“Leben Sie eigentlich gerne in München?” will vorhin beim Einkaufen eine junge Dame von mir wissen und als ich bejahe, befindet sie, dass das einzige, was mir zu einem wirklich erfüllten Dasein in der Isarmetropole noch fehlt, ein Abonnement der Abendzeitung sei. Da, hier, ein Freiexemplar, und dort, ja dort, unterschreiben, wegen der Subskription. Langsam, junge Frau, ich habe die AZ früher gerne gelesen, vor allem wegen ihres Kulturteils; wenn der immer noch so gut ist, dann sprechen wir uns wegen meiner verbindlichen Unterschrift zum mindestens einjährigen Erwerb Ihres Heftes noch einmal.
Ich weiß nicht, was geschehen ist; ist die AZ irgendwo nach tief unten gedriftet oder hat sich mein Leseverhalten so dermaßen geändert? Um die letzte und einfachere Frage zuerst zu beantworten: Natürlich hat es das, ich habe in den letzten sieben Jahren mehrere andere deutsche Tageszeitungen nur online gelesen und dabei verpaßt, dass die AZ auf billigstes Boulevard-Niveau abgesackt ist. In dem ganzen Heft gibt es keine 20 Sätze, die das Konstrukt Subjekt-Prädikat-Objekt-Punkt überschreiten, die Überschriften sind reißerisch, wenigstens die Hälfte der Inhalte sonstwo abgeschrieben und das bissel Lokales und Kultur würde ich, sowohl des Inhalts wie auch des Sprachniveaus wegen, eher in der BR-Regionalbus-“Berichterstattung” erwarten.
Ich kenne leider niemanden in der näheren Umgebung, der Einwickelpapier für “Fish’n Chips” brauchen täte und so fällt selbst der Trost weg, dass Bäume wenigstens nicht umsonst gestorben sind. Schade.
