Mixed Messages

Wenn einer “cavalr♥” als Nummernschild und eine Konföderiertenflagge im Rückfenster seines Trucks trägt, weiß man doch gleich, wes Geistes Kind der ist.

Allerdings macht einem dann der Obama/Biden 2012-Sticker auf der Stoßstange das ganze schöne Vorurteil kaputt…

Ende einer Ära

Der Two-Buck Chuck ist nicht mehr. Seit mehr als einer Dekade gibt’s in Kalifornien bei Trader Joe überraschend trinkbare Weine für $1.99 die Flasche (http://bit.ly/11oGzo7). Da man in den letzten beiden Jahre aber nur Mißernten eingefahren habe, müsse man nun leider leider den Preis auf $2.49 “upchucken”, so der gute Händler Josef in seinem “Fearless Flyer”.

Wir hier brauchen uns über das Fuffzgerl mehr gar nicht zu beschweren, in anderen Bundesstaaten kostet der Wein wg. höherer Steuern und anderer Nebenkosten eh schon immer über $3.00. Und “Two-an-a-half-Buck Chuck” klingt immer noch nett.

Neulich im Baumarkt

Riesenschilder informieren, daß demnächst der Frühling kommt und der Mensch nie genug Grills, Gartenmöbel und Rasenmäher haben kann – KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN! Um die Ecke stapelweise Saatgut und Pflänzchen und einmal mehr das Gebot KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN!

Und dann das:

Nehmen wir nicht. Auch wenn die amerikane Kundin neben mir sich fast nicht mehr einkriegt: [Hüpfen und Wedeln:] “Isn’t that tooo cuuuute? [Ernst werdend:] And soooo helpful.”

Nix da! Die Vögel in meinem Garten sind clever genug, sich ihrer Nistmaterialen direkt aus dem Angebot von Mutter Natur zu bedienen.

Nimmer ganz neu im Kino: Argo

Der Film zeigt die wahre Geschichte der Befreiung von sechs Amerikanern, denen zwar seinerzeit nachdem Khomeini und seine Revolutionsgarden im Iran an der Macht waren, die Flucht aus der Geiselhaft in der Teheraner Botschaft gelingt, aber nur, um anschließend ein paar Straßen weiter in der Residenz des kanadischen Botschafters zu stranden. (Man ist unwillkürlich versucht, Parallelen zu “Wag the Dog” zu ziehen, wo sich die Große Politik auch der Traumfabrik Hollywood bedient. Weil das Leben, im Gegensatz zur gängigen Meinung, eben nicht die besten Geschichten schreibt. Für die wirklich guten Stories werden schon Profis gebraucht.) Als Tarnung für die sechs Flüchtlinge läßt sich die CIA eine kanadische Location-Scout-Film-Crew erfinden, die nach getaner Arbeit (location gescoutet) das Land legal mit einem Linienflug verlassen soll, und zwar mit allem was zu einem Film gehört – Drehbuch, Produzent, Maske (John Goodman) Regisseur, Castings, Pressearbeit und Storyboards.

Regisseur und Hauptdarsteller Ben Affleck hat sich mit Tony Mendez eine Einsamer-Wolf-Rolle auf den Leib schneidern lassen, der, wie Marlowe und Sam Spade, seine Brüder im Geiste, seinen Auftrag und seine Schützlinge nicht im Stich läßt, auch wenn die da oben die Richtung wechseln und an der Befreiungsaktion auf einmal nicht mehr interessiert sind.

Argo ist klassisches Unterhaltungskino, in einem zeitgeschichtlichen Rahmen angesiedelt, mit ein paar Seitenhieben auf Filmgeschäft, Politik und Geheimdienste sowie die unmöglichen Klamotten und Brillengestelle der Siebziger. Man muß dafür nicht ins Kino, gemütlich daheim auf dem Sofa langt vollkommen.

Anschauen.

(Sieben Oscar-Nominierungen halte ich allerdings für ein bißchen übertrieben.)

Danke, Wörterbuch!

