Bei der amerikanischen Post ist die Neuzeit angebrochen: man kann das Gewicht einer Sendung nunmehr auch in Kilogramm angeben. Das ist zwar so gut wie überall auf der Welt der Standard, hier gilt es als neu und fremd.
WordPress hatte ein Sicherheitsupdate und seitdem schaffen es Bilder nicht mehr direkt dahin, wo sie sollten.
Bis auf weiteres, das heißt, bis Meister Toni seine Magie hat walten lassen und der Bug gefixt ist, möge der/die geneigte Leser/in bitte auf den Namen des Bildes klicken und es wird in einem separaten Fenster angezeigt.
Klimmzüge am Klo, Freischwimmer im Zahnputzbecher, waghalsige Sky-Line-Nummern an der Badezimmerdecke, Aromatherapie in der Feuchttuchbox. Die Frau Königin hat Truppennachschub geschickt und einen neuen Einsatzperimeter bestimmt.
Watch out, suckers! Isch ‘abe Combat-Gel.
Der Pilgerhunger scheint dieser Nation, ob eingeboren oder zugereist, tief in den Genen zu stecken, denn es war egal, mit wem man in den letzten Tagen sprach, es ging nach kurzer Zeit eigentlich immer nur ums Essen. Meine Inspirationsmuse kann sich dem offensichtlich auch nicht entziehen und trippelt aufgeregt von einem Füßchen aufs andere: “Ich geh schon mal unsere Materialsammlung holen, ja? Das bißchen sortieren, strukturieren und schreiben kannst du dann ja wohl alleine.” Nix da, Musi, du bleibst! Zusammen sind wir stark.
Womit fangen wir an?
Mit Knabbergebäck. Das bedeutet, sofort alle Tabus fallen lassen und das Undenkbare zu denken. Beim alljährlichen “Do Us A Flavor”*-Wettbewerb eines Chipsherstellers schaffen es dieses Jahr Cappuccino, Cheddar Bacon Mac & Cheese, Kettle Cooked Wasabi Ginger and Wavy Mango Salsa in die Finalrunde. The winner wurde Meerrettich/Ingwer und die tabulose Erfinderin um 1 Million Dollar reicher. Noch nicht ausgefallen genug? Kein Problem, es geht schlimmer. Der Mutterkonzern Pepsi rührt eine Limited Edition von Mountain Dew (wiederlich süße Chemobrause) an, angereichert mit Dorito-Geschmack (stark überwürzte feuerrote Chilimaischips). Damit sind wir knapp vor einer Flasche Pommes angekommen. Immer noch nicht seltsam genug? Wie wäre es mit dem neuesten Verkaufsschlager der Pizzabäckerkette Papa John? Ein salzloser dicken Teigfladen, beschmiert mit viel Chili con Carne, garniert mit Chips, darauf eine dicke Lage Käse. Gibts auch in Wagenradgröße für die ganze Familie. Die gedehnten Mägen kann man gleich am nächsten Morgen bei Burger King mit “Burgers for Breakfast” nachfüllen.
Klingt grausig? Findet der Bürgermeister von New York auch. Damit seine Bürger fortan gesünder leben, hat er den Straßenverkauf von 1-Dollar-Pizza-Slices und zuckerhaltigen Getränken in Bechergrößen über einem halben Liter verboten und New York per Stadtratsbeschluß zur “Joghurt-Hauptstadt der Vereinigten Staaten, wenn nicht gar der Welt” ernennen lassen. (Hauptsache Hauptstadt. Egal wovon.) Die Wirkung war durchschlagend, wie bei jeder Prohibition. Die Zahl der 99 Cent-Pizza-Straßenverkäufer ist seit dem Sommer um das dreifache gestiegen, Joghurtstände gibt es keine. Stattdessen ist der allerneueste New Yoker Hype in langen Schlangen vor einem Cup-Cake-ATM anzustehen, um für viel Geld ein klebriges Zuckertörtchen zu ziehen; wer’s herzhafter mag, holt sich vom Kasten nebenan einen Burrito. Ich muß dabei immer an den faszinierten Emil in den Automatenrestaurants im Berlin der zwanziger Jahre denken; der Replikator als Menschheitstraum.
