1000 x Nebel

Feierabend. Schon bevor ich in meine Straße einbiege, ist das Auto in Nebelschwaden gehüllt und die Scheinwerfer erhellen gerade mal noch einen meterbreiten Streifen. Sollte die Foggy Season dieses Jahr echt schon so früh losgehen?

Nicht doch. Irgendein game is on, man hat die Kumpels geladen. Die Nachbarn vorne an der Ecke betreiben simultan drei Monster-BBQs und haben scheints gerade nochmal ordentlich Grillbeschleuniger nachgekippt.

Nimmer ganz neu im Kino: Dallas Buyers Club

Dankeschön an die zuständigen Entitäten, mein Flehen ist erhört worden: nach dem vielen Müll der letzten Wochen ein guter Film.

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: Matthew McConaughey spielt Ron Woodroof, einen hyper-hetero-“handsome, in a Texas, hick, white trash, dumb kind of way”-Guy, der 1985 mit HIV diagnostiziert wird und sich nicht mit der Prognose “Sie haben noch 30 Tage zu leben” abfinden will.

Ich bin Zeitzeugin und kann mich noch gut an die AIDS-Verunsicherung und -Hysterie der ersten Jahre erinnern, an Peter Gauweilers AIDS-Stempel und die Fassungslosigkeit, als die “Schwulenseuche” auf einmal auf “normale” Menschen oder gar Kinder traf. Habe ich alles in diesem Film wiedergefunden, natürlich um den texanischen Faktor größer und paranoider.

Unbedingt anschauen!

Aus dem Vokabelheft

Je länger ich hier lebe und in diese Sprache eintauche, desto mehr Schätze kommen zum Vorschein. Ich kann und will sie nicht für mich alleine behalten – möge die geneigte Leserschaft an den Fundstücken ebenso viel Freude haben wie ich.

Aus der beliebten Reihe “Subtile Beleidigungen”

  • “Well, you’re not the scum of the earth but you’re certainly suspect…” – Du bist nicht wirklich der/die/das Letzte, aber ganz nah dran.
  • “He’s such an MMI-guy!” MMI bedeutet ausgeschrieben “Mom, may I?” und beschreibt ein unselbständiges Muttersöhnchen, das bei allem, was es tut, erst mal Mutti fragt, ob es das auch darf.

Aus der Reihe “deutliche Drohungen”

  • “If he doesn’t stop being so bloody stupid, you can watch me go July 4th on his ass.” – Wenn der sich weiter so saublöd aufführt, dann knallt es demnächst ganz gewaltig.
  • “It’s all shits and giggles until someone giggles and shits.” – …bis einer heult.

Unkonventionelle Grüße

  • “Hello and good evening, ladies and germs!” – Da macht der Sprecher Herren zu Bazillen.

Lebenshilfe und Erbauliches

  • “Get your act together, man!” – Reiß’ dich endlich zusammen! Wenn der solchermaßen Angesprochene dann immer noch nichts auf die Reihe kriegt, wird er – schon ungeduldiger – angeraunzt:
  • “Man up!” – wörtlich “ermanne dich”; im Deutschen habe ich das glaube ich zum letzten Mal bei Schiller gelesen. Vesatil, wie diese Sprache ist, ist die Kombination “X + up!” für so ziemlich alles anwendbar. Deine Blagen erweisen sich als schwerziehbar? Dann “Mother up!” Dein Leben ist schrecklich und du weißt nicht mehr weiter? Dann gefälligst “Cowboy up!” (Dem Vernehmen nach vor allem in Wyoming stark verbreitet.) Weniger spezifisch und häufig zu hören:
  • “Gear up and soldier on” – Zähne zusammenbeißen und weitermachen.

Lautmalerei:

  • “Thingmajiggers” – wörtlich: Dingsbumse.
  • “Final Fillip” – Das Tüpfelchen auf dem I.
  • “Befuddle” und “discombobulate” – stehen beide für etwas oder jemanden durcheinanderbringen.