Da schlägt man einen Begriff nach, nämlich “Tchotchke” und bekommt mit der Erklärung noch einen ganzen Sack extra schöner neuer Vokabeln dazu: small bauble, doodad, doohickey, gewgaw, gizmo, goolya, kitsch, knickknack, lagniappe, swag, thingamabob, thingamajig, toy, trinket, whatchamacallit, whosie-whatsit, widget

Kurz gesagt, Tchotchkes sind dasselbe wie der von mir so sehr geliebte “Kruscht”.

“The Ravens have the Superbowl”

Trotz einer unglaublichen Aufholjagd der Niners hat es ganz knapp nicht gereicht (Endstand 34:31 für Baltimore). Harbaugh-Bruder Jim hat gegen John verloren. Daß die San Franziskaner nach dem Blackout auf einmal solchermaßen erstarkt waren, liege, so die Kommentatoren, daran, daß die Spieler das von daheim so gewöhnt seien. “It’s either a power outage or an earth quake, you gotta get used to it and carry on.”

Ich kontempliere seit dem Spiel eine Henne-Ei-Materie: Obwohl ich Bett abge- und wieder bezogen, Wäsche gewaschen und auf- und abgehängt sowie in den Schränken verräumt, gekocht, gegessen und gespült, Blog geschrieben, Steuerunterlagen zusammengesucht und Time Magazine gelesen habe, ist es mir gelungen, das gesamte Spiel (netto) zu sehen. Man muß wissen: Footballspiele haben keinen Fluß, sondern werden nach jedem Spielzug unterbrochen, und, wg. Superbowl, noch zusätzliche Werbe- und Expertenschwätzpausen sowie ein Stromausfall eingefügt.

Frage: Sind die Spielregeln so, weil Amerikaner an sich eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne haben oder ist dieses Konzentrationsdefizit solchen Spielregeln zuzuschreiben? (Im Baseball ist es nämlich nicht anders.) Oder geht es ihnen wie mir und sie haben einfach alle auch noch was anderes zu tun?

P.S. A bissele enttäuscht war ich, daß die “parent cam” für die Eltern der beiden Trainer-Brüder kein einziges Mal eingeblendet wurde.

Superbowl – 2. Halbzeit

Kaum ist die Halbzeitpause vorbei, fällt der Strom aus. Der halbe Mercedes Benz Superdome in New Orleans liegt im Dunkeln. (Wie lange war die Stadt nach Katrina ohne Strom? Und wieso verliert kein Mensch ein Wort darüber?)

Schalten wir halt nochmal ein bißchen Werbung extra und reden über das Spiel. Und darüber, welche Konsequenzen der Verantwortliche für den Stromausfall zu fürchten hat. (Rausschmiß auf jeden Fall und nie mehr wieder seinen Beleuchterfuß auf den Boden kriegen – die Stimmung ist so aufgeheizt, daß ich mich nicht wundern würde, wenn jemand anregen würde, ihm einfach eine Pistole aufs Zimmer bringen zu lassen.)

Gaanz ruhig! Nach ca. 35 Minuten ist das Licht wieder an und das Spiel geht weiter.

Superbowl – Half Time Show

Die Baltimore Ravens liegen mit 21:6 vor den San Francisco 49ers.

Für die Pausenschau hatte die NFL Beyonce engagiert und die Welt hing an ihren Lippen – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei der Inaugurationsfeier für den Präsidenten im Januar hatte sie die Nationalhymne Playback vorgetragen (was auf englisch “lip-sync” heißt) und für den Superbowl war dem Publikum Live-Gesang versprochen worden.

Holla! Monsterlightshow, bissele Pyrotechnik und viele gutaussehende stark geschminkte junge Frauen in knappsten tiefdekolletierten schwarzen Lacklederspitzenkostümchen, die mit wehendem Langhaar auf High Heels in aufreizenden Posen in bester Animierdamentradition zu hämmernden Beats tanzen und zweideutige Texte sing-stöhnen (kein Wunder, daß man bei der Rennerei außer Atem kommt).

Mission accomplished.