Als ich aufwachte, trug keiner mehr Siebzigerjahreklamotten, der GOT-Zwerg (Peter Dinklage) und sein Schnäuzer waren aus dem Bild und die Welt in Harmonie. Vielleicht sollte ich wirklich nicht mehr Freitagabends ins Kino gehen.
Nicht mehr ganz neu im Kino: “Under the Skin” (2013)
Nicht anschauen! Ganz grauselig überambitioniert und stinkend langweilig. Die gute Bewertung auf imdb.com kann ich mir nur damit erklären, daß es überraschend viele Menschen zu geben scheint, denen es reicht, Scarlett Johansson nackt zu sehen.
What’s cooking?
Mein allererstes Chutney:
Vorerst sind das gute zwei Kilo entkernter geviertelter Pflaumen (rote vom Nachbarbaum, der über den Zaun wächst, die gelben von meinem Baum), je ein Viertelliter Apfel-Cider und Roter-Beeren-Essig, ca. 200g brauner Zucker und jede Menge Gewürze.
um Viertel nach zwei.
Inzwischen ist das Gemisch unter ständigem Rühren schon sehr stark eingekocht und der Farbe wegen ein paar Handvoll Blaubeeren dazugekommen. (Soweit zum Thema: “Wenn ich schon kein Rezept habe, erfinde ich mir eins und dokumentiere das ordentlich für ein mögliches nächstes Mal.”)
Jürgen hat mich rechtzeitig angerufen, damit wir uns gemeinsam* das Elfmeterschießen (das einzige, was ich bei Fußball mag) zwischen Griechenland und Costa Rica ansehen können. Das Chutney hat nebenher vorbildlich den Klang brodelnder Lava imitiert und wurde nach dem Sieg der Kariben in Einmachgläser verbracht. Die schöne kirschrote Farbe rührt daher, daß es mir gefallen hat, spontan auch noch ein paar Kirschen zuzugeben. Es ist gar nicht so einfach, irgendwas auf einem Gasherd stundenlang am Simmern zu halten; der Einsatz des beschichteten gußeiseren Riesenwoks hat sich als Spitzenidee erwiesen. Den hatten mir seinerzeit die Kollegen von Computer 2000 mit den Worten “Du kochst doch so gern. Möge er nützen.” zum Abschied geschenkt. Tut er. Morgen lasse ich wieder Kollegen probieren.
*Was man halt so gemeinsam nennt, mein “Live”-Stream war ca. 2 Minuten später dran als seiner. Wir überlegen, ins Sportwettengeschäft einzusteigen.
Bad Blood
Ja, ich war in den letzten drei Jahren auch mal nicht in den USA (oder Kanada). Ja, ich habe in der Zeit zwischen dem Jahr 1980 und heute mehr als fünf Jahre in Europa verbracht und es ist sogar möglich, daß ich mich zwischen 1980 und 1996 insgesamt mehr als drei Monate im United Kingdom aufgehalten habe, Irland ist eines meiner Lieblingsreiseziele. Ich kann nicht ausschließen, daß ich in Kontakt mit anderer Menschen Blut gekommen bin und ein Pflästerle aufgeklebt habe und woher soll ich wissen, ob ein Mann, mit dem ich eine sexuelle Beziehung hatte, je in seinem Leben, wenn auch nur ein einziges Mal, eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann hatte oder Drogen nimmt, die ihm nicht der Arzt verschrieben hat? Definiere: Drogen. So wie ihr die Bestandteile von Europa und des United Kingdom erklärt, deren Kenntnis man offensichtlich nicht voraussetzen kann.
Wer das wissen will? Der “Blood Truck”, das Blutspendenmobil, das in einem “Blood Drive” regelmäßig für einen Tag auf dem Parkplatz außerhalb des Büros Menschen milkt. Ich habe eine relativ seltene Blutgruppe und fühle eine moralische Verpflichtung, davon abzugeben, damit anderen (und mir) im Notfall geholfen werden kann. Ich verstehe, daß es besser ist, manche Risikofaktoren im Vorfeld abzufragen, aber… Genau. Aber. Was geht es euch an, ob ich je schwanger war, egal zu welchem Resultat die Schwangerschaft geführt hat? Entscheidend ist doch allenfalls der aktuelle Zustand. Und welches Licht wirft es auf euren Strafvollzug, wenn jemand der mehr als 72 Stunden von der Staatsgewalt weggesperrt war, automatisch zum Risiko wird? Und schwingen wir da nicht ein wenig die Moralkeule, wenn ausgerechnet im Großraum San Francisco Blut von schwulen Spendern ähbäh ist?
Ja, danke, I am “Feeling healthy and well today”. Aber ihr kriegt keinen Tropfen von meinem Blut!
Details: http://bloodcenter.stanford.edu/donate/medical_history.html
Racial Profiling
Er werde, sagt Sam, sich dieses Wochenende nur dann außerhalb des Hauses aufhalten, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließe. Warum? Nun, am Sonntag spiele Mexiko. Gegen Holland, wie ich eben nachgeschlagen habe. Nach dem Spiel würden Mexikaner trinken und lärmen, entweder wegen Victoria und Fiesta oder um eine Niederlage zu verschmerzen. Deswegen haben die Cops in Kalifornien seit Freitag (!) Urlaubssperre und verstärkte Kontrollen auf dem Programm.
Er möge Fußball, sagt Sam. Aber nicht genug, um wegen angesäuerter Polizisten eine Nacht im Gefängnis zu verbringen. Und deswegen werde er dieses Wochenende vorwiegend inhäusig sein. “They don’t see me, they don’t harass me.”
Vorhin im Supermarkt
Freitagsvormittags ist die Zeit, in der Eltern ihr Jungvolk in die Obhut von Großeltern übergeben und Oma und Opa die Kleinen in die Supermarktelektrorollstuhleinkaufswagen packen und im Candy Aisle für Stau sorgen. Sobald die verbotenten Süßigkeiten in dem Korb vor Opa verstaut sind, verlangt es die Kiddies nach zuckerhaltigen Getränken. Gut so. Bleibt mir die Lücke vor dem süßstoffhaltigen Zeugs. Einladen und an den RTB- (“Ready to drink”) Regalen an den Senioreneinkaufsmonstertrucks vorbei zum Ausgang drücken. Alcopops soweit das Auge reicht, Mike’s Hard Lemonades, Margaritas, Piña Coladas, Jack Daniel’s Hard Colas und und und… (Aber auf einem Drinking Age von 21 Jahren bestehen. Heuchler!)
Außerdem das Allerneueste für die Kundschaft, die sich getränkemäßig nicht auf eine Tageszeit festlegen will: Kaffeewein. Oder Weinkaffee. Oder wie auch immer. “Cabernet Coffee Espresso features a rich flavor of cabernet grapes, espresso coffee, and a hint of chocolate, while Chardonnay Coffee Cappuccino features sweet Chardonnay grapes with vanilla cappuccino coffee and smooth hints of chocolate.”
Habs bei Diet Coke belassen. Das geht 24/7.
Wie oft muß ich es denn noch sagen?
Ich mag “Departures” nicht!
Heute ist Toni mit Sack und Pack in den Drehtüren verschwunden. Das hast du dir so gedacht. In ein paar Wochen werde ich bei “Arrivals” vorfahren und dann wars das mit Sachsen. Ich kann warten…
Gute Reise, gute Zeit und kein Zahnweh!
/prəˌnənsēˈāSHən/
Der Name unseres Heilands wird hierzulande “Dschiseß” ausgesprochen. Der Plural von Käse auch. Wenn man das weiß, kann man sicher den verwirrten Blickwechsel zwischen Toni und mir nach vollziehen, als der Trader Joe’s Radiowerber am hellerlichten Morgen mit einer lästig-fröhlichen-Guten-Morgen-Stimme ins Auto ruft: “Do you know our Spotlight Cheeses?”
Seitdem stelle ich mir vor, daß sie an der Käsetheke beim Trader Joe kleine Glasstürze mit Kreuzigungsszenen verkaufen. Jeden Monat eine andere. Das findet Toni albern. In meiner Phantasie fehle das Spotlight.
Gastbeitrag
Kaum leben genug Mexikaner im Land, schon fängt Amerika an, sich für Fußball zu begeistern. Am Samstag hat mein Garten vor lauter “Goooaaaaal”-Gebrüll aus den umliegenden Backyards schier gebebt und vorhin hat einer meiner Kollegen wegen der “Wir gegen Euch”-Partie morgen den Begriff “Großkampftag” in den Raum gestellt, was mit amerikanischem Akzent recht seltsam klingt.
Ein anderer, dem Soccer genauso am Arsch vorbeigeht wie mir, hat mir stattdessen diesen link geschickt: http://www.collegehumor.com/post/6650094/facebook-news-feed-history-of-the-world-world-war-i-to-world-war-ii. Nach dem Motto, wenn sich Nationen schon kloppen, dann aber richtig.
1000 x Nebel
Die übliche morgendliche Hetze, Rechner in den Rucksack, Autobonbons, Stock und Schlüssel greifen, Tür auf – und einen Sprung rückwärts machen: drei Zentimeter vor mir steht Greisin Lyn von nebenan. Sie gräme sich, teilt sie mit. Das, Lyn, tut mir leid, aber ich müßte dann auch los, wegen erwerbstätig und so. Aber, insistiert sie, es sei doch geradezu unglaublich. Und so peinlich! Also gut, resigniere ich, was ist los? Ja, das da, deutet sie mit weiter Geste auf die Umgebung. Geradezu unglaublich, oder? Die Straße und das Auto sind feucht, und ob man das bißchen Restluftfeuchtigkeit Nieselchen oder Tiefnebel nennen mag, ist doch eigentlich wurscht. Nein, ist es nicht. Es ist peinlich. Regen. Im Juni. In Kalifornien. What must you think? Ist ja gut, Lynnie, ich wars nicht und ich muß jetzt wirklich los und ich verspreche mit Ganz Großem Pfadfinderinnenehrenwort, daß ich deswegen nicht wegziehe.
Abends auf dem Heimweg ist es dann wirklich krass. Ich fahre die letzten paar Meilen in einem Tunnel, im Rückspiegel sonnige Landschaften, vorne Nebel, rechts Nebel, links Nebel, oben Nebel. Keine Hügel, kein Himmel, kein San Francisco mehr. Also wie immer im Juni/Juli, wenn die kurzbehosten Sandalen-Touristen sich in den Souvenirgeschäften schlotternd mit warmen Fliesjacken gegen den San Franziskaner Sommer* eindecken. Wirklich wie immer: alles, was aus dem Norden Richtung Peninsula fährt, hat Scheinwerfer, teilweise sogar Nebelscheinwerfer an. Aus dem Süden kommend geht höchstens jedem Dritten ein Licht auf.
Werte Wettermacher, ich habe am Freitag frei und mir eine Freundin zum Lunch inklusive Konversation und Obst pflücken eingeladen – das und das Wasserspratzeln am Samstag hätte ich gerne mild temperiert mit Sonne. Ansonsten darf es gerne regnen.
* Das hiesige Äquivalent zur Schafskälte, nur länger.