Zugabe:

  • “They’re a well–to–do family” – Nicht täuschen lassen; das heißt nicht unbedingt, daß sie Gutes tun, sondern nur, daß sie reichlich haben.

Fehldisposition

Das haben die Beckenbelegungsbeauftragten aber gründlich verbaselt: Während Desha und Die Dicken zu meditativen Klängen Kontakt zu ihren Inneren Kranichen suchen, gestikulieren und gluckern mehrere Kleinkindgruppen im Babypool und werden dabei von den anderen drei Beckenrändern von ihren Schwimmlehrern unermüdlich angefeuert “Soldier, Monkey, Airplane”, “Soldier, Monkey, Airplane”, “Soldier, Monkey, Airplane”… Bedauerlicherweise nicht synchron, obwohl sich das bei dieser Sportart doch anböte. Das lenkt sehr ab und ich möchte wetten, daß ich nicht die einzige bin, die zu ihrem Inneren Soldaten ein “Bring-dieses-Pack-zu-Ruhe”-Verhältnis aufbaut, mein Kranich ist auf jeden Fall längst ausgeflogen.

Ommm! Es ist Wochenende, die Sonne scheint und ich verdanke der Inkompetenz einen Blogpost. Alles wieder gut. Daheim wartet “The Girl Who Soared Over Fairyland and Cut the Moon in Two” auf mich. Und eine Mahlzeit! Außerdem hält die Wirkung meines Steroid-Shots immer noch an und mir tut nix weh! Ommm!

Jute statt Plastik

Wir Zugereisten wissen es schon länger: Plastiktüten sind böse, denn sie haben ein fast ewiges Leben und würgen Delphine. In Amerika hat man das neulich erst herausgefunden. Weil nun Kalifornier glauben, den Umweltschutz für sich gepachtet zu haben und sich für die besten unter den Amerikanern halten, sind seit letztem Jahr fast im ganzen Staat Plastiktüten verboten worden und wenn einer keine Einkaufstasche mitbringt, muß er im Supermarkt 10 Cents pro Papiertüte ausgeben.

Muß er? Nicht doch. Die Lösung, so ein Kollege, liegt auf der Hand – einfach öfter zum Einkaufen (fahren): “If you can carry it in your hand you don’t need a bag.”

Manchmal komme ich aus dem facepalmen gar nicht mehr raus.

Gelesen: Carl Hiaasen “Star Island”

Carl Hiaasen schreibt seit Jahrzehnten immer das gleiche Buch. Jedes Mal lesen wir von skrupellosen Immobilienmaklern, korrupten Politikern, den Reichen, Schönen, Dummen sowie von einem Häuflein Aufrechter, die den Ausverkauf ihrer floridischen Heimat Florida mit allen vom Zweck heiliggesprochenen Mitteln verhindern wollen. In Hiaasens Sunshine State sind die Guten gut und die Bösen böse. Zwischentöne überflüssig.

“Star Island”s Protagonisten sind ein talentfreies-DummwieBohnenstroh-Schlagersternchen mit seiner Entourage, bestehend aus überehrgeiziger Mutter, gleichgültigem Vater, gieriger Sippschaft, geldgeilem Produzenten, brutalen Bodyguards, eiskalten PR-Tussis und weiterem Klischee-Gesocks, ein Paparazzo mit Illusionsverlust sowie sintemalen erschlichenem Pulitzerpreis, die übliche Corona aus geldgeilen Immobilienhaien und ebensolchen Politikern sowie die schon seit dem ersten Buch bekannten nicht weniger schrillen Guten.

Hiaasen lesen ist wie der Spezialeisbecher mit Früchten und Schokoladenerdbeervanillesaucesoße und Mandelsplittern und Schokoflocken und buntem Zuckerkonfetti, garniert mit Glitzerspießchen und mindestens drei Schirmchen und einer Wunderkerze: man ist gefeit vor Überraschungen, es geht schnell und macht Spaß.

Ideale Urlaubslektüre.

