Lüftlmalerei

haben wir hier auch. Die Motive sind a bisserl anders als im Werdenfelser Land, aber das mag dem Silicon Valley und der Nachbarschaft zu NASA geschuldet sein…

Mir geht es wie dem Jesus

Was? Nein, mein Stellvertreter hat nicht gekündigt. Kennt denn keiner mehr seinen Ambros, zefix? (Da! Zum Nachhören: http://bit.ly/1vvT2y)

Ich habe Rücken. Immer noch und immer wieder, trotz Turnen und Massieren und Physiotherapie. Wärmflaschen kann ich langsam nicht mehr sehen und wenn ich noch einmal kampferhaltige Hitzesalbe rieche, dann werde ich schbeiben. Ich hab’s so dermaßen gründlich satt! Etwas gehobener formuliert könnte man sagen, daß der Leidensdruck nun endlich groß genug war, damit ich mir einen Termin beim Wirbelsäulenspezialisten habe geben lassen.

Das ist der erste amerikanische Arzt nach meinem Geschmack. Nach einer gründlichen Anamnese entscheidet er, daß wir zunächst einmal konventionelle Mittel ausprobieren und erst, wenn gar nichts anschlägt, die Röntgen- und Kernspinorgie anschmeißen müssen. (Damit entgeht ihm eine Heidenkohle, das habe ich hier auch schon ganz anders erlebt. Das letzte Mal, als ich wegen Verdacht auf Blinddarmentzündung in die Röhre geschoben wurde). Danach injiziert er mit vielen zarten Drehern und Wendern eine entzündungshemmende Spritze (“contains steroids”) in den schlimmsten Triggerpunkt am Oberschenkel (die Nadel war 6,5 cm lang – ich hab’s nachgemessen) und nun warten wir gemeinsam ab.

Die vorläufige Diagnose heißt auf englisch “Bursitis”, ich habe ihn aber aus Rache zwei Mal “Schleimbeutelentzündung” nachsprechen lassen.

Schon wieder Wassersport

Sonntag, High Noon. Sabine steht im Babypool, warmes Wasser bis knapp unter der Brust und wartet darauf, daß das neue Training losgeht, unterdessen gewinnt Desha den Dauerkampf mit dem Ghettoblaster und ein schlechter Sopran versucht sich an “Tonight”. Ich recke und strecke mich im Takt. Danach schrammelt’s “If I were a rich man/Yubby dibby dibby dibby dibby dibby dibby dum…” Dazu soll ich hüpfen und mit den Schultern rollen und kleine Line-Dance-Choreographien tänzeln  – “Show me the attitude!” Das ist zu diesem Gesülze nicht leicht. Ach, Desha, was ist bloß aus Lady Gaga und den Supremes geworden? Musicalhits, so lerne ich, seien eine zielgruppenspezifische Musikauswahl – das neue Programm solle Greise aus den Aufenthaltsräumen ihrer Seniorenresidenzen zur Arthritis-Gymnastik ins Wasser locken. Und weil ich so brav teste, darf ich in Zukunft für umsonst mitmachen. Hmmm, Nesthäkchen war ich schon lange nicht mehr, aber ob ich unbedingt in einer Ü-70-Gruppe “our baby-girl” geben will? Nach einer Probestunde kann ich nur warnen: zieht euch warm an, ihr Alten – die Musik täuscht! Desha hetzt ihre Probanden auch zu “Summertime” umeinander, daß der Schweiß nur so strömt. (Andererseits, wozu paßt Transpiration besser als zu “Porgy und Bess”?)

Daß nachmittags mein Drachen bei einer steifen Brise in Shoreline ordentlich an seinen beiden Schnüren (und mir) gezerrt hat, fand ich im Vergleich zum Seniorenturnen fast erholsam.

PS: Habe Desha vorgeschlagen, ihr Marketing zu optimieren und die Stunde nicht “Arthritis-Gymnastik” zu nennen, sondern stattdessen “Silver-Fitness” oder so. Bei dem hiesigen Jugendwahn könnte ich mir vorstellen, daß sie dann mehr Anmeldungen bekommt.

Neuübersetzung: Emoji Dick

Fred Benenson hat sich seine Idee, Moby Dick in “Emoji”, eine japanische Emoticon-Zeichensprache, zu übertragen crowdsourcen und -funden lassen, für die eigentliche Übersetzungsarbeit viele Mitarbeiter bei Amazons “Mechanical Turk” eingespannt (Crowd finanziert Crowd) und anschließend editiert. (Details lese man hier nach: http://www.emojidick.com/)

In Emoji sieht der berühmte erste Satz so aus:

Isch waaaaaß ja ned…

Streber

Ich bin ein echter Glückspilz! Auch bei meiner dritte Aqua-Yoga-Stunde bekomme ich wieder Einzelunterricht von Desha, bei milder Luft, Sonnenschein und im erfreulich warm beheizten Babybecken. Gelernt habe ich auch schon was. Meine “Proud Warrior”-Pose ist zwar immer noch ein eher “Waggly Warrior”, aber, und das ist die Hauptsache “we are getting there”. Desha ist sehr angetan von ihrem Lehr- und meinem Lernerfolg. Ob ich ihr wohl einen Gefallen tun könnte, fragt sie beim Rausgehen. “Sure”, sage ich, voreilig wie immer, ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse. Ja, prima, dann sähen wir uns morgen wieder.

Wie bitte? Wie? Was? Warum? Nun: Desha stellt gerade ein neues Trainingsprogramm zusammen und braucht eine Testschülerin. Sieht so aus, als hätte ich mich hiermit als Aqua-Yoga-Guinea-Pig* gemeldet. Schau mal moi.

*Amerikanische Versuchskaninchen sind Meerschweinchen.

