Aus dem Vokabelheft

Der Kollege ist “good people”* und trotzdem hat es ausgerechnet ihn getroffen, heute eines von jenen Gesprächen zu führen. So eines, in dem endlich mal Tacheles geredet wird, alle Karten auf den Tisch kommen und alle Steine umgedreht werden – also das, was man hierzulande einen “Come-to-Jesus-Talk” nennt. Lust darauf hat er keine und er ist nicht der Typ, dem sowas Spaß macht. Trotzdem treffe ich ihn ein paar Minuten vorher bei einem Spaziergang um den Block stillvergnügt lächelnd.

Ich: “Was gibts da zu grinsen?”

Er: “I am channelling my Inner Asshole.” (Müßig zu erwähnen, daß die Antwort sofort in meine Bestenliste aufgenommen wurde. Das kann ich bestimmt nochmal irgendwann ganz gut gebrauchen.)

* “Good people”, wörtlich “Gutes Volk” wird immer auf den Singular angewendet und steht für einen auch unter widrigen Umständen guten Menschen. Beispielsatz: “His family is a mess but John is good people”.

1000 x Nebel

Heute hat der Wolkenbäcker sein altes Dr. Oetker Backbuch wieder einmal ausgegraben und er hat erst die dunklen Wolken auf den hellen Wolken verteilt und anschließend seine große Wolkenbäckergabel spiralförmig durch die Schichten gezogen.

Da kriegen die Engerl wohl heute Abend Marmorkuchen. Und wir vielleicht nochmal Regen.

Aus dem Vokabelheft

Wenn etwas hier dem sicheren katastrophalen Untergang geweiht ist, dann sagt man “it’s going to hell in a handbasket”. Was sich gleichermaßen alliterativ hübsch übersetzen läßt mit “im Henkelkorb zur Hölle fahren” und in beiden Sprachen nicht besonders sinnvoll ist. Das macht aber nichts, denn weil wir jetzt alle das nötige Vorwissen haben, finden wir diesen Bumpersticker lustig:

where are we going

Beg your Pardon

Heute Nacht hat es mal für eine Weile so richtig geschüttet, so sehr, daß morgens in den Schlaglöchern auf der Straße tiefe Pfützen standen. Dafür ist die Luft klar und der Himmel blau, alles gut. Rucksack, Schlüssel, los… – am Auto steht meine greise Nachbarin Lyn und blockiert die Fahrertür. Ihr tut das mit dem hiesigen Mistwetter (wtf?) wieder so dermaßen leid, daß sie mich nicht abfahren lassen kann, bis ich ihrer ganzen langen Entschuldigungslitanei bis zum Ende zugehört habe. Früher war hier nämlich alles besser und das Wetter erst recht.

So fucking what? (Am frühen Morgen bin ich nicht der geduldigste unter den Menschen.)

Neues von der Dürre oder “Brown is the New Green”

brown-is-the-new-green2

Irgendwie waren die Kalifornier anscheinend gerade abgelenkt, als Gouverneur Brown nach Weihnachten zum freiwilligen Wasserverzicht aufgerufen hat; man möge doch versuchen, appellierte er, ein Fünftel weniger zu verbrauchen als in den Jahren, in denen man dürrelos aus dem Vollen schöpfen konnte. Kaum läßt er im April nachmessen, ist der Wasserverbrauch hier im Goldenen Staat nicht etwa gesunken, sondern sogar um ein paar Prozentpunkte gestiegen.

So nicht! Hat der Gouverneur gesagt und von fleißigen Helferlein eine Website mit täglichen Wasserspartips online stellen lassen: http://bit.ly/1wSIz26. Ein Trauerspiel ist das! Die ganze Seite eine einzige Anhäufung von Gemeinplätzen und Selbstverständlichkeiten und am allerschlimmsten ist, daß offensichtlich einiges davon hier tatsächlich Neuigkeitswert hat.

Weil der Gouverneur inzwischen nicht mehr an das Gute im Kalifornier glaubt, hat er überdies zu strafbewehrten Maßnahmen gegriffen, ha! Wer zukünftig seine Einfahrt oder den Gehsteig vor dem Haus mit Wasser abspritzt, statt zu kehren, oder seinen Rasen so sehr sprengt, daß Wasser in die Gullis abläuft oder beim Autowaschen einen Schlauch verwendet, den man nicht zwischendrin mal abstellen kann (“shut-off nozzle”) oder seinen Springbrunnen mit Trink- statt Nutzwasser betreibt, der muß mit einer Geldstrafe bis zu $500 rechnen – sofern die Gemeinde, in der er wohnt, dieses Richtlinien “enforced”, sprich: sich ernstzunehmend darum kümmert.

Sagen wir mal so: ich habe keine Ahnung, wie schlimm die Dürre noch werden muß, bis diese Spinner endlich aufhören, hunderte Quadratkilometer Golfplätze sattgrün zu bewässern.

Drei Pflaumen für ein Halleluja

Im Garten hinterm Westzaun ist wieder mal Erweckungsgottesdienst und die guten Christenmenschen von gegenüber geben mit ihrem “Minister” in einem Soul-Wechselgesang soviel Rhythmus vor, daß ich das Obst im Takt vom Baum pflücke.