Musi und ich können uns nicht auf eine gute Überleitung einigen; ich will “Wie man Whiskey killt”, sie denkt eher an “Geschmacksknospenattentat in der Neuen Welt”. Wir lassen das Überleiten hiermit einfach bleiben und sagen nur “Pickleback”. Ein Pickleback ist eine Art Cocktail aus Whiskey und Essiggurkeneinlegesaft, mit dem erklärten Ziel, den Geschmack und das Nachbrennen des Whiskeys zu “neutralisieren”. Wißt ihr was, ihr Spinner? Das tut man nicht! Wenn was verboten gehört, dann diese Panscherei. Wir teilen das zukünftig auf – ihr den Gurkenseim, meine Freunde und ich den Whiskey.
Wo bleibt das Positive, Frau Flock?
Hier. Mein Toastbrot bäckt Dave. Der war früher mal Killer und hat im Knast zu Gott und dann zu Brot gefunden (mehr hier: http://bit.ly/1FCzVsU).
Meine allerallerliebste Lieblingsbackwarengeschichte ist aber die von Danielle Lei, einer 13-jährigen Pfadfinderin, die mit ihrem Verkaufsstand kurzerhand vom ihr zugewiesenen Parkplatz eines Supermarktes zum Eingang einer Medical Marijuana Clinic umzog und damit alle bisher dagewesenen Girl-Scout-Cookie-Verkaufsrekorde brach. Kluges Kind.
Gibts sonst noch was Neues?
Aber natürlich. Wir leben doch nicht umsonst im Silicon Valley, dem Mekka der Innovation. Take-Out ist tot. Halt! Das muß ich vielleicht erst erklären. Man sagt, daß viele, vor allem junge Amerikaner nie selbst kochen, sondern ihre Mahlzeiten vom Restaurant ihrer Wahl abholen (oder liefern lassen). Ich hatte das eigentlich immer für eine Übertreibung im Stile von Fernsehserien wie der Big Bang Theory gehalten, bis eine Kollegin mir allen Ernstes erklärte, ihr Vorsatz für die Fastenzeit sei, nur noch höchstens einmal die Woche Take Out, statt wie sonst täglich. Seit neuestem gibt es in San Francisco http://www.kitchit.com/ – und der Koch kommt zu den Hungrigen nach Hause, bereitet frisch zu und räumt anschließend auch noch auf. Wie bei Muttern. Kein Wunder, daß so eine Geschäftsidee in einer Gegend entsteht, wo viele alleinstehende gutverdienende junge Männer wohnen.
Bonustrack: Hustenbonbons heißen hier Halls wie Halsweh und begleiten den Genesungsprozeß mit aufmunternden Botschaften auf dem Einwickelpapier (rechts).
Lektion: “To cook the books” hat mit Essen gar nichts zu tun, sondern mit kreativer Buchhaltung und das Bild (links) ist Herrn M. aus K. gewidmet.
Nachtrag: Fall sich wer gefragt haben sollte: Was dem Öko / Granola (Steigerungsform: Crunchy Granola) / Tree Hugger / Free Range Human / Nouveau Vegetarian (Neuvegetarier mit Bekehrungsauftrag) seine Grüne Kiste ist, ist hiesigen Hunden ihre Barkbox (wörtlich “Bellschachtel”), s. www.barkbox.com.
*Wortspiel, abgeleitet vom Gleichklang von “Flavor” (Geschmack) und “Favor” (einen Gefallen tun).
Alle Ihre Gäste sind Hardcore-Veganer? Aber dasistdochgarkeinproblem! Einfach Dose öffnen, tief Luft holen, dem Vogel in den Hals blasen, Schnuppel reindrücken, auf’s Silbertablett damit und anschließend hübsch mit Rohkost garnieren. Fertig!
Und wenn der Besuch endlich weg ist, mal so richtig Luft ablassen.
Und wenn Sie daran gedacht haben, den Gebrauch spitzer Gegenstände bei Tisch zu untersagen, dann haben Sie schon für nächstes Jahr vorgekocht. Und das Jahr danach. Und das danach. Ad inf.
PS: Die Verpackung ist von einer SPAM-Dose inspiriert, das kennt man in Deutschland unter dem Namen Frühstücksfleisch. Die Hauptzutat ist gepreßter Schlachthausabfall, vom Boden aufgekehrt. Der Rest sind Konservierungsmittel.
Ein bewaffneter Mann tötet einen unbewaffneten Mann. Das ist Unrecht.
