Feierabendlektüre

Auf dem Heimweg von der U-Bahn komme ich immer an der “Gemeinschaftsbank” vorbei, das ist, damit keiner falsche Schlüsse zieht, ein sehr schön gezimmertes hochsitziges Holzmöbel, auf dem bis zu drei greise Menschen nebeneinander sitzen können und, weil sie recht geschickt nach Westen ausgerichtet ist, die Abendsonne genießen. Wenn es in dieser Drecksjahreszeit eine Sonne gäbe. Egal zu welcher Tageszeit. Weil derzeit keine Genußgreise die Bank in Anspruch nehmen, verkommt sie a bisserl zur Ablagefläche für “Zu Verschenken”-Güter*. Heute liegt da ein Bücherstapel. Nein, nix, kalt is, heimgehen. Aber, aber, aber… Bücher? Gut, ich werde meinem eigenen Quengeln doch nichts entgegenzusetzen haben, Bücher sind ein Argument und mit meinem aktuellen bin ich eh grad fast durch. Also schau ich. Was für ein Granatendreck!

Das erste Buch ist “Geldherrschaft = Weltherrschaft” und befasst sich mit dem in gewissen Kreisen als mindestens teuflischer Antichrist verschrieenen** George Soros. Das zweite “Leberschäden selbst heilen”, das dritte ein vollkommen zerlesener “Zinker” von Edgar Wallace und das vierte “Das Gicht-Buch: Alles, was Sie wissen müssen”. Inzwischen glaube ich mir, dass auch beim Rest nix vernünftiges dabei sein kann, außerdem ist es noch kälter als vor ein paar Minuten und ich habe das dringende Bedürfnis, meine Hände zu waschen.

Dann hoid ned. Hab ja daheim auch Bücher.

* Bei diesen gemischten Grabbelkartons habe ich ja immer eher den Eindruck, der großzügige Geber ist nur zu faul, um zum Wertstoffhof zu fahren, aber dahingestellt. Vielleicht ist mir einfach nur kalt und ich neige deswegen zur vollkommen angemessen Misanthropie.

** Ich bin mir nicht sicher, ob das die korrekte Schreibweise ist. Fühlt sich aber so an. Die einzige, die das bestätigt, ist die KI: Verschrieene: Im Zusammenhang mit “der Mann” wird das Partizip II attributiv verwendet und nach den Regeln der starken Deklination gebeugt. Da es sich auf ein maskulines Substantiv (Mann) bezieht, das nach einem unbestimmten Artikel (der) steht, wird die Endung -e angefügt. Bevor die Endung angefügt wird, wird die Grundform des Partizips II “verschrien” um ein n erweitert. Daher ist die korrekte Schreibweise “verschrieene“. Von welchem Extra-N halluziniert die? Auch schon wurscht, oder?

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