Gelesen: Gedankenjäger von Iain Levison

Ich könnte meine Rezension abkürzen, indem ich einfach den Titel erweiterte: “Gelesen. Und geärgert über: Gedankenjäger von Iain Levison.” Andererseits hat das Werk seinen Verriß verdient. [Achtung: Spoiler.]

Die Idee ist an sich nicht übel: was wäre wenn einzelne Menschen auf einmal in der Lage wären, Gedanken zu lesen. Wieso können die das, was machen sie daraus und was macht es mit ihnen? Warum betrifft das Phänomen nur weiße nordamerikanische Männer in einem gewissen Alter, wieso tragen sie eine Schlangentätowierung und was, um Himmels Willen, hat das alles mit Alaska zu tun?

Zur Aufklärung dieser Fragen treten auf: eine ganz und gar skrupellose Agentin eines nicht näher beschriebenen Dienstes mit unbegrenztem Spesenkonto und einer Überwachungsmaschinerie, die höchstens bei der NSA keinen Neid weckt, medizinische Experimente an unwissenden Probanden, die jüngsten US-Kriege (Afghanistan, Irak und aus unerfindlichen Gründen Korea), “erweiterte” Verhörmethoden (water boarding et. al.), 1 Copkiller, 1 Cop, 1 Nerd, die UNO, diverse Gewaltakte sowie Intrigen, etwas Sex. Was sich wie die Zutatenliste zu einem hard boiled Thriller liest, genügt hier allenfalls für eine Brise im Wassergläschen.

Als hätte es nicht schon gereicht, dass der Inhalt knapp unter Mittelmaß liegt, ist die Übersetzung von Walter Goidinger geradezu unterirdisch schlecht. Es liest sich streckenweise, als habe er, was immer Google Translate ausspuckte, recht oberflächlich redigiert – nur zwei Beispiele aus einer reichen Auswahl: “Die Leute hier herum waren clever genug…” (people around here) sowie “Er nahm seine Sonnenbrillen ab” (“glasses” stehen im Englischen stets im Plural, die Brille an sich im Deutschen eher nicht so) und was er an Slang-Audrücken nicht zu übersetzen wußte, ins Österreichische übertragen. Wenn frau sich beim Lesen eh schon über die unzulängliche Geschichte aufregt, dann schmerzt es noch mehr, dass jemand jemanden “um eine Auskunft angeht” und der Brooklyner den Typen aus Minnesota anhirscht, er solle “scheißen gehen”.

Nicht lesen. Und keinem glauben, der glaubt, ein gutes und spannendes Buch gelesen zu haben. Schon gar nicht Lord Jickledy: … Der unterhaltsame Thriller verwendet auf eine sehr organische, niemals „dozierende“ Art und Weise einige äußerst gegenwärtige Aspekte der schmutzigen Seiten moderner Geheimdiensttätigkeiten für eine spannende Geschichte: Der gläserne Bürger, die totale Überwachung und die keine Skrupel kennende Macht-Elite. Nicht umsonst erinnern die beiden Namen der gejagten Gedankenleser Snowe und Denny, die den namenlosen US-Geheimdienst und sein unredliches Psychoexperiment (damit verrate ich nicht zuviel) ordentlich an die Kandarre nehmen könnten, hintereinander gelesen an den bekannten Whistleblower Snowden. … (aus dessen Amazon Rezension)

Zurückgeschossen

wird heutzutage nicht mehr. Aber:

zusammengefaltet1

Bin ich eigentlich die einzige, die die Rekrutenkampagne der Bundeswehr so dermaßen peinlich findet? Drei Minuten auf diesem youtube-Kanal und es kommt einem nur noch das Kotzen…

Jugend spricht

prinzickeDass “die Dani voll die Prinzicke” ist, weiß ich auch erst, seit ich eine U-Bahnfahrt direkt neben einem zunehmend echauffierteren Telefon-Teenager verbracht habe. Was die Dani alles tut, um sich diesen Titel zu verdienen, überlasse ich der Phantasie meiner Leser/innen, aber diese wunderschöne Wortschöpfung habe ich natürlich sofort in meinen Sprachschatz aufgenommen. Scheint nicht mehr ganz neu zu sein, Webseiten wie “TussiTerror” bieten allerlei Merchandize von T-Shirt bis Handtasche an. Trotzdem. Klingt “Prinzicke” nicht viel viel schöner und eingängiger als der diesjährige Jugendwort-Gewinner “fly sein” (der mir übrigens noch nie über den Weg gelaufen ist)?

Darauf ein dreifach-donnerndes “isso”!

sarah@deutschwahlen.com

Die kleine Sarah ist gelernte Spam-Mailerin und hat mir allerlei Unfug geschrieben, der im wesentlichen darauf hinauslief, dass ich von der Demokratie ablassen und mich in ihren – offensichtlich noch nicht ganz fest geschlossenen – Reihen einreihen möge. Am schönsten fand ich ihre Signatur “This email was sent to s.flock@ by DEUTESH WAHLEN Langenhorner Chaussee 600 22419 Hamburg , Alabama (AL), 500034 Tuschland”

Liebe kleine Sarah: Bitte geh nicht über Los, sondern begib dich nach Abschluß des Rechtschreibekurses soforrrt zum Grundkurs Geographie for Bloody Beginners.

Babbel

… wirbt zur Zeit recht bunt und aufdringlich bei jeder Onlinezeitungslektüre, wie man ganz einfach in fremden Zungen sprechen lernen könne. Ich trau denen nicht so recht,

babbel

empfehle jedoch sehr den neuen Flockel-Kurs: Deutsche Rechtschreibung. Mit den Bonus-Workshops: “Großschreibung von Substantiven” und “Dein Satz ist zu Ende? Mach einen Punkt.”

Trump – Risiken und Nebenwirkungen

Liebe deutsche Medien, namentlich Süddeutsche Zeitung, Bayern 2 Radio, FAZ.

Gibt es eigentlich seit der US-Wahl keinen anderen Lichtgestalt-Experten zum Thema “Amerika en gros et en detail” als ausgerechnet Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg? Hmmm?

Gastfreundschaft

Meine Freundin Annette testest die Thronfolgerinneneignung ihrer Gäste, indem sie unter dem Laken des Gästebettes einen schönen dicken Mantelknopf plaziert. Wer ihn bemerkt, hat mindestens blaues Blut, wen ihn stört, ist die zukünftige Speerspitze der Monarchie. Leider obliegt es der Herrscherin in spe selbst, ihr zukünftiges Königreich zu suchen, daher – ich bin dann mal weg, mein Kingdom finden.

Außerdem danke für den gekürzten Vorhang, die formidable Kürbissuppe, den guten Wein und die noch besseren Gespräche. Und Sonne am Sontag! I’ll be back.