In Ferguson erschießt ein bewaffneter weißer Polizist im Dienst einen unbewaffneten schwarzen Mann, weil er sich von ihm bedroht fühlt. Ein Gericht bestätigt nach dreimonatiger Untersuchung, daß kein Grund vorliegt, den Schützen anzuklagen, denn in Missouri (und einigen anderen Bundesstaaten der USA) ist der Gebrauch von (Schuß)waffen schon bei subjektiv gefühlter Bedrohung geltendes Recht. Todesfolge in Kauf nehmend.
In Ferguson kommt es nach der Entscheidung des Gerichts zu Protesten und Ausschreitungen, die ein von 700 auf 2200 Mann erweitertes Kontingent der Nationalgarde in Zaum hält. (Weiße Viertel abschirmen, die Häuser und Läden schwarzer Eigentümer not so much). Im ganzen Land wird demonstriert – u. a., und das trifft wirklich hart, mit Autobahnblockaden.
Es scheint, als sähen es viele Amerikaner genau so: Ein solches Gesetz ist absurd und muß geändert werden. Ich müßte mich sehr täuschen, aber ändern wird sich trotzdem nichts. So wie immer.
Für die wahnsinnig vielen Dinge, die für Thanksgiving vorzubereiten sind, haben wir heute einen halben Tag freibekommen. Weil ich nicht wahnsinnig viele Dinge vorbereiten und schon gar nicht schon wieder einkaufen gehen muß, biege ich bereits am hellerlichten Nachmittag in meine Einfahrt ein und sehe, daß das hintere Gartentürchen weit offen steht. Hmmm? Muß ich mir Sorgen machen? Ach was, nicht doch; es brummt munter weiter, nachdem mein Motor aus ist. Das kenne ich, so brummt kein schurkischer Eindringling, sondern nur der beste Sam von allen, wenn er die Wiese mäht. Alles gut.
Nun aber. Heimlich ins Häuschen schleichen, Kaffee kochen, Kuchen aufschneiden, Tablett herrichten und draußen den Klapptisch decken… voilà! Sam, mach den Rasenmäher aus – jetzt ist Pause! Wie schön. Bei über 20° C im Duft frisch geschnittenen Grases in der Sonne sitzend begehen wir unseren nachbarschaftlichen Día de Gracias. Wir haben einander nämlich ständig zu danken und weil unsere Arbeitszeiten nicht kompatibel sind, tun wir das meistens nonverbal.
Wie wir das machen? Seit in Kalifornien Plastiktüten gebannt sind, geht zwischen uns eine blaue Stofftasche hin und her. Wenn sie bei Sam war, hängt der Beutel ein paar Tage später voll mit Obstundgemiehse an meiner Haustür. Dann koche, brate, backe ich und wenn Sam zur Nachtschicht fährt, hängt die Tasche bestückt mit Leckereien in Tupperschüsselchen an der Tür seines Trucks.
Ein Nachbar wie Sam und Kaffeeklatsch im Garten im November. Besser gehts nicht. Muchas Gracias!
“Rrrruhe auf den billigen Plätzen!” oder wie man hier sagt: “Quiet in the peanut gallery!”
Wo das herkommt? Na vom Theater, wie so vieles. Erdnüsse waren traditionell das preiswerte Naschwerk der Wahl fürs eher ärmere Publikum und wurden, wenns nicht gefiel, gerne auf Darsteller abgefeuert. Quasi ein Nutcrime.
Oder auch nicht, botanisch ist die Erdnuß eine Hülsenfrucht. Aber wer kehrt?
Doch, das gibt es. Ganz im Ernst. Die MLE ist eine Organisation für “competitive eating” und ihr Markenzeichen ist das Große-Hot Dog-um-die-Wette-Fressen, das traditionell am 4. Juli vom Sportsender ESPN nationsweit ausgestrahlt wird.
Gestern, in Mashantucket, Connecticut* hat Mr. Joey Chestnut aus San Jose 5000 Dollar dafür bekommen, daß er einen knapp fünf Kilogramm schweren Truthahn innerhalb von 10 Minuten direkt von den Knochen (das gilt als erschwerte Bedingung) heruntergeschlungen und damit die bisherige Beste mit ihren läppischen zweieinhalb Kilo Vogel schwer abgeschlagen hinter sich gelassen hat.
Sorry, Resterlessen ist nicht. Keine Resterl.
* Das klingt so hübsch, das mußte ich ausschreiben.