Seit dem letzten Wochenende prophezeit die Wettervorhersage schwere Wolkenbrüche mit Hagel, Blitz- und Donnerschlag, was bei den Kaliforniern die immer gleiche Reaktion hervorruft. Ein resigniertes Schulterzucken, jetzt isses wohl soweit, die Rainy Season beginnt. Und es wird umgehend gebetsmühlenartig nachgeschoben, ja, man wisse ja, wir brauchen den Regen, sonst kommt wieder eine Dürre, aber… Aber doch nicht ausgerechnet jetzt und hier, wo sich der aktuelle Kalifornier befindet. Dem Wetter war der Forecast herzlich gleichgültig, es hat zwei Nächte lang ergiebig geschüttet und das war’s auch schon.
Weil ich aber ein vorsorglicher Mensch bin, habe ich mich nach der ersten Regennacht bei Desha, der Aqua-Yoga-Lehrerin erkundigt, wie es denn um den Kurs bestellt sei, wenn’s regne. Ich solle mich mal nicht so haben, schließlich sei ich ohnehin schon im Wasser und müsse nicht wie sie am Beckenrand draußen vorturnen. Davon lasse sie sich nur abhalten, wenn es “cats and dogs” regne und selbst dann solle ich mich nicht so haben, das Babybecken sei schließlich beheizt. Und außerdem werde es am Samstag nicht regnen. Punkt. Ich schlage im Geiste die Hacken zusammen und nehme mir fest vor, meinem inneren Schweinehund keine Chance zu geben und auf jeden Fall am Samstag wieder teilzunehmen. Und richtig, heute früh lacht mich die Sonne aus dem Bett.
Im Babybecken schnattert ein Dreiergrüppchen dicker Damen miteinander; die sehen mir doch schon auf 20 Meter Entfernung nach Klassenkameradinnen aus – nix mehr Einzelunterricht. Eigentlich, erfahre ich, gehören sie zur Tuesday group, aber weil eine von ihnen nun dienstags nicht mehr kann, probieren sie andere Kurse aus (“Honestly, we cast a new trainer”). Auch recht. Desha bekommt den Ghettoblaster schon mit dem ersten Knopfdruck zum Laufen und während wir uns warm machen, lassen sich noch zwei Nachzüglerinnen zu Wasser. Auf geht’s! Wir sind hier schließlich nicht zum Spaß. Ein halbes Dutzend in ihrem Kurs, wow, das spornt an und unsere Desha wird zum Sklaventreiber. Sie legt ein ungeheures Tempo vor und die Wellen schlagen höher und höher. Wo über eine halbe Tonne geballte menopausale Frauenpower tobt, helfen keine Sandsäcke. Dieselben Bälger, die letzte Woche vor ihrer Schwimmstunde noch fröhlich um mich Einzelyogista herumgeplanscht sind, sitzen nun mit angstgeweiteten Augen am Beckenrand oder haben sich gleich in den Schutz ihren Eltern auf der Zuschauerbank verkrochen. Die schauen uns mit einer Mischung aus Amüsement und Abscheu zu (und nehmen sich insgeheim vor, zukünftig kleinere Portionen zu essen und ab und zu Sport zu treiben).
Amy, Carly, Nancy, Stacey, Tracy und Sabiny hatten ihren Spaß und freuen sich auf nächste Woche. (Mann, bin ich froh, daß ich mich mit drei Einheiten Einzelunterricht auf die Übungen vorbereitet hatte – ich bin damit schon fast in die fette Vollprofifront aufgestiegen.) Namaste.
Nachtrag: Meine Mitplantschladies wurden ja noch auf 50er/60er-Jahre-Heile-Welt-Namen getauft. Uns ist so neumodischer Unfug wie Tallulah Belle, Scout LaRue, Knox Leon, Moon Unit, Dweezil, Diva Thin Muffin Pigeen oder gar Paris erspart geblieben.