Bahnbashing ist ja hoch angesagt, und sie haben es auch nicht besser verdient. Mensch! Dabei hatte am Montag alles so gut angefangen. Die Abfahrt nur unter fünf Minuten (grad noch!) verspätet, bis Stuttgart wieder aufgeholt und dann steigen zwei Schulklassen zu. Wobei, der Begriff “zusteigen” wohlwollend gewählt ist. 50 Puberinos mit Vollgepäck für eine Woche Spaß im Landschulheim drängeln, purzeln, schieben, drücken, stoßen in einen bereits sehr gut ausgelasteten Großraumwagen (vorwiegend Berufspendler wie ich) und haben neben der Enge mit altersbedingten Herausforderungen zu kämpfen. Die It-Girls können nicht mit dem zweiten Rang, die von beiden Enden zugestiegenen Cliquen müssen unbedingt für eine Halbstundenfahrt wieder zusammenkommen, das Gepäck irgendwie auch verstaut und nebenher die Anweisungen der vollkommen überforderten Lehrkräfte angemessen ignoriert werden. Bis Mannheim war der Zug gründlich verspätet, und die ganz Bagage (und ich) mußten wieder raus. Meine Fresse! Aber wurscht, ich war da, beim Leihwagen übernehmen klappte alles, der Verkehr war dem Montagmorgen entsprechend dicht und der Baustellen viele. Manchmal vermisse ich da die amerikanischen Schilder “Your Tax Dollars at Work”. Da nimmt man die Steherei irgendwie gelassener.
Dann folgte eine Woche Hunsrück mit alles und scharf und freitags die Heimreise.
Ich hätte mal dran denken sollen, dass es sich um den letzten Arbeitstag vor Pfingsten handelte. Hab ich aber nicht.
Autobahn rappelvoll. Navi denkt sich Schleichwege aus, was aber nix hilft, wenn irgendwelche Deppen in der Zufahrt von der einen zur anderen Autobahn ihre Autos ineinander verkeilen. Mein Puffer wird knapper. Dann feiert Mannheim Stadtfest am Wasserturm (gleich neben dem Bahnhof). Auch wenn der Taxifahrer Superduperschleichwege fährt, der Puffer ist fast aufgebraucht. Schade, dabei ist das Schnüren durch die wohlsortierte Bahnhofsbuchhandlung im Untergeschoß auf dem Weg zum Gleis eines meiner Wochenhighlights.
Den Spaß will mir die Bahn offensichtlich nicht nehmen, mein Zug steht gar nicht erst auf der Abfahrtstafel. Die Dame an der Information sagt, dass das daran liege, dass er um ca. eine halbe Stunde verspätet sei, sie werde aber die Kollegen bitten, ihn wieder draufzusetzen, “das bringt mir die Leut sonst nur durschenanna”. Recht hat sie. Ich geh dann mal zur Buchhandlung, besorge noch was zu trinken und bewege mich gemütlich zum hintersten Ende von Gleis 10.
Ein Schluck, noch einer, mein Proviantbrötchen, 20 Seiten Buