Falls wer noch was Passendes zum Anziehen sucht für den Gay Pride am Wochenende…
(Russia’s favorite shirtless horseman now has his very own clothing line.)
Ich habe heute Fotosession. Und ich weigere mich dafür dieses hinten offenen Hemdchen anzuziehen! Nie nie mehr! Das amerikanische Gesundheitssystem hat mich mit diesen Drecksgowns zutiefst traumatisiert. Es gibt auf der Welt keine dümmeren Textilien – die Dinger sind Entwürdigung in getüpfelter Baumwolle! Glücklicherweise ist es den Herrschaften hier eigentlich egal, was ich anhabe, solange es nicht den Blick verstellt und ich brav den Regieanweisungen folge. “Are we ready?”, will der muntere Oberfotograf wissen. So wie der rumhampelt, ist er im Nebenberuf dauerfröhlicher Club-Med-Animateuer. Meint der mich? Oder ist das ein “Royal We?” Ich grummele halblaut, daß ich keine Ahnung habe, wie’s um ihn bestellt sei; soweit es mich betrifft: I was born ready.
Das kriegt er irgendwie mit. Ja dann. Auf geht’s. “Auf den Tisch klettern. Nun auf die Seite legen, das untere Knie beugen, das andere Bein leicht anheben, strecken und den Fuß nach Innen drehen, beide Arme lang über den Kopf dehnen. Ahatmen. Nochmal. Und nun Luft anhalten.” Klickerdiklickerdiklacker. “Fertig. Und wieder schön atmen.” Mach ich eigentlich schon seit vielen Jahren, auch ohne daß mir wer das sagen müßte. Ich atme also vor mich hin, ein und aus, und nochmal ein und aus und nochmal und nochmal und … geht es hier nicht mehr weiter? Was ist jetzt? Dawai, dawai, bin hier weder zum Spaß noch habe ich den ganzen Tag Zeit. Zefix! Ich entfalte mich aus meiner Pose, und kann den Kopf soweit drehen, daß ich die Bleischürzenfotokünstler ins Blickfeld bekomme. Hoffentlich bedeutet dieses Gruppenrumstehen in der Mitte des Raumes, daß sie gerade neue Positionen besprechen.
Ha! Recht gehabt! “Jetzt machen wir mal ein paar Aufnahmen im Stehen. Runter vom Tisch. Hier vor den Kasten stellen. Leichte Kniebeuge, Hintern ganz weit nach hinten rausstrecken, Becken anlehnen (das ist nicht einfach, weil eigentlich widersprüchlich). Nicht umfallen! Beine spreizen, stabil auf den Fersen stehen, Zehen anheben, Hände auf der Brust verkreuzen. Luft anhalten.” Klickerdiklickerdiklacker. Ich erwarte fast, daß jetzt noch mindestens Handstand oder ein paar Saltos angeordnet werden, man möchte aber nur eine Art eingefrorenen Großausfallschritt (“frozen flic-flac”), Klickerdiklickerdiklacker, und zum entspannenden Abschluß einfach wieder auf den Tisch und ganz simpel flach auf dem Rücken liegen. Kann ich. Atme dazu vollkommen unaufgefordert. Klickerdiklickerdiklacker.
Dann werden die Aufnahmen dem Chirurgen zugespielt und bis ich wieder in Hosen und Schuhen sowie in Consultation Room Number 5 angekommen bin, sind sie und er schon da. Wir schauen gemeinsam HipTV (the X-Ray Edition) und der Doc ist ganz begeistert von sich und den Genesungsfortschritten und daß er das mit meiner Beinlänge so toll hingekriegt hat (sie sind jetzt nämlich gleich lang). Wie begeistert ich erst bin, kann ich kaum in Worte fassen: mein schlimmster Schmerz ist mittlerweile Muskelkater*. Damit der bald ein Ende hat, schickt der Doc mich ab nächste Woche zum Einzelaufbautraining in den Pool. Eine größere Freude hätte er mir gar nicht machen können. Ja, ich weiß, dann bekomme ich noch mehr Muskelkater und muß wieder recht viel rumjammern – aber wie sagt man nicht nur hier: “It has to get worse before it gets better”. Solange es im Wasser stattfindet, bin ich damit einverstanden. Wasserspratzeln ist meins.
*Wer je eine Weile mit einer ausgewachsenen Osteoarthritis gelebt hat, bei der Knochen auf Knochen scheuert, weiß, daß ein bißchen Muskelschmerz dagegen nicht ankommt. Die anderen müssen es sich einfach vorstellen. Genau: Auahh!
Die Bäume in meinem Garten quellen über mit reifem Obst. Vielmehr, als ich je essen könnte, selbst, wenn ich alle Nachbarn täglich mit je einem Eimerchen Reineclauden und Äpfeln versorgen würde. Weil es mir aber in der Seele wehtäte, diese Massen an guten “organic” Früchten einfach verkommen zu lassen, habe ich mir gedacht, daß doch Baumklettern und Pflücken eigentlich eine gute Kinderbeschäftigung ist und mir kinderreiche Kollegen als Erntehelfer geladen.
Amerikanische Kinder, wohlgemerkt, da muß man ganz von vorne anfangen, aber nachdem die Kinder die Grundregeln verstanden hatten – das ist ein Baum, der blüht im Frühling, dann kommen die Bienen, dann entwickeln sich kleine grüne Boller und später die Früchte – waren sie alle fleißig bei der Sache; die mutigen unter ihnen haben sich sogar getraut, in Obst direkt vom Baum reinzubeißen. Manch anderen war so viel Natur doch zu suspekt, und sie werden nichts davon essen, es sei denn, in verarbeiteter Form. Mir wurscht. Alles, was reif genug war, ist jetzt unten und sie sind mit vollen Tüten abgezogen.
An den Bäumen und Sträuchern ist mindestens nochmal soviel hängengeblieben. Für die Verwendung muß ich mir in den nächsten zwei Wochen was einfallen lassen, denn danach sind Brombeeren, blaue Pflaumen und Birnen reif.
Heute trifft sich unsere Aqua-Fitness-Gruppe zum ersten Mal außerhalb des Schwimmvereins und ich fahre sicherheitshalber eine Viertelstunde früher los, als mir Google maps rät, ich kenne mich und mein Talent, Orte nicht auf Anhieb zu finden. Nach den vorgesehenen 16 Minuten Fahrtzeit finde ich mich in einem Stadtviertel von San Mateo, wo sich nikotinfreier Apartmentblock an nikotinfreien Apartmentblock reiht und wo vor jedem Eingang mindestens zwei Raucher qualmen. Ich scheine richtig zu sein. Und genau eine Viertelstunde zu früh. Vor das Spratzeln im Pool der Eigentumswohnungsanlage hat die Verwaltung das Ausfüllen und Unterschreiben von “Waivern” gesetzt. Wir bestätigen, daß wir selbst schuld sind, egal, was uns auf dem Grundstück, im Pool und im Luftraum der Anlage zustößt und daß wir nie niemals nimmer nicht auch nur den entferntesten Gedanken daran hegen werden, sie zu verklagen, nicht in den USA und auch nicht in irgendeinem der Anlage bekannten oder unbekannten Land oder Universum.
