Es lebe das Placebo!

Wie verhält sich die Rationalistin, wenn vor ihr eine wirklich liebe Kollegin steht und ein braunes Fläschchen voller Zuckerkugerl schwenkt: “Hab ich eigens für dich zusammenstellen lassen, damit deine OP gut verläuft”?

Ich könnte ihr jetzt erklären, dass die Homöopathie den Ausgangsstoff dermaßen zerreibt, verschüttelt und verdünnt, dass er nicht mehr nachweisbar ist und es bis jetzt nicht eine Studie gibt, die die Heilwirkung von Globuli belegt. Hülfe aber weder ihr noch mir, denn es geht hier nicht um Wissen, sondern um Glauben. Mach ichs halt so: ich nehme das Flascherl an, weil ich mich über die Geste freue, sage ihr aber, dass ich ihre Überzeugung nicht teile – der einzige Effekt wird wohl eine leichte Erhöhung des Zuckerwertes sein, aber sei’s drum.

Sie hebelt mich trotzdem aus. Sie habe, sagt sie, sich schon gedacht, dass ich “so eine” bin. Deswegen habe sie mir ein Schutzengerl segnen lassen und dann drückt sie mir die beflügelte Plüschfigur in die Hand. “Woaßt, wenn der einmal einen Auftrag hat, dann schützt der Engel. Wurscht wen, auch eine Heidin wie dich, zum Beispiel. Befehl ist Befehl.”

Ja, dann, Engel: Paß bloß gut auf mich auf!

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