Kathryn Bigelow scheint eine Neigung zu verschwitzten Schmuddelmännern in Wüstentarn zu haben und zeigt sie gerne mit viel Hightech-Ausrüstung, fluchend, folternd und unter großem Druck, während Muezzine Allāhu Akbar in grellblaue Himmel rufen.
In “The Hurt Locker” hat das zu 6 Oscars gereicht (und der Film ist wirklich gut und spannend und Jeremy Renner ein wunderbarer Hauptdarsteller), mal sehen, wie die Academy zur Jagd auf Osama bin Laden steht. Obwohl man weiß, wie’s ausgeht (der weiße US-Ritter in der schimmernden Rüstung vernichtet den dunklen Lord of Terror) ist Zero Dark Thirty spannend.
Was ich nicht verstehe, ist, warum die Kamera auf jedem Detail bleiben muß, wenn ein Mann gefoltert wird (Waterboarding, Schlafentzug und zunehmende Entmenschlichung durch andauernde Demütigung). Als er schließlich gebrochen ist und gesteht, wird als Kunstgriff ein Interview mit Barack Obama eingeblendet, in dem dieser postuliert “The U.S. does not torture!” Was will uns Ms. Bigelow damit sagen? Daß diese Methoden, wenn U.S.-Amerikaner sie anwenden, keine Folter sind (im CIA-Sprech heißt sowas “enhanced interrogaton”)? Daß der Präsident keine Ahnung hat? Daß der Zweck die Mittel heiligt? Man weiß es nicht. Daß die CIA-Agentin, die schließlich das Versteck bin Ladens nach 10jähriger Ermittlung identifiziert, sich zwar bei der physischen Folter zunächst mit Grausen abwendet, dann aber letztlich Gefallen daran zu finden scheint und ihre Lehrmeister übertrumpft, ist nicht gerade ein Hinweis darauf, daß Autor und Regisseurin sich von Folter abgrenzen.
Im Gegensatz zur Dokumentation, die sich so nahe wie möglich an Tatsachen halten will und muß, hat man im Spielfilm kreativen Freiraum. Den hätte man nutzen können, um zur Politik der USA und den Methoden des Kriegs gegen den Terror auf Distanz zu gehen. Daß das so gar nicht geschehen ist, ist für mich die Krux bei diesem Film – diese Art von Motherfuckerpatriotismus geht mir auf die Nerven. Wie gesagt, ich bin gespannt, wie die Academy das sehen wird.
*‘Zero Dark Thirty’ is military slang for an unspecified time in the early hours of the morning before dawn.