Dann dürfen wir ins Wasser und weil nur Jan und ich da sind, die wir als fit gelten, legt Desha ABBA auf und einen Zahn zu. Wir hüpfen, strecken, dehnen, die Wellen wogen und auf den umliegenden Balkons stellen sich die ersten Zuschauer ein. Ich erwäge kurz, die Brille abzunehmen, nach der bekannten Logik, daß, wenn ich die nicht sehe, die mich auch nicht sehen, verwerfe das aber wieder, weil ich linsenfrei auch Desha “new moves” nur noch sehr schemenhaft erkennen könnte. Nach ca. 10 Minuten nähert sich eine Dame. Sie ist schätzungsweise in ihren Siebzigern und entblödet sich nicht, in einem Ich-bin-hier-neu-und-will-bei-euch-mitmachen-Kleinmädchenton, -duktus und -körpersprache um Aufnahme zu bitten. Von mir aus hätte sie auch wie eine erwachsene Frau fragen können, aber trotzdem, wir sind ja nicht so und Desha kann die extra Kohle gut gebrauchen, also hol deinen Badeanzug und hüpf rein. Jan ist wenig amused. Da hat sie extra bei der Verwaltung das Sommerasyl für unseren Kurs durchgeboxt und dann kommt die “Bitch of the Block” daher und macht ihr die Hausherrinnenrechte streitig. Neuzugang Roberta gibt sich alle Mühe, ihrem Beinamen zu entsprechen. Das Wasser ist zu kalt, der Boden im Pool zu abschüssig, die Übungen zu schwer, das kann sie nicht, dies mag sie nicht, das hat der Doktor verboten. Kann Desha das nochmal vormachen? Und dies auch? Desha geht ganz in ihrer Rolle als geduldige Lehrerin von Neulingen auf, zeigt, turnt vor, hilft mit Alternativen, aber das Wasser ist immer noch zu kalt, der Beckenboden schief und windig ist es auch. Jan wird immer zappeliger. Warum, zischt sie mir zu, tragen wir wohl im Schatten der Hochhäuser Neopren? Hmmm? Ruhig, Brauner! Wir waren auch mal Anfängerinnen. Alles gut. Come on, Honey. Wir ignorieren das Gejammer jetzt einfach und haben Spaß.
Fürs nächstes Mal nehmen wir noch eine Abschlußrunde im Whirlpool auf die Liste und dann fangen wir an, unser Pool-Parteeeh für den letzten Tag im Condo-Pool zu planen. Mit Grillen und Potluck und überhaupt. Und wenn Roberta auch kommt, dann schubsen wir sie einfach mitsamt ihrem Martini in ins Wasser. Jan freut sich jetzt schon.
Toni hat neulich herausgefunden, daß das Wort “verklempt” bei der Reise über den Großen Teich einen Bedeutungswandel erfahren hat und hierzulande dafür steht, daß jemand von schmerzhaften Gefühlen (“emotional heartache”) übermannt wird. Beispiel: “Mein Haus ist abgebrannt, the whole thing’s left me so verklempt…”
Ich habe noch ein wenig weiterrecherchiert und dabei gelernt, daß die Amerikaner es Mike Myers und seinen Sketchen in den Neunzigern bei Saturday Night Live zu verdanken haben, daß der Begriff fest im hiesigen Wortschatz verankert ist. In “Coffee Talk with Linda Richman” gibt Myers die Gastgeberin, das Stereotyp einer jüdischen New Yorkerin mittleren Alters, mit zuviel Goldschmuck, zu großen Haaren, zu bunten Pullovern und zu großen getönten Brillen. (Wer je Fran Dreschers “Nanny” gesehen hat, weiß, was gemeint ist.)
Fester Bestandteil der Show war, daß Ms. Richman sich mit ihren Gästen überwarf und dann mit Großer Hand-zum-Dekolletee-Geste, einem tiefen Atemzug durch die Nase, gerecktem Hals und mit den Worten “I’m all verklempt” nach hinten abging. Nicht ohne abfälliges Handwedeln und Hausaufgaben. “Talk amongst yourselves. I’ll give you a topic.” Nachfolgend ein paar der schönsten Beispiele: “The Partridge Family were neither partridges (Rebhühner), nor a family. Discuss.” “Milli Vanilli is neither a Milli nor a Vanilli. Discuss.” “Palmolive – it’s neither palm, nor olive. Discuss.” “The Holy Roman Empire was neither holy nor Roman nor an empire. Discuss.” “Did Truman drop the bomb on the Japanese to end the war or to scare the hell out of the Russians? Discuss.” “The Mormon Tabernacle Choir* is neither Mormon nor a tabernacle nor a choir. Discuss.” “The jelly bean is neither made of jelly nor is it a bean. Discuss.”
* http://www.mormontabernaclechoir.org/articles/trying-to-be-like-jesus-friend?lang=eng, falls wer wissen will, was es damit auf sich hat. Ich bin immer wieder fasziniert, wie professionell und mit welcher Schweinskohle die ihre Mitgliederwerbung betreiben.
Bisher habe ich die Sommersonnenwende eigentlich nie gemocht. Warum sollte man sich freuen, daß die Tage kürzer werden und der Winter kommt? In diesem Jahr ist das Datum für mich mit einem Fünkchen Hoffnung verbunden. Wenn die Nächte ab jetzt wieder länger werden, dann heißt das im Umkehrschluß, daß der Ohrengraus auf dem Dachgiebel vielleicht auch wieder später aufsteht und mich nicht mehr um kurz nach fünf Uhr früh wachbrüllt.
Heute lernen wir “doodad” kennen. Das ist dasselbe wie gizmo, gubbins, thingamabob, thingamajig, whatchamacallit, whatchamacallum, whatsis, widget, doohickey, doojigger, gimmick.
Ein Dingsbums.
Heute bereiten wir einen Dreischichtpudding zu.
Zunächst bedecken Sie den Boden der Glasform mit grobgehackter Borkenschokolade. Anschließend geben Sie die feingemörserten Meringen in die glänzend fest geschlagene Sahne und tragen die Masse vorsichtig löffelweise auf die Schokolade auf. Abschließend lösen Sie Gelantine in frischgepreßtem Zitronensaft, gießen die angedickte Mischung auf die Meringensahne und lassen Sie im Kühlschrank erstarren.
Guten Appetit!
Gut gemacht. Die nennen den zweiten Teil einfach Teil 2. Das verstehe ich, das verwirrt mich nicht und ist mir sehr sympathisch.
Sonst tut der Film nichts, der will nur spielen und das macht unheimlich Spaß. Fünf Jahre sind seit dem ersten Teil vergangen. Hickup und seine Drachenreitergang sind herangewachsen, Bartschatten, Stimmbruch, Brüste. Natürlich wird Berk wieder bedroht und natürlich (Spoiler Alert) geht’s ganz kurz vor Filmende doch noch gut aus. Außerdem Familie, ein paar Anleihen bei “Avatar”, Puppy Love und viele viele bunte Smar… ach Quatsch, viele viele bunte Drachis. Dazu wirklich witzige Dialogsequenzen, von guten Schauspielern gesprochen, vielleicht ein kleines bißchen zu viel Liebesgesülze für meinen Geschmack (es wird auch gesungen…), aber wieder wettgemacht durch die Vielfältigkeit der Drachen und den wirklich eindrucksvoll schurkischen Schurken Draco.
Ich schau mir “How to Train Your Dragon 2” bestimmt nochmal an. Gleich, nachdem ich “How to Train Your Dragon 1” nochmal angesehen habe.

Ich kenn’ mich nicht so aus mit Fitneßstudios. Und noch weniger weiß ich, ob die Musik, die dort zwecks Moralhebung sowie Taktgefühl gespielt wird, irgendwelchen Moden unterworfen ist. Logisch wärs ja. Also ist es wohl so. Aber warum aktuell gerade in jeder Bewegungsanimierinstitution Jumpin’ Jack Flash ‘rauf und ‘runter genudelt wird, das verstehe ich nicht. Selbst Desha legt das Hampelmannlied beim Wasserspratzeln auf. Wie alt ist das jetzt?
Woher ich weiß, welche Musik in solchen Läden läuft? Ich bin heute bei einem PT (das steht in dem Fall mehr für Personal Trainer als für Physiotherapeut) vorstellig geworden, auf daß er mich auf Vordermann bringe. Er hat mich nach einem kurzen Gespräch wieder weggeschickt. Seine Services nähmen Menschen frühestens sechs Monate nach ihrer OP in Anspruch. Nicht nach sechs Wochen.
Story of my life. Immer zu früh dran…