Don’t know…

all-about-history

Nein, schreibt mein Gewährsmann aus dem Vereinigten Königreich* unter dem Betreff “You’re German And Weird”, es handele sich hierbei nicht um Satire, sondern um ein gegen Geld verkauftes Magazin und ist an jeder Supermarktkasse direkt neben dem Fachblatt für dreiköpfige Alienbabies zu finden.

* Vereinigt? Na ja.

Trari, Trara

Großes Lob! Die Post bringt wieder Post.

Damit ist die Rückabwicklung meiner vierwöchigen Abwesenheit endgültig abgeschlossen. Dann kann ich ja demnächst mit der nächsten Runde beginnen…

Gute Vorsätze

Üblicherweise nehme ich mir, wenn eine längere Phase von freien Tagen bevorsteht, immer fürchterlich viele Dinge vor, die sonst irgendwie zu kurz kommen, von Kleiderschrank entrümpeln bis Papierkram ordnen und überhaupt. Dieses Mal nicht, weil ich hatte ja Knie. Richtiger: Knie geplant.

Weil’s aber nicht hat sollen sein, habe ich gelesen wie nicht gescheit (dazu mehr in einem der folgenden blogposts) und es ist jetzt schon ganz viel von dem fertig, vor dem ich mich sonst gerne drücke. Der richtige Ansatz für die Zukunft scheint, mir nicht mehr vorzunehmen, dass ich die Unterlagen für die Steuererklärung zusammenstelle oder mich von kalifornischen Klamotten* trenne, sondern es einfach zu machen.

Auch recht, ich war eh nie ein Fan von guten Vorsätzen.

* Der Dresscode in einem Land mit Jahreszeiten und einer davon Winter ist schon sehr sehr anders.

Alles auf Anfang

Nach dem abgesagten OP-Termin war ich noch eine Weile damit beschäftigt, alles wieder zurück zu organisieren, also zurückzumelden, Koffer wieder auszupacken, in den Waschplan einzutragen, Kühlschrank wieder zu füllen, Liefertermin fürs neue Bett zu organisieren, den Postlagerauftrag wieder zu kündigen. Ich war fix und am Nachmittag des 23. Dezember mit allem fertig.

Die Deutsche Post hingegen tut sich schwer mit dem Storno: bis heute habe ich noch nicht wieder auch nur einen lächerlichen Brief zugestellt bekommen. Bin sehr gespannt, wann’s soweit sein wird. Wetten werden noch angenommen.

Nimmer neu im Fernsehen: Parade’s End

Wem einmal neuer Sherlock nicht reicht, dem rate ich zu Cumberbatch-Festspielen mit “Parade’s End” (derzeit für umme auf Prime).

Die Serie ist im großen Britannien in den Jahren vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs angesiedelt, dann in den Gräben Flanderns und Cumberbatch spielt einen britischen Landedelmann. Er ist Statistiker (!), Offizier und Gentleman und zwischen ihm und einem glücklichen und erfüllten Leben steht sein in Stein gemeißelter Ehrbegriff. Das führt zu einer Unzahl von packenden Szenen, in denen er um Sprache ringt und immer wieder gegen die wirkliche Welt, die keine Moral und noch weniger Ehre kennt, anrennt und schließlich beinahe zerbricht. Das Ende ist mir zu zuckrig, aber das sind mir Happy Ends eh meistens und ist kein Grund, sich diese wirklich großartige Mini-Serie (6 Folgen à 45 Minuten) nicht anzusehen.

Neu im Fernsehen*: Sherlock – “The Six Thatchers”

Es ist eigentlich kaum möglich, über diese 1. Folge der 4. Staffel zu schreiben ohne dabei zu spoilern, was um so verwerflicher wäre, als sie augenscheinlich als Exposition für die kommenden beiden Teile angelegt ist. Statt des einen großen Falles löst Sherlock in dieser Episode viele kleine und Cumberbatch gibt den genialen Detektiv gewohnt schnelldenkend und -sprechend, nuanciert, aspergeresk – in einem Wort brilliant. Dennoch: nur bunt und schnell und beim Reden twitternd und beim Twittern Fälle lösend und zwischendrin begriffs- und fassungslos vor der geheimnisvollen Welt zwischenmenschlicher Interaktion und Emotion zu stehen langt alleine nicht. Es steht zu hoffen, dass man als Zuschauer am Ende der Staffel wohlwollend auf diese erste Folge zurückblickt, weil die vielen (Übersprungs-)handlungsstränge zu einem wie auch immer gearteten Ende verknüpft worden sind.

