In der letzten Zeit war ich abends immer zum Umfallen müde und hatte jetzt eine ganze Menge Kino nachzuholen. Blick ins Programm: wie? “Resident Evil” läuft schon nicht mehr? Was gibt es denn sonst, außer Mädchenfilmen und amerikanischem Humor (“Jack-Ass The Movie”, für den standen schon – passend zum Vorurteil – die Leute mit den Popcorneimern und den Cola-Gallonen-Kübeln Schlange)? “Wall Street”? Ich weiß nicht recht, ich kann mich noch gut an den jungen Gordon Gecko erinnern, eine Kapitalismushymne brauche ich heute nicht. “Social Network”? Zuckerberg und Konsorten. Sollte man sich wahrscheinlich als Gastarbeiter im Silicon Valley antun, quasi als historische Dokumentation. Andererseits, ich bin den ganzen Tag von Nerds und Geeks umgeben, da ist mir abends eher nach Kontrastprogramm. “Red – Retired Extremely Dangerous”? Ein verfilmter Comic, Ex-CIA-Agent im Ruhestand aus heiterem Himmel auf der Abschußliste der Agency mit einer großartigen Besetzung. Ja! Verfolgungsjagden, Schneetarn, großkalibrige Schusswaffen, also Knall, Bumm, Gewalt – das klingt gut.
Die Story ist im Comic schon ein bißchen dünn und wird auf Spielfilmlänge aufgeblasen nicht gehaltvoller. Demgemäß ist das Drehbuch sehr konventionell. Was immer geschieht, ist vorhersehbar (es wird sogar in guter alter amerikanischer Fimtraditon der Neger geopfert). Wenn man darüber hinwegsieht, macht der Film Spaß (nicht zu verwechseln mit “Fun”). Die Umsetzung vom statischen visuellen Medium ins bewegte ist gut geglückt, das bißchen Filmmusik fällt nicht unangenehm auf und die Besetzung ist die helle Freude!
Bruce Willis IST Frank Moses. Ehemaliger CIA-Top-Agent und -Killer, nunmehr im leerlangweiligen Ruhestand in der Vorstadt von Smalltown, USA in der Adventszeit. Schöner Rundumschwenk auf die Nachbarhäuser, überall hängt, blinkert und flimmert Weihnachtsdeko, nur ein Haus steht schwarz und schweiget. Aus Notwehr stellt er auch einen beleuchteten Schneemann und ein Rentiergespann auf, die beim Attentatsversuch des Schwarze-Masken-CIA-SEK ganz wunderschön zersiebt werden.
Er sammelt die restlichen Überlebenden seiner alten Einheit ein, Morgan Freeman (eh unerreicht, auch wenn er für mich jetzt immer Nelson Mandela sein wird), John Malkovitch (in einer Traumrolle als mißtrauischer Paranoiker, der hinter allem Satelliten und Verfolger wittert – die CIA hatte an ihm zu Zeiten einen Menschenversuch unternommen und ihm ohne sein Wissen über einen langen Zeitraum eine ordentliche Tagesdosis LSD verabreicht – und – vorhersehbar, wie gesagt, mit seinen hanebüchen klingenden Wahnvorstellungen fast immer nah an der irrsinnigen Realität ist) und Helen Mirren. Helen kann alles, von Queen mit Kappothütchen über Landpfarrei-Calendargirl bis zur Ex-Auftragskillerin. Herrlich, wie sie, ganz Dame, auf einem Landsitz auf den Hamptons (“Eagle’s Nest”) im edel eingerichteten Ambiente gelbe Rosen arrangiert und mit verschämtem Augenaufschlag gesteht, sie nehme, um das langweilige Pensionistendasein erträglicher zu gestalten, gerne noch den einen oder anderen “Hit” an. Jüngstes Mitglied der Rentnerband ist Mary-Louise Parker, Bruces Sachbeabeiterin bei der Rentenstelle und seine sehr keusche Affäre. In den Nebenrollen haben wir Richard Dreyfuss (ganz böse schurkischer Schurke), Ernest Borgnine (wußte gar nicht, dass der noch lebt), als reizend antiquierter CIA-Archivar “Henry, The Records Keeper” und den jugendlichen Helden gibt Karl Urban, der a) aussieht, wie aus einem Bollywoodmovie entsprungen, b) sich im letzten Moment auf die Seite der Guten schlägt und c) in der Rolle Vater zweier kleiner Töchter ist, deren für einen Wimpernschlag sichtbare “Batman – and – Superman Pajamas courtesy of DC Comics” sind.
Die Bösen sind vom Großkapital gekaufte Politiker und das Upper Management der CIA, die Guten sind Rentner, die zum Glück aus alten Tagen noch größere Waffenarsenale im “Self Storage” vorhalten. Es wird geballtert, gerannt, gesprungen und gerast, manchmal quietschen Bremsen. Als Kulisse dienen Kansas City, New York, die Florida Keys, New Orleans, Langley, VA und Chicago. Nach dem Showdown sind die Bösen alle tot und wenn die Guten nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Gucken: “Kick Ass”
Erster! Den hab ICH im Mai schon sehr gern gesehen….