“Your Refund Status Update”

Es ist doch jedes Jahr dasselbe: kaum ist die Steuererklärung abgeschickt, nervt mich TurboTax (mein amerikanisches Steuererklärungsprogramm) und will mir noch tausende andere Dienstleistungen rund um mein Geld verkaufen, die ich alle nicht brauche. Mir reicht völlig, wenn ich meine zuviel bezahlten Steuern zurückbekomme und dann mit amerikanischen Ämtern erst mal nichts mehr zu tun haben. Und weil ich das weiß und weil das so ist, mache ich die e-mails gar nicht erst auf.

Das scheint TurboTax zu verstören, und weil sie Amerikaner sind, gehen sie nach dem altbewährten Prinzip “Viel hilft viel” vor und schicken die “Halloho!-Es-gibt-Neuigkeiten”-Nachricht seit einer Woche erst zwei und seit vorgestern sogar drei Mal täglich. Und Tatsach’: Viel hilft viel – bevor die meinen Posteingang vollends verstopfen, schau ich halt doch nach.

Potzblitz! Die IRS hat mir tatsächlich keine zwei Wochen nach Einreichen der Steuererklärung mein Geld zurückgegeben. Und zwar – man halte sich fest – per Überweisung. Okay, nicht auf ein unamerikanisches Konto. Aber trotzdem. Well done!

Held der Arbeit

Seine schlimme Erkältung noch nicht einmal ignorierend hat er sich die ganze letzte Woche ins Büro geschleppt, der Unentbehrliche. Wenn er nicht gerade bellend und rotzend in Meetings saß, starrte er mit fiebrigen Augen auf Monitore oder zog auf der Suche nach Heißgetränken (“Gibts bei euch noch Tee?”) durch die Räume und eine feuchte Zellstoffspur hinter sich her. Am Wochenende, versprach er, werde er sich auskurieren und dann werde es ihm wieder besser gehen.

Ich wünschte, ich könnte das durch eigene Ansicht bestätigen, kann ich aber nicht, du Bazillenschleuder, du elendige!

Ich bleibe dann mal zu Hause, fiebere, niese und huste und bin stolz auf meinen neuen Haushalt: Inhaliergerät, Nasenspüler, Transpulmin – alles seit Jahren nicht mehr gebraucht, aber mit einem Griff gefunden. Haaa-aaaptschti!

Geschenkter Gaul

“Leben Sie eigentlich gerne in München?” will vorhin beim Einkaufen eine junge Dame von mir wissen und als ich bejahe, befindet sie, dass das einzige, was mir zu einem wirklich erfüllten Dasein in der Isarmetropole noch fehlt, ein Abonnement der Abendzeitung sei. Da, hier, ein Freiexemplar, und dort, ja dort, unterschreiben, wegen der Subskription. Langsam, junge Frau, ich habe die AZ früher gerne gelesen, vor allem wegen ihres Kulturteils; wenn der immer noch so gut ist, dann sprechen wir uns wegen meiner verbindlichen Unterschrift zum mindestens einjährigen Erwerb Ihres Heftes noch einmal.

Ich weiß nicht, was geschehen ist; ist die AZ irgendwo nach tief unten gedriftet oder hat sich mein Leseverhalten so dermaßen geändert? Um die letzte und einfachere Frage zuerst zu beantworten: Natürlich hat es das, ich habe in den letzten sieben Jahren mehrere andere deutsche Tageszeitungen nur online gelesen und dabei verpaßt, dass die AZ auf billigstes Boulevard-Niveau abgesackt ist. In dem ganzen Heft gibt es keine 20 Sätze, die das Konstrukt Subjekt-Prädikat-Objekt-Punkt überschreiten, die Überschriften sind reißerisch, wenigstens die Hälfte der Inhalte sonstwo abgeschrieben und das bissel Lokales und Kultur würde ich, sowohl des Inhalts wie auch des Sprachniveaus wegen, eher in der BR-Regionalbus-“Berichterstattung” erwarten.

AZ SPO

Ich kenne leider niemanden in der näheren Umgebung, der Einwickelpapier für “Fish’n Chips” brauchen täte und so fällt selbst der Trost weg, dass Bäume wenigstens nicht umsonst gestorben sind. Schade.

Wundersame Waschwelt

Als ich neulich mein übliches Waschzeitfenster in den Waschplan eintragen wollte, mußte ich lernen, dass vom Vormieter geerbte Reservierungen nur eine begrenzte Haltbarkeit zu haben scheinen, denn den Waschsamstag hat, von jetzt bis immerdar (das heißt vorläufig bis Ende April), eine einzige Familie durchgehend gekapert. Weil’s ja an sich egal ist, wann Wäsche rein wird, wollte mich vorhin für eine Alternativzeit einschreiben. Bei der Fahrt nach unten stieg im Dritten eine unter der Last zweier voller Wäschekörbe schnaufende Dame zu und da hab ich mir gedacht “ah, die ist das”, und war dann nicht wenig verblüfft, als sie ihre zu einer langen Reihe anderer Behältnisse Ungewaschenens dazustellte. Sie muß meinen erstaunten Blick bemerkt haben und hat mir im Abgehen erklärt, dass “die Tante” die Wäscheberge heute im Laufe des Tages wegwaschen, -trocknern bzw. -aufhängen werde.

