Abfent, Abfent

Ich hatte einmal eine Freundin, deren größter Groll mit ihrer Mutterschaft war, dass sie nun nicht mehr zu Weihnachtsfeiern eingeladen werde. Ich hatte ihr damals schon angeboten, dass sie statt meiner auf meine Firmenweihnachtsfeiern jetzt und immerdar gehen könne, das wollte sie aber nicht. Hat sich dann, glaube ich, später mit den Jahresendereignissen in Kindergärten und Schulen und Sportvereinen und so weiter wieder gegeben. Weiß ich aber nicht genau, da hatten wir schon nicht mehr viel mit einander zu tun.

So, genug der Vorrede. Ich war letzte Woche im Hunsrück, vorgeblich (leider nicht), um vor Ort zu arbeiten, hauptsächlich aber, um (it’s the season) an unserer Weihnachtsfeier teilzunehmen. Der ersten, die ich, seit ich in dem Laden bin, nicht organisiert habe. Einfach nur Gast sein. Das hat was. Mach ich nächstes Jahr wieder. Ist nämlich echt nett. Auffällig war nur, dass sich die beauftragten Dienstleister immer erst mal an mich wandten (“Können Sie hier was entscheiden?”). Es hatte aber wirklich Charme, wenn ich sie dann jedes Mal an meine halb so alte Kollegin weiterschicken konnte – “die macht das”. So regelt man Nachfolge.

Nun ist die Vorrede wirklich vorbei, denn eigentlich will ich nur vom Höhepunkt der Party erzählen, der alljährlichen Tombola. Es ist in dieser Firma langjährige gute Tradition, dass die Geschenke von Geschäftspartnern übers Jahr gesammelt, und in eben dieser Tombola als Preise ausgelobt werden. Unsere beiden Glücksfeen verlasen und tanzten (!) nicht nur Losnummern, nein, sie priesen die teilweise doch eigenartigen Artikel in den höchsten Tönen an. “Flaschenöffner mit integrierter Wasserwage”, “ein Beutel gemischte Weihnachtsdinger”, “Duftspray für Sicherheitsschuhe”, “diese Duftlampe wie von Aladadin” und viele andere Scheußlichkeiten mehr. Weil sie aber schon auf der Wanderung vorher dem aufwärmenden Glühwein zugesprochen und viele Kollegen Pröbchen vom selbstgebrannten Moonshine zur Verkostung ausgeschenkt hatten, verlosten die Ex-Weinkönigin und das Gardemädchen auch “eine Flasche rheinherben Riesling”, “Kirsch-Marzipan-Aufschnitt” (hab’s mir hinterher angesehen, war eine Art Marmelade) und, mein Favorit, “eine warless Schaschingschtäschion“. Andere Firmen engagieren Unterhaltungskünstler*innen. So lange wir unsere beiden beschickerten Feen haben, brauchen wir keine externen Spaßmacher.

Mir hatten die Glücksgöttinnen einen lieblichen lauwarmen Schaumwein aus der Region zugelost, den habe ich aber stante pede bei einem unserer Techniker gegen ein Paar Thermosocken in Größe 38 (“wer hat denn so winzige Füße?”) eingetauscht. Win-win.

Samstagfrüh in aller Herrgottsfrühe (ich frag mich ja jedes Mal, wenn mir dieser Begriff unterkommt, ob die Menschen seinerzeit damit ihren Gott gepriesen oder verflucht haben) gings dann dem Morgenrot entgegen (nach eineinhalb Stunden Fahrt der erste Lichtstreifen am Horizont), dafür waren wir gegen High Noon auch schon in München.

Einmal mach ich das noch mit. Dann ist aber auch gut.

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