And the winner is

Der Preis für die peinlichste Weihnachtskarte 2016 geht einstimmig* an:

halleluja

In diesem Sinne: Frohe Feiertage!

* Kunststück, le Auswahlgremium c’est moi. Toute seule.

Tradition

In den letzten Jahren habe ich den Heiligen Abend üblicherweise mit Binge-Watching verbracht, am 1. Feiertag in Pacifica Regenbogen beim Wellenreiten zugesehen und am 2. Feiertag entweder gearbeitet (in den USA ist am 26. Dezember nicht mehr Geschenke bekommen, sondern Geschenke umtauschen) oder mit Freunden gekocht.

Dieses Jahr wollte ich eigentlich nur ein neues Knie bewegen lernen, aber ich muß mir wohl doch was anderes einfallen lassen. Gibt’s am Starnberger See eigentlich Surfing Rainbows? Und wenn nicht, wo dann?

Merke: Opiate krieg ich nun auch keine; Selbsthilfe ist damit ausgeschlossen.

Ausweitung der Kampfzone

In meinem Körper kämpft Oberstleutnant Weiß mit seinen Leukoeinheiten einen heldenhaften Kampf gegen noch nicht identifizierte Bakterienhorden und da hat der Chirurg entschieden, dass er sich nicht auch noch einmischen will und mich wieder heimgeschickt. Man hat mir freundlicherweise gestattet, den dicken schwarzen Edding-Pfeil auf meinem linken Oberschenkel noch einmal abzuwaschen und mir empfohlen, fürs Erste weiter zu hinken wie bisher. Kann ich ja schon ganz gut.

Jetzt muß ich mich doch tatsächlich selbst ernähren und als allererstes einmal informieren, auf welche einkaufsfreien Wochentage Weihnachten dieses Jahr fällt und mich dann mit Menschen, denen die Panik vor dem Hungertod in die Hamstergesichter geschrieben steht, in Lebensmittelläden um die letzten Vorräte von diesem und jenem prügeln. Das war so nicht geplant. Gar nicht!

PS: Brecht hat recht!

PPS: Sieht aus, als müsse die Welt doch noch eine Weile auf den bahnbrechenden* Arzt-Herz-Schmerz-Drama-Regional-Pulp-Krimi mit dem Arbeitstitel “Der Kurschatten” warten.

* Dieses Adjektiv ist für dich, Toni.

Rekord

In unter 24 Stunden abgestrichen wie mehrere laufende Meter Wand, zerstochen wie ein Nadelkissen sowie durch 192 von 620 Seiten “The Nix” mit dem Koffermonster nach einer Nacht im Dreibettzimmer wieder daheim und  k e i n e  OP. Das soll mir mal wer nachmachen.

Hinken das kaputte Knie und ich halt doch noch gemeinsam ins neue Jahr.

All set

Koffer rappelvoll und der Reißverschluß gerade noch so zugegangen (wo sind die übergewichtigen Nachbarn, wenn man sie zum Draufsitzen braucht?), Taxi bestellt, Rekonvaleszenzbuch Nr. 1 im Rucksack, sogar Reservebatterien dabei, Müll runtergebracht, Frühstück gegessen, Milch ausgeschüttet.

Von mir aus kanns losgehen.

Talisman

Ich dachte, ich hätte es jüngst schon erwähnt: ich bin bekennende Rationalistin und gebe nicht allzuviel auf Zeichen und Wunder, was wohlmeinende Menschen allerdings nicht davon abhält, mich mit Glücksbringern zu versorgen. Heute kam zum Befehl-ist-Befehl-Engel noch ein porco de felicidade von unserer brasilianisch-stämmigen Büroputzfee hinzu. Ähnlich wie dem Engel ist es auch der Sau wurscht, ob man an sie glaubt; wichtig sei nur, sie mitzuführen.

Von mir aus, dann packe ich die beiden halt ein. In den Waschbeutel, zu dem indianischen Medizinmannglücksstein, der seit meiner Abreise in die USA über mich wacht. Schaden kanns ja nicht.

