In der besten aller Welten tragen alle Menschen temperaturadaptierende, selbstreinigende, praktische und bequeme Kleidung (inkl. Schuhwerk. Vor allem Schuhwerk). Bis dieser Idealzustand erreicht ist, bleibt es keinem erspart, Zeit für Klamottenshopping zu investieren, was für viele ein Vergnügen, für mich jedoch eine lästige Pflicht ist.
Warum die Vorrede? Weil ich mir gestern einen Pulli gekauft habe. Dunkelblau mit weißen Sternen aufgedruckt. Mir hätte das lässig gereicht. Ich meine, hallo: Pulli, praktisch, bequem. Und Sterne. Allein, der modebewußte Hersteller hat die Sterne vorne mit Blingblingperlen besticken lassen. Also nicht kaufen. Oder doch? Wegnehmen. Zurückhängen. Nochmal nehmen. Zurückhängen. Von der Verkäuferin belehren lassen, dass heute Damenoberbkleidungsrabattaktion sei. Wieder wegnehmen. Himmel noch einmal! Erwartungsvoll angestarrt werden. In der Zeit hätte ich auch Krieg und Frieden, die Trilogie lesen können. Okay, ich kaufe den Pullover.
Und dann habe ich ihn zu Hause und er ist immer noch praktisch und bequem und mit Sternen und ich trenne dieses blöde Blingblingzeug ab. Nicht ohne bei jedem Steinchen des armen Sweatshopkindes zu gedenken, das die Dinger im Schweiße seines Angesichts und im Akkord aufgestickt hat und mich schlecht zu fühlen. Hätte ich den Pulli doch nicht kaufen sollen? Hilft es meinem Gewissen (dem Kinde sicher nicht), wenn ich einen bestickten Stern an irgendeiner nicht prominenten Position blingblingen lasse? Ist das albern?
Fertig. Einen Blingstern stehen lassen. Viele Steinchen aufgefegt, wobei ich ganz sicher bin, dass ich sehr bald baren Fußes in eines treten werde. Bestätigt gefunden, was ich eingangs postuliert habe: In der besten aller Welten tragen alle Menschen temperaturadaptierende, selbstreinigende, praktische und bequeme Kleidung (inkl. Schuhwerk. Vor allem Schuhwerk). Customization not required.