Bay, beobachten und reiten kann. Fastericks sind Mavericks, die ich fast gesehen hätte.

Wenn nur Mother Nature mit dem Stundenplan nicht so geschlampt hätte. Ich bin ja nun kein Surfer Dude und finde es durchaus angemessen, an einem sonnigen Sonntagvormittag gegen 11:00 Uhr zum Meer zu fahren – sie hätte mich in der Früh um 6:00 in einen eiskalten stürmischen dunklen Morgen geschickt. Auf dem Highway Number One ist wenig Verkehr (man sollte das mit dem “Highway” nicht überschätzen, dem protzigen Namen zum Trotz ist er letztlich doch nur ein Küstensträßchen mit je einer Fahrspur pro Richtung). Eigentlich überraschend, schauen die tatsächlich alle daheim Football*? Dahingondel, Wellenschau, Deslebensfreu, noch ein Kürvchen, noch ein schöner Blick, nächstes Kürvchen und dann Stau, soweit das Auge blickt. Hmm? War da noch irgendwo eine Ampel auf der Strecke? Oder sind wieder ein paar Deppen zusammengekracht? Wie lange will ich hier mit den anderen rumstehen? Sprich, was sind mir diese Mavericks ohne Kaffee und ungefrühstückt wert? Könnte man überhaupt umdrehen, wenn man wöllte? Die Antwort hat der Pacifica Sheriff. Der kommt auf der (ansonsten vollkommen freien) Gegenspur angerollt und teilt per Megaphon mit, daß es sich hier um einen Rückstau handele, die Fahrzeit bis Princeton ca. 3 Stunden betragen werde und die Parkplätze dort hoffnungslos überfüllt seien. Während ich mir mit Grauen vorstelle, wie die Schlange Wagenlänge um Wagenlänge vorwärtskriecht (nämlich immer dann, wenn in Princeton ein Parkplatz freigeworden ist), informiert der Sheriff, daß in einer Meile die nächste legale Wendemöglichkeit vorgesehen sei, er aber jetzt die Straße für “five minutes and I mean it” sperre, damit die, die es sich anders überlegt hätten, schon jetzt und hier umdrehen können.

Danke, Mr. Sheriff! Danke VW für den kleinen Wendekreis! Ich krieg’s auf einen Sitz hin und befinde mich auf dem Weg nach Pacifica, zu meinem Steg, zu meinem Chit Chat Cafe und habe 20 Minuten später eine doubleshot Latte in der einen und einen lee-seitig gegrillten Maverick-Burger in der anderen Hand und statt Surfern reiten auf meinen hohen Wellen Regenbogen.


Fastericks rule!

 

*(Die Niners haben die Falken aus Atlanta übrigens geschlagen und sind nun auf dem Weg zum Superbowl.)

Völkerverständigung

Wenn man hier im Restaurant seinen Teller nicht leer ißt, dann bekommt man die Reste in einer “Box” mit nach Hause (“doggy bag” heißt das schon lange nicht mehr, wahrscheinlich hat sich die Waldi Association bei der Antidiskriminierungsstelle beschwert).

Ich bin in der letzten Woche nie dazugekommen, mein Mittagessen aufzuessen und in meinem Kühlschrank hatten sich die klassischen SitCom-Schachteln mit Resten von Pumpkin Stew, Krabbenreis und Tofu Pad See Ew angesammelt. Jede für sich für eine Mahlzeit zu wenig, aber miteinander in einer Pfanne vermanscht gerade die richtige Menge für ein leichtes (und schmackhaftes) Viet-Chino-Thai-Fusion-Friday-Night-Dinner.

Politisch mögen sich die Staaten möglicherweise nicht immer geneigt sein, aber kulinarisch kann ich die Asia-Allianz sehr empfehlen.

Man hat’s nicht leicht

Besonders als Nordkalifornier, besonders am kommenden Sonntag. Um 12:oo Uhr mittags wird das Spiel der San Francisco 49ers gegen die Atlanta Falcons angepfiffen (wobei ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, ob Footballspiele mit einem Pfiff anfangen) und ab 8:00 Uhr früh beginnt in Halfmoon Bay nach dreijähriger Unterbrechung endlich wieder der Mavericks Surf Contest (Surfer auf elendshohen Wellen). Wat nu? Am Wasser den Beach Boys zusehen? Mit Kind, Bier, Grill und Kegel ins Stadion oder vor den Fernseher?

Alles gut: Wer Football plus haben will, für den gibts einen kostenlosen Live Stream (http://mavericksinvitational.com/)*, wem Wellenreiten langt, der muß früh aufstehen, sich warm anziehen und beten, daß er irgendwie nah genug ans Wasser kommt, ohne sein Auto schon viele Kilometer vorher parken zu müssen. Schau ma moi.

* Das, so findet ein Kollege, sei doch die salomonische Lösung: “Football on my flatscreen TV, surfin’ on the kids’ tablet”.

Noch 30 Tage bis V-Day

Und die Welt ist pink… (Zumindest im Supermarkt. Und beim Juwelier.)

 

Ganz entzückend und eine Einzelnennung wert: Dalmers “Good Catch” (Guter Fang), der mit den hiesigen Stereotypen vom Jäger und Angler spielt, der den besten (besonders knusprigen) Fisch nicht wieder in den Teich zurückwirft.

Wenn V-Day überstanden ist, kommt nur noch Ostern (extra bunt); ab dann ist bis Halloween Ruhe.