Das ganze Leben ist ein Quiz

Ich mache fürchterlich gerne Ratespiele, natürlich nur in Bereichen, wo ich mich auszukennen glaube, zum Beispiel “Wer hat’s gesagt? – Ordne das Zitat zu” und lasse mich dann vom Quizmaster recht loben, wenn ich (fast) alles gewußt habe.

Respekt! Sie sind entweder Sprachwissenschaftler, ein wandelndes Lexikon oder haben ein beeindruckend gutes Bauchgefühl. Sie kennen sich aus in der Welt der falschen Zitate. Damit hätten Sie gute Chancen als Kandidat einer Quizshow.*

Außerdem habe ich einen Newsletter abonniert, der mir jeden Tag ein englisches Wort schickt, damit ich errate, was es wohl bedeuten möge. Das heutige kannte ich zwar schon, möchte aber niemandem die wirklich witzigen Auswahlmöglichkeiten vorenthalten:

* * * Godspeed * * *

a) a wish for a successful journey

b) a marriage lasting less than twelve months

c) illegal drugs contaminated with dangerous substances

Ich wünschte, es wäre c). Speed + Gott (hier gleichbedeutend mit einem gefährlichen Wirkstoff); also quasi die drittmilleniale Kurzfassung von “Religion ist Opium für das Volk”.

 

* Damit mußte ich jetzt angeben 🙂

Es lebe das Placebo!

Wie verhält sich die Rationalistin, wenn vor ihr eine wirklich liebe Kollegin steht und ein braunes Fläschchen voller Zuckerkugerl schwenkt: “Hab ich eigens für dich zusammenstellen lassen, damit deine OP gut verläuft”?

Ich könnte ihr jetzt erklären, dass die Homöopathie den Ausgangsstoff dermaßen zerreibt, verschüttelt und verdünnt, dass er nicht mehr nachweisbar ist und es bis jetzt nicht eine Studie gibt, die die Heilwirkung von Globuli belegt. Hülfe aber weder ihr noch mir, denn es geht hier nicht um Wissen, sondern um Glauben. Mach ichs halt so: ich nehme das Flascherl an, weil ich mich über die Geste freue, sage ihr aber, dass ich ihre Überzeugung nicht teile – der einzige Effekt wird wohl eine leichte Erhöhung des Zuckerwertes sein, aber sei’s drum.

Sie hebelt mich trotzdem aus. Sie habe, sagt sie, sich schon gedacht, dass ich “so eine” bin. Deswegen habe sie mir ein Schutzengerl segnen lassen und dann drückt sie mir die beflügelte Plüschfigur in die Hand. “Woaßt, wenn der einmal einen Auftrag hat, dann schützt der Engel. Wurscht wen, auch eine Heidin wie dich, zum Beispiel. Befehl ist Befehl.”

Ja, dann, Engel: Paß bloß gut auf mich auf!

Redlich bemüht

Ich hatte mich im Rahmen des beschränkten Fassungsvermögens der üblichen Reiserolltasche extra angestrengt – aber die Vier-Wochen-Packliste von Krankenhaus und Reha geht da nicht rein. Nicht, wenn auch noch Unterhosen, Bücher und Strickzeug mitsollen. Also nochmal in den Keller und das seinerzeit als Fehlkauf abgeschriebene Monsterkofferungetüm* mit über 100l Fassvermögen hochgerollert und siehe da, alles drin und sogar noch Luft für die Dinge, die mir bis Donnerstagfrüh möglicherweise einfallen.

Dass man mit so einem Unfug einen ganzen Nachmittag verschwenden kann. Aaarrrggghhh!

* Dieses Monstrum habe ich bisher nur ein einziges Mal gepackt und gebraucht: bei meinem Rückflug ins Ungewisse aus den USA im August letzten Jahres und da waren wenigstens reichlich Mitbringsel drin.