Klare Ansage

Bei Nachbars ist reichlich Verwandtschaft zu Besuch und die Kinder wurden zum Spielen raus auf die Straße geschickt. Auf meinem Weg zur Mülltonne komme ich mit einem ca. fünfjährigen Mädchen ins Gespräch und nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, zupft sie mich am Ärmel, sie müsse mir was ins Ohr sagen. Sehr gespannt beuge ich mich zu ihr hinunter. Ob ich vielleicht ein Geheimnis wissen wolle? Na klar, Kleine, shoot (“schieß los”). “There are only two things I love in this world: Everybody and television.”

Ich hoffe, “That’s nice, carry on”, gilt als qualifizierte Antwort – mir ist dazu einfach nichts Vernünftiges eingefallen.

Neu im Kino: Zero Dark Thirty*

Kathryn Bigelow scheint eine Neigung zu verschwitzten Schmuddelmännern in Wüstentarn zu haben und zeigt sie gerne mit viel Hightech-Ausrüstung, fluchend, folternd und unter großem Druck, während Muezzine Allāhu Akbar in grellblaue Himmel rufen.

In “The Hurt Locker” hat das zu 6 Oscars gereicht (und der Film ist wirklich gut und spannend und Jeremy Renner ein wunderbarer Hauptdarsteller), mal sehen, wie die Academy zur Jagd auf Osama bin Laden steht. Obwohl man weiß, wie’s ausgeht (der weiße US-Ritter in der schimmernden Rüstung vernichtet den dunklen Lord of Terror) ist Zero Dark Thirty spannend.

Was ich nicht verstehe, ist, warum die Kamera auf jedem Detail bleiben muß, wenn ein Mann gefoltert wird (Waterboarding, Schlafentzug und zunehmende Entmenschlichung durch andauernde Demütigung). Als er schließlich gebrochen ist und gesteht, wird als Kunstgriff ein Interview mit Barack Obama eingeblendet, in dem dieser postuliert “The U.S. does not torture!” Was will uns Ms. Bigelow damit sagen? Daß diese Methoden, wenn U.S.-Amerikaner sie anwenden, keine Folter sind (im CIA-Sprech heißt sowas “enhanced interrogaton”)? Daß der Präsident keine Ahnung hat? Daß der Zweck die Mittel heiligt? Man weiß es nicht. Daß die CIA-Agentin, die schließlich das Versteck bin Ladens nach 10jähriger Ermittlung identifiziert, sich zwar bei der physischen Folter zunächst mit Grausen abwendet, dann aber letztlich Gefallen daran zu finden scheint und ihre Lehrmeister übertrumpft, ist nicht gerade ein Hinweis darauf, daß Autor und Regisseurin sich von Folter abgrenzen.

Im Gegensatz zur Dokumentation, die sich so nahe wie möglich an Tatsachen halten will und muß, hat man im Spielfilm kreativen Freiraum. Den hätte man nutzen können, um zur Politik der USA und den Methoden des Kriegs gegen den Terror auf Distanz zu gehen. Daß das so gar nicht geschehen ist, ist für mich die Krux bei diesem Film – diese Art von Motherfuckerpatriotismus geht mir auf die Nerven. Wie gesagt, ich bin gespannt, wie die Academy das sehen wird.

 

*‘Zero Dark Thirty’ is military slang for an unspecified time in the early hours of the morning before dawn.

Neu im Kino: “Hansel & Gretel: Witch Hunters”

Ich konnte schon Walt Disneys zuckersüße Märchenfilme nicht ertragen und fand “The Brothers Grimm” ganz schlimm, aber spätestens seit “Snow White and the Huntsman” bin ich mit US-amerikanischen Grimm-Verfilmungen endgültig bedient (http://bit.ly/14kYfPb). “Hahnsl & Grättl” kenne ich auch nur aus der Premierenkritik von “Cinema Sam”, die sich selbst “The-Movie-Radio-Ghurl” nennt, eigentlich Samantha heißt, um die 20 und blond ist, “was mit Medien” studiert und viel Zeit in ihrem Leben mit Auf- und abhüpfen und dabei mit den Armen wedeln verbringt.

Inhaltsangabe: Hänsel und Gretel bewältigen ihre traumatischen Kindheitserlebnisse im Pfefferkuchenhaus indem sie als Erwachsene Karriere als Hexenkopfgeldjäger machen. Cinema Sam hat der Film nicht recht gefallen, aber sie fand es unglaublich komisch, daß Hänsel wg. zuviel Süßkram als Kind nun Diabetiker ist. Hei, war das ein Kichern, Hüpfen, Wedeln.

Kommentar eines Premierenzuschauers, dem Sammy auf der Jagd nach O-Ton ihr Mikro ins Gesicht drückt: er habe nichts erwartet, das sei aber noch unterboten worden. Sieht so aus, als könne man sich den Kinobesuch getrost sparen.

Wieder what learnt (Lektion 10)

Die Hoffnung, daß etwas gutgehen möge, hat heute ein Gesprächspartner mit der Beschwörung begleitet: “God willing and the creek don’t rise!”

So ein hübsches Idiom – und die Etymologie scheint simpel. Hört man in diesem Satz nicht förmlich den Pilgervater, der der Pilgermutter verspricht, am Abend mit dem Planwagen pünktlich heimzukommen, gesetzt den Fall, daß The Lord nichts dagegen hat, und die Bächlein nicht übergelaufen sind?