Pretty in Pink

Heute Nacht habe ich mit einer Freundin aus Deutschland telefoniert, die beiläufig erwähnte, daß ihr Garten unter einer dicht geschlossenen Schneedecke liege. Schnee, genau, da war was. Wir haben hier schon mal mit dem Frühling angefangen, und alles, was blühen kann, blüht, vorzugsweise in Rosa. So sieht’s gerade in meiner Straße aus:

en gros

et en détail

Eastside Story

Nachbarin Carmen ist zu einer Hochzeit eingeladen. In Oakland. In der Kirche einer spanischsprechenden Gemeinde. Und dann auch noch an einem Samstag. Sie wünsche dem jungen Paar alles Glück dieser Erde, aber es sollte sich gefälligst nicht wundern, wenn sich der Festsaal nachmittags um 5:00 abrupt leeren werde. Wie könne man nur so dumm sein.

Man kann ja zum Heiraten an sich stehen, wie man will, aber warum sonst ist es dumm? Ganz einfach: Carmen ist auf “unserer” Seite der Bay aufgewachsen und hat schon als kleines Mädchen eingebläut bekommen, daß das auf der anderen Seite der Bay Bridge liegende knapp 20 Meilen entfernte Oakland eine Verbrechenshochburg ist. Eine No-Go-Area für brave Kinder. Und nachts* noch schlimmer als bei Tag. Sie werde reichlich vor Sonnenuntergang die Brücke wieder Richtung Westen überqueren. Denn “at nightfall the church parking lot turns into gang territory.”

*Das Dunkelheit per se böse ist, scheint in allen Amerikanern fest verankert zu sein; wenn Toni mal nicht im Büro ist, bieten Kollegen mir zu Feierabend regelmäßig an, mich zum Auto zu begleiten (“I’ll walk you to your car”) und sind jedes Mal erstaunt, daß es mir nichts ausmacht, allein zu gehen. In the dark. Liegt vielleicht daran, daß meine Vorfahren sich nicht am Lagerfeuer in einer Planwagenburg vor den Ureinwohnern fürchteten.

Die haben hier schon eine ausgeprägte Angstkultur.

Diaspora

Um in der Fremde über das Neueste aus der deutschen Innenpolitik auf dem Laufenden zu bleiben, könnte man in der vernetzten heutigen Welt täglich deutsche Tageszeitungen lesen und abends daheim die Tagesthemen streamen. Tue ich nicht, weil kein Mensch so viel Zeit übrig hat und ich nebenher Amerika und mein lokales Umfeld inklusive herrlichen Schwachsinns nicht mitbekäme (was bei einigen ExPats durchaus der Fall zu sein scheint).

Ich behelfe mich mit einem Titanic-Abo, gelegentlicher SpOn- und SZ-Lektüre und, wie neulich, zweieinhalb Stunden Derblecken (Starkbieranstich am Nockherberg). Da muß ich gar nicht genau wissen, was der genaue Anlaß der Fehde zwischen Seehofer und Söder ist – ich kann mich entspannt an den süßsaueren Mienen der beiden Parteifreunde weiden. Macht auch nix, daß ich verpaßt hatte, wie der Innenminister beim Spatenstich mit dem Bagger umgefallen ist – Mama Bavaria hat gute Autoren und die lassen keinen aus (“Kannst sitzenbleiben, Markus, du bist jetzt nicht dran!”). Überhaupt, Luise Kinseher scheint zu ihrer Rolle als Patrona Bavariae gefunden zu haben, zappelt und verhaspelt nimmer, teilt mit einem sehr schön bösen Mutter-Oberin-Lächeln aus und dem Rosi sein Singspiel war auch recht nett.

Zwei Dinge sind mir aufgefallen: zum einen kenne ich die meisten Hackfressen auch nach fünfjähriger Abwesenheit noch. (Wobei Ilse Aigner einen Zehnpunkte-Dirndl-Aufstieg hingelegt zu haben scheint und mir der Hubert Aiwanger von den Freien Wählern dieses Jahr zum ersten Mal ins Bewußtsein gerückt ist.) Zum anderen muß es für bayerische Politiker doch eigentlich kränkend sein, daß Kabarettisten noch immer nicht ohne IHN können, den Metzgergottvater Bayerns. In Rosenmüllers Singspiel ist’s der außerehelich gezeugte Sohn, bei Helmut Schleich (Deutscher Kleinkunstpreis) der Alte selbst, der in ihn einfährt und halslos latinisierten Unfug ausspuckt. Nunc est bibendum – Die Krüge hoch!

Und drum, liebe Kinder, bleibt die Tante Sabine in Amerika eine mündige Briefwählerin für die anstehende Bundestagswahl. Fürchtet euch nicht!

Aus dem Vokabelheft

Hierzulande wird vor allem den hawaiianischen Insulanern eine Neigung zur Kanack Sprak unterstellt.

Beispiel? “Brok da mout, fo shoua!” – Frei übertragen: “Vor lauter Fressen das Maul verrenkt.” Und noch dazu die Nach- und Nebenwirkungen: “The feeling of intense laziness that one gets from eating too much.”

Wieder what learnt (Lektion 12)

Heute habe ich einen Kollegen, der einfach nicht imstande zu sein scheint, meine e-mails zu lesen und dann mit der Frage, die in exakt dieser e-mail beantwortet wurde, noch einmal im unpassendst möglichen Moment angedackelt kommt, mit einem sehr genervten Blick bedacht.

Darauf er: “Don’t give me the stinky eye.” Weil ich ja gerne Idiome lerne, habe ich mich doch ablenken lassen und nachgefragt. “Stinky Eye” sei wie “Evil Eye” (der Böse Blick). It just stinks more…”