Kanon (unvollendet)

Mit dem Kanon ist das so eine Sache. Ich meine, woher soll ich denn wissen, was Goldilocks mit welchen wilden Tieren tut? An meiner Wiege ging der Mond auf und Näglein wurden gesteckt und keinem einzigen Schwein das Haus weggeblasen. Meine Helden waren Schweinehirten und Gänsemägde und wenn böse Königinnen bestraft wurden, mußten sie sich in rotglühenden Eisenschuhen zu Tode tanzen.

Dann endlich emanzipiert und selber lesen können. Mein erstes Buch war “Heidi”, genau, diese Schweizer Alpenliesel mit dem Öhi und dem Ziegenpeter. Die Autoren meiner frühen Lesejahre waren James Krüss und Max Kruse und Michael Ende und später Enid Blyton sowie sämtliche Vorschlagsbände aus dem Bertelsmann Buchclub. Marie-Luise Fischer war mir ebenso recht wie Han Suin oder Mario Puzo, Hauptsache, was zum Lesen. Wenn hier einer Heidi kennt, dann nur die Manga-Version.

Pippi Kunterbunt Afrika Tacka Tucka. Bullerbü und Lönneberga. Immer mindestens fünf Freunde. Okay, auch Hanni und Nanni. Aber das war in der Phase wo ich adoptiert sein wollte oder wenigstens im Internat.

Qualität lernen kam später.

Itsy Bitsy spider

Charlotte’s web

nachfolgende Generationen: Harry Potter und Bella und Edward – gemeinsame popkulturelle Memes? Schnittmenge?

Pudels Kern vs. “We’re not in Kansas anymore” (Sorry, Herr Geheimrat.)

Formatierung.

“Eine Insel mit zwei Bergen…”

Jim Knopf, der hier wg. PC nie veröffentlicht worden wäre und der in DE auch keinen guten Stand mehr hat. (Rassismusdiskussion vs.  Kinderbuchtradition, s.a. “Die Kleine Hexe”, Faschingskostüme.)

Ich weiß, wer weiß, wieviele Sternlein stehen, ein angelsächsisch geprägtes Kind hingegen, daß Mary ein kleines Lämmchen hat.

Ene, mene, mu und wann ist das angelsächsiche Kind raus? Noch am nähesten ist vielleicht

Eenie meenie miney moe,
Catch a tiger by the toe,
If he squeals, let him go,
Eenie meenie miney mo.

 

 

 

Nimmer ganz neu im Kino: “The Hunger Games: Catching Fire”

Zugegeben: ich habs mir nur angeschaut, um mein Urteil “das ist aber mal ein schlechtes Buch” um die Variante “und ein schlechter Film ist es auch” zu ergänzen. Mission, like, totally accomplished.

Suzanne Collins hat einfach Teil 1 nochmal geschrieben, die Hunger Games in Jubiläumsfestspiele umbenannt und dann passiert genau dasselbe wieder. Fräulein Everdeen wird in supertolle Kostüme gesteckt und sehr sehr aufwenig geschminkt und frisiert, anschließend hetzt sie mit Pfeil und Bogen sowie Feind und Freund durch einen Truman-Show-Wald, wird (fast) von Pavianen totgebissen, (schier) vom Nebel des Grauens vergiftet und (beinahe) ersäuft. Dann ist sie ein Symbol für den Freiheitskampf und der Film ist aus.

Leider sind die Filmmenschen werktreu, das heißt, die junge mutige Frau aus dem ersten Band mutiert so langsam zur hysterischen fremdbestimmten Heulsuse. Ganz grausig. Im dritten Band wird Frau Collins dann ganz tough und bringt ein paar Lieblingscharaktere um, denn Krieg ist grausam und die Guten gewinnen gar nicht wirklich immer und Katniss verkommt vollkommen zum Püppchen. Das habe ich schon im Buch nicht gemocht und deswegen werde ich mir “Mockingjay” gar nicht erst anschauen. Noch dazu, wo Buch 3 auf 2 Stück Film aufgeteilt werden wird.

Jetzt wirds wirklich mal wieder Zeit für einen guten Kinofilm.