Trotzdem, lieber nachschlagen und belegen können. Und in ein Wespennest geraten. Amerikanische Linguistiker liegen sich offensichtlich schon seit Jahren in den Haaren, ob “Creek” nun klein oder groß zu schreiben sei, wobei ersteres den Wasserlauf bezeichnet, letzteres einen Indianerstamm. Der Kampf gegen Native Americans wird hierzulande am liebsten totgeschwiegen, und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, zeihen die einen Sprachwissenschaftler die anderen der Lüge in Bezug auf die Bedeutung der Großschreibung von Substantiven im 19. Jahrhundert. Die Weicheier unter ihnen schlagen vor, man möge, um Mißverständnissen (und der Rache der Rothäute) vorzubeugen, statt von “creek” von “river” sprechen. (Also “The Lord willing and the river don’t rise.”)

Mancher Leute Sorgen möchte man haben…

Know your meme

Tebowing ist ja soooo 2012.

 

 

 

 

 

2013 ist Kaepernicking angesagt.

(Man muß nix über Football wissen, aber es hilft, um diese Bildchen zu verstehen. Tim Tebow kniet in Rodin-Pose, um seinem Gott zu danken; Colin Kaepernick küßt die Tätowierung auf seinem Bizeps.)

“New Releases Thursday” im Autoradio

Den Anfang habe ich verpaßt und gerade singt jemand mit viel Geföhl was von “summertime” und daß man sein Versprechen halten müsse (“keep ze promizz”) und ich bin mir sicher, daß ich die Stimme kenne, weiß sie aber ums Verrecken nicht zuzuordnen. Wer ist das, verdammt nochmal? Ich kann doch jetzt nicht bei voller Fahrt das Telefon rauskramen und die Shazam App nachgucken lassen. Aber ich weiß, daß ich den kenne. Kruzitürken! Der Name liegt mir auf der Zunge. Endlich, Abmoderation. Man habe soeben einen Titel von Hörbört Grounemaijor und Bono gehört. Hörbört sei ja down there in Germany ein Star, sogar in “DASBOTT” habe er mitgespielt. Und nun singt er auch noch. In englisch.

Wörtlich (und vor seinem geistigen Aufe sieht man die Moderatorin dabei schwer armwedelnd auf- und abhüpfen):  “How cool is that?”

Profiling

Derek Prince von der Allstate Versicherung schreibt mir einen Brief, der mit den Worten beginnt: “Sabine, como vives en el código postal 94066 podrias disfrutar de una tarifa tan baja como $73.83 per mes … ” und fleht mich des weiteren an: “Sabine, communicate conmigo!” Derek, will mir scheinen, hat seine Hausaufgaben gemacht: San Bruno, mit einer PLZ von East of the tracks, das ist eine mexikanische Neighborhood und er hat folglich im Computer das spanische Anschreiben angeklickt, um mir eine Versicherung zu verkaufen.

Die Hausaufgaben sind aber nur halb gemacht geworden, denn wäre ich im spanischen Sprachraum getauft worden, hieße ich Savina. Aber über solche Details sieht man als Amerikaner wahrscheinlich sehr großzügig hinweg, was man daran merkt, daß sie nie fragen, wie man meinen Vornamen ausspricht, sondern entweder “Säibein” daraus machen (wie es nach den hiesigen Regeln ausgesprochen würde) oder gleich “Sabrina” (wie sich’s gehört, weil Sabinen hier so heißen).

Zu schnell

Gerade noch die erste Zeile des Stoßstangenaufklebers auf dem Pick-up in der Nebenspur lesen können und wu-husch waren wir vorbei. Hat mir keine Ruhe gelassen, bis ich eben den Rest nachgesehen habe:

Ich bezweifle, daß der Fahrer bei der Inaugurationsfeier am Montag unter den Gratulanten war.

“He’s such a Hick!”

beendet ein Kollege beim Mittagessen seine Schelte über einen ihm offensichtlich gar nicht sympathischen Zeitgenossen.

Ich bin ja immer begierig, neues zu lernen, und neue Schimpfworte sowieso und frage nach. Hmmm, wie erklärt man das nun einer Ausländerin am besten? Erster Ansatz: Ein Hick ist ein Mittelding zwischen einem Bumpkin und einem Redneck. Das ist ja einfach, was ein Redneck ist, weiß ich und Bumpkin kann ich von Kürbis herleiten. Ich will lösen: Ist ein Hick so eine Art White Trash vom Lande? Nein, nicht ganz. Die Hautfarbe spiele keine Rolle und der Begriff werde im allgemeinen nicht abfällig verwendet, aber vom Dorf stimme schon mal.

Nach einigen Iterationen einigen wir uns auf Landei oder Hinterwäldler. (Das Urban Dictionary definiert, wie meist, ein wenig gröber: http://bit.ly/9W8okR.)

Endlich!

Das Ozelot gehörte schon seit langem zu den im Liedgut der Welt unterrepräsentierten Tieren – aber das ist jetzt vorbei. Dank Snow Patrol und ihrem Titel: “We are listening”. Im Refrain (1:15 und noch einmal 2:39) fordern sie ganz klar: “Show me the Ozelot!” (http://bit.ly/oHNwAY)

Wenn ich mir was wünschen darf, hätte ich gerne als nächstes einen Song über Weberknechte. Oder Miesmuscheln.