Hmmm. Wer ist wohl “die Tante”? Würde sie mir gegebenfalls auch einen Waschgefallen anbieten, den ich nicht ausschlagen kann? Was muß man tun, um Waschpatinnenkind zu werden? Hab ich einen Waschkrieg verpaßt? Bin ich versehentlich auf eine Dependance der Haderner Waschmafia gestoßen? Was ist in dieser Szene das Äquivalent zu Zementschuhen? Und wo ist die Demirsche aus dem Dritten abgeblieben? Wo ihre Kläfftöle? Muß ich mir Sorgen machen?

Bis diese Fragen geklärt sind, kommt meine Schmutzwäsche montagabends dran. Da haben sowohl Frau Demir wie die Tante waschfrei. Hoffentlich.

Vol de Nuit

Lange nach Mitternacht haben wir genug geredet, getrunken, gegessen und ich mache mich auf den Heimweg von Schwabing nach Hadern. Was in der Bay Area entweder mit Alkoholabstinenz verbunden gewesen wäre (“Report Drunk Drivers”) oder wegen langer Strecken und später Uhrzeit zu teurem Ubern geführt hätte, ist in München mit seinem wunderbaren MVV quasi ein Spaziergang. Ich brauche mich eigentlich nur zu entscheiden, ob ich Nachtbus mit Nachtbus kombiniere oder Nachtbus mit Nachttram oder einfach die letzten Metros nehme. Irgendwas geht immer und ist gut aufeinander abgestimmt. Nehmt dies, CalTrain, SamTrans, BART und euch gefälligst ein Beispiel!

Hatte ich eigentlich schon mehr als hundert Mal erwähnt, wie sehr ich es genieße, ein paar Steinwürfe entfernt von einer U-Bahn-Haltestelle zu wohnen? Mindestens verdoppelt wird der Genuß, wenn sich, wie diese Woche, die Meldungen von “Problemen auf der Stammstrecke” fast täglich wiederholen. S-Bahn? Probleme? Not for me, Babe. Not anymore.

Aus der Wortschmiede

Wenn Michael “Transformers” Bay Filme macht, dann sind sie schnell geschnitten und im wesentlichen inhaltsfrei, aber dafür wird Material geschlachtet, dass es ununterbrochen nur so scheppert, kracht, klirrt, boingt, bummt. Für das neueste Laut-Schnell-und-Schrill-Produkt aus dem Hause Bay hat David Kleingers heute in seiner Kritik die Überschrift “Rummsdumme Zeitgeschichte” gefunden.

Wenn Neid in meiner Natur läge, dann wäre ich inzwischen grün angelaufen. “Rummsdumm”. So ein schönes Wort. [Sehnsuchtsvolles Ach.] Das hätte ich gar zu gerne selbst geschöpft.

Fräulein Smilla, übernehmen Sie

Schwere, erstaunlich kompakte Schneeflocken brettern sehr vereinzelt vom Himmel und bilden am Boden angekommen einen äußerst unzulänglichen Fleckerlteppich, am ehesten vergleichbar den Viertellitertropfen, die nach einer Hitzewelle an einem schwülen Sommernachmittag aus schweren, Abendgewitter verheißenden Wolken im Arschbombenmodus auf der ausgetrockneten Erde aufschlagen.

Wie, Damen und Herren Meteorologen, heißt diese Art von Niederschlag? Wenn ihr noch kein Wort habt, schlage ich Schnöpfeln vor. Gut?

Bravo, Leben!

Manchmal bist du einfach gut! Einen passenderen Namen hättest du für den auswärtigen Fotografen der “Farben und Gesichter Indiens” schwerlich finden können.

Steve McCurry

Anatomie

Die Hand ist der verlängerte Arm des Herzens

schreibt ein Herr Andreas Tenzer, und wenn man, unwillkürlich fasziniert von diesem Schwachsinn, ein paar Mauseklicks weiterrecherchiert, dann landet man auf Webseiten, die die Neue Germanische Medizin propagieren oder beim Secret Wiki, das sich und uns fragt Warum ein Extra-Wiki wenn es doch schon Wikipedia gibt? und sich und uns die Antwort gibt, dass böse Wikipedia Admins Beiträge löschen, bloß weil man für Vieles aus den Grenzwissenschaften bis jetzt keine “wissenschaftlichen” Beweise liefern kann – und auch nicht muss! [Denn er] sehe an meinem eigenen Leben, dass die Informationen “richtig” sind. Ja. Aha. Wie meinen?

Darauf noch einen Tenzer Einmal dem Lichtläuten der Morgenglocke gefolgt – es wird nie ganz finster werden und jetzt machen wir das grenzdebile Internet wieder zu und widmen uns was Vernünftigem.

Abendessen, zum Beispiel.

Lehrstuhl ungewiß

BWL? VWL? MBA-Programm? Von Beruf Tochter? Sohn? IWF Direktor? Bunga Bunga? Präsident, Swingerclubber oder König? Man weiß es nicht. Man will es nicht wissen.

sexcessfull