Das mag klingen, als hätte ich Sherlock meine Zuneigung entzogen. Habe ich nicht. Erstens ist das Zusammenspiel des Duos Cumberbatch (Holmes)/Freeman (Watson) nach wie vor wunderbar (Ballonszene**), zweitens ist die Erweiterung auf ein Trio mit Amanda Abbington (Mrs. Watson) gut gelungen und drittens und überhaupt gibt es wieder ein paar Szenen, bei denen ich mich wegschmissen habe. Mein absoluter Liebling ist der Holmes’sche Logikdiskurs über Ursache und Wirkung**, ganz dicht gefolgt von einer Szene, in der Lestrade (Rupert Graves) und Watson über “das Baby” lästern und Holmes mitbekommt, dass es wohl eine weitere Bedeutungsebene geben muß, sich ihm aber nicht erschließt, welche***.

Die nächste Folge kommt nächsten Sonntag, ich werde zu berichten wissen und würde mich freuen, bis dahin von jemand anderem zu hören, wie er/sie die 1. Folge fand.

 

* Fernsehen steht hier für Streaming auf Amazon Prime.

** Damit habe ich nichts verraten und die, die sie schon gesehen haben, wissen, was ich meine.

*** Diese Szene spielt in einem Treppenhaus und mir ist dabei zum ersten Mal aufgefallen, wie ähnlich die Namen Sherlock und Sheldon klingen.

Aus dem Vokabelheft

Bevor ich den nächsten Vielehundertseitenwälzer angehe, nehme ich mir so ein Zwischendrinbuch für einen Nachmittag vom Stapel, denn die müssen ja auch mal weggelesen werden. Es geht um Macht und politische Intrigen. Bereits auf Seite fünf beruhigt der Wahlkampfmanager seinen Kandidaten, er müsse sich keine Sorgen um die Kampagne machen, der Kriegskasten sei wohlgefüllt. Da reißt es mich zum ersten Mal. Kann es sein, dass alle deutschen Übersetzer gerade kollektiv unpäßlich sind, und der Verlag schon wieder einen Österreicher beauftragt hat? Das Ding heißt im Englischen war chest, und ja, chest bedeutet Truhe oder Kiste oder Kasten – im Deutschen jedoch spricht man in diesem Fall von der Kriegskasse. Ist vielleicht nicht schön, ist aber so.

Kurz danach geschieht der erste Mord und zum konspirativen Vertuschungsgespräch werden im Brooklyner Beisl Steaks mit gerösteten Erdäpfeln gereicht. Mir reichts auch; ich muß eh nachher noch Altpapier wegbringen.

Fragt nach beim Fachmann, Herrn M. aus K. Nicht nur bei Immobilien, auch beim Übersetzen gilt ein ehernes Gesetz: Location, Location, Location.

Auntie BBC

Neulich, im Club. Im schönsten Ledersessel, direkt am Kamin sitzt Der Nackte Wahnsinn und gibt an: “Ich habe jetzt ein Patenkind, hahá!” Und weil seine Clubkameraden nicht sofort auf die freudige Nachricht reagieren, sondern weiter still und stumm in ihren dicken Ledersesseln hinter ihren dicken Zeitungen ihre dicken Zigarren rauchen (irgendwo von hinten im Raum ist sogar ein “Pscht!” zu hören)*, legt er nach. “Sein Name ist Peter Pan, hahá!” Da sinken die Zeitungen, und ein rotgesichtiger Gentleman, auf dessen Tischchen eine schon fast leere Whiskykaraffe steht*, hebt seinen Tumbler und spricht aus, was alle dem wenig willkommenen Emporkömmling sagen würden, wenn sie sich denn trauen würden: “Das kann ja nur schiefgehen.” An dieser Stelle verlassen wir die alten Männer und den Club.

Stattdessen klicken wir auf diesen Link hier

https://www.youtube.com/watch?v=acT1RGSRaHY

und lachen uns einen Ast.

 

* Klischee, aber was will man machen; es ist ein traditioneller englischer Club

“Dinner for One”

– da gibts doch was von Netflix? Genau.

(Ich kenne außer den ersten beiden Staffeln von”House of Cards” keine der Serien und habe auch nicht vor, das zu ändern; da hat Netflix sein Werbeziel verfehlt. Aber dieses Viertelstündchen hier ist ganz vergnüglich.)

Nicht im Kino: Mr. Church

Achtung: der ganze blogpost ein einziger Spoiler!

Gutaussehende junge Frau, blondes Wallehaar, dürr, ledige Mutter (Shame! Shame! Shame!) einer ebenso hübschen aufgeweckten nunmehr zehnjährigen Blondtochter hat laut ärztlicher Prognose nur noch ein halbes Jahr zu leben. (Selber schuld, auf vorehelichen Sex steht in Amerika halt die Todesstrafe, mit ordentlich Leiden bis zum schmerzensreichen Tod. Dann Hölle.) Um ihr diese letzten Monate zu erleichtern, schickt der megareiche Ex-Lover der Mutter, der sie wirklich liebt, sich aber wegen ihr doch nicht scheiden lassen will (Status: it’s complicated) seinen Koch. Eine Haushaltshilfe? Medizinisches Pflegepersonal? Nein, nicht doch. Einen Koch. Im Voraus bezahlt, inklusive Miete und Medical Bills. Den ganzen Film über gibt es niemanden, der irgendwann mal Wäsche macht oder Dreck wegwischt. Es werden nur Lebensmittel eingekauft (von Mr. Church), geschnippselt, gehackt, sautiert, gebraten, gebacken, gedünstet und serviert (von Mr. Church). Er ißt auch nie mit der Familie am Tisch, soweit kommt’s noch. Mr. Church ist schließlich schwarz. Wenn man nicht daran schon gemerkt hat, dass es sich um eine Art Märchen aus der fernen Vergangenheit handelt (1988), dann spätestens daran, dass das Kind jeden Tag mit dem öffentlichen Bus zur Schule und wieder heimfährt. In Los Angeles, dieser Metropole des Öffentlichen Nahverkehrs.

Dann hält sich die Mutter nicht an den vorgesehenen Sterbezeitplan und das Kind wächst heran und Mr. Church kocht. Und kocht. Bis Mama schließlich doch stirbt und, weil sie immer brav Coupons ausgeschnitten hat, doch genug Geld im Haus ist, damit das Kind zur Uni nach Boston gehen kann. Ach was, gehen. Fahren. Das Coupon-Geld langt sogar noch für einen abgefuckten Käfer. Abfahrt. Nachwinken. Mr. Church ab. Wohin? Who cares? An der Uni ist das Mädel fleißig und lernt viel und läßt sich auch so gut wie nie von Parties ablenken, außer einmal. Dann klingelt es bei Mr. Church und sie steht sehr schwanger vor seiner Tür und er läßt sie ein und kocht für sie und dann für beide und das neue kleine blonde Mädchen wächst mit seiner hübschen blonden Mama im Hause Church auf und die Doktorarbeit bleibt ungeschrieben. Aus gutem Grund, denn “I am a mother now”. Und dann verdient sie ihr Geld mit einem ehrlichen Job als Bedienung in einem Diner und als ihre reiche Jugendfreundin mit der Stretch-Limo vorfährt (“You must have married well?” “Yes, both times!”) und sie und die Kleine vom New Yorker Goldluxusleben beim Shopping im Trump Tower zu überzeugen sucht, steht sie ihre ehrliche hartarbeitende Frau und reibt es der Freundin aber so dermaßen hin, wie oberflächlich und schal deren Leben ist. Die hat zwar Geld, kann aber wegen einer mißglückten Abtreibung nie mehr Kinder bekommen und ist damit als Frau nichts wert. Nämlich! Dazu kocht Mr. Church, in dessen Haus sie ganz selbstverständlich nach wie vor leben. Klar. Dann wird Mr. Church alt und krank, schmutzt aber nicht rum und der Junge, mit dem sie seinerzeit auf der Prom war, ist jetzt Arzt und kümmert sich gut um den Koch und lädt die Heldin zum Abendessen und später, denn sie waren eh schon immer füreinander bestimmt, in sein Leben ein. Während sie daten und sie nun endlich auf dem Weg ist, eine ehrbare Frau zu werden, sondert Mr. Church noch ein paar Lebensweisheiten ab und schläft schließlich friedlich ein und dann ist wieder eine Beerdigung und der frühere Klassenkamerad und spätere Alkoholiker und Selbstmordkandidat hat seine AA-Freundin geheiratet und die ist schwanger und Poppy, die reiche Freundin ist immer noch reich, aber geläutert und als alle gegangen und die Reste in Tupperboxen verräumt sind, holt unsere Working Class Heroine die Schreibmaschine (!) und den Promotionspapierstapel aus dem Regal (kein Staubkörnchen!) und dann trägt ihre penetrante Voice-Over-Stimme vor (wie schon den ganzen Film über), was sie nun gerade tut: sie schreibt die Geschichte von Mr. Church, wie er, als ihre Mutter nur noch sechs Monate zu leben hatte, in ihr Leben kam und kochte…

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann geht diese Endlosschleife weiter und weiter und weiter. Wie dieses Machwerk in der IMDb auf ein Rating von 7,7 Punkten kommen konnte, bleibt schleierhaft.

Das kommt davon, wenn frau für ihre Leser Trailer zu Captain Fantastic recherchiert und auf den für “Mr. Church” stößt; sowas Grausliges habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Der einzige Grund, weswegen doch nicht alles verloren ist: Eddie Murphy spielt den Part, das heißt, er läßt alles weg, wofür Eddie Murphy sonst steht und guckt ernst. Zum Glück ist es nicht Samuel L. Jackson geworden, der ihn wegen eines “scheduling conflict”* leider, leider nicht übernehmen konnte.

 

* Einen “scheduling conflict” (Doppelbuchung im Kalender) täuscht man im Angelsächsischen immer dann vor, wenn man zu höflich ist, den eigentlich Grund für die Absage zu nennen.