Praise the Lord & Eßt mehr Obst!

Aus dem Vokabelheft

Wenn einer hier nicht so ganz gut beieinander ist, dann ist derjenige “under the weather”. Die Übersetzung “vollkommen durch den Wind” ist nur in einigen wenigen begrenzten Einzelfällen zutreffend und selbstverständlich nicht bei mir!

AC/DH*

Da passe ich immer so auf und jetzt haben die Klimaanlagen mich doch erwischt, und ich kämpfe mit einer ausgewachsenen Erkältung. Ganz vorbildlich klassischers Verlaufsbild: Erst taaagelang scheußliche Halsschmerzen und Schluckbeschwerden und dann Nase und Nebenhöhlen zu und heißer Hammerkopf und Husten wie Olaf. Warum können die hier Sommer nicht einfach Sommer und warm sein lassen? Warum muß jeder geschlossene Raum (Büro, Auto, Kino, Supermarkt – alles!) auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlt werden? Hmmm?

Ich tue mir auf jeden Fall sehr leid. Statt einen sonnigen Sonntag irgendwo draußen zu genießen, habe ich ihn im wesentlichen im Bett verhustet und verschneuzt und ab und zu mal verschwitzte Nachthemden gegen trockene getauscht. Außerdem ein paar Gallonen heißen Tee getrunken. Ja, Gallonen! Ferner beschlossen, daß ich hiermit von krank sein genug habe und morgen wieder fit bin. Dann ist Montag und man ist ja auch arbeitgeberfreundlich eingestellt.

* Frei abgewandelt: Air Condition/Directly from Hell

Know your meme!

fearthebeardtshirtToni hat sich im Laufe des letzten Jahres einen ganz gewaltigen Bart stehen lassen und ich dachte mir, “mach dem Jungen doch eine Freude und schenke ihm zum Geburtstag ein Bart-T-Shirt” (links).

Es ist auch nicht so, daß Toni sich nicht gefreut hätte, er fand es nur verwunderlich, daß er, seit das Hemdchen trägt, ständig auf Baseball und die aktuellen Spiele der San Francisco Giants angesprochen wird. Meist von Menschen, die ihn eigentlich gar nicht als Hardcore-Fan der Giants eingeschätzt hätten und mit denen er dann reden und erklären muß, daß er das auch gar nicht ist.

Brian-Wilson-GettyInzwischen wissen wir, woran es liegt. An Brian (rechts).

Der für die Giants auflaufende Brian Wilson wird immer eingesetzt, wenn es gegen Ende eines Spiels eng wird, um zu schlagen, zu halten, zu pitchen, zu putten oder so  – was weiß ich, sooo genau habe ich dann auch wieder nicht zugehört, es ging schließlich um Männer, die mit Bällen spielen und da läßt mein Interesse immer ganz schlagartig nach. Was immer Brian jetzt da genau tut, er macht das so gut, daß die Giants meistens ganz knapp gewinnen. Was bleibt den Gegnern anderes übrig, als den Bartmann zu fürchten und was den Giants, als das unter anderem mit dem Verkauf von T-Shirts gründlich zu vermarkten?

Sorry. Ich habe es wirklich nicht gewußt. Ich habe ja schon aufgepaßt wie ein Haftlmacher, daß ich nicht in die Duck-Dynasty*-Kiste greife. Werde bei der Auswahl des nächsten T-Shirts aber ganz sicher http://knowyourmeme.com/ konsultieren. Nochmal passiert mir sowas nicht. Versprochen.

Bis dahin, Toni und Brian, beherziget meinen Rat und hütet euch vor Frauen, die Delilah heißen! (s. a. Jones, Tom.)

Duck Dynasty* “Duck Dynasty” ist eine hiesige äußerst erfolgreiche Reality-TV-Show um eine sehr bärtige Familie und ihr Entenlockpfeifenimperium “Duck Commander” mit einer geradezu unglaublichen Vielzahl an Merchandise Kruscht: http://bit.ly/1frS1SH

Gute Fee

Ich bin schon wieder ziemlich fit und mir geht es längst wieder viel zu gut, als daß ständig jemand hinter mir herräumen müßte. Drum hatte ich schweren Herzens schon vor einer Weile bei Fee Zucely das Wochenabo gekündigt, was sie wesentlich leichter hinnahm, als ich erwartet hatte, weil ihr eh schon die Arbeit ausgegangen war. Ich könne gerne jederzeit einfach anrufen, wenn wieder was zu tun sei “and I’ll be there”.

Mann, ist das schön, abends in ein blitzeblankes Häuschen zurückzukommen! Bett frisch bezogen, Wäsche gewaschen und gebügelt, Geschirr gespült und die Böden im “Vonmirkannstduessen”-Zustand. Das bedeutet ein paar Stunden mehr Zeit zum Lesen am Wochenende – und der 3. Band der “Last Policeman”-Trilogie ist gerade rechtzeitig angkommen. Zucely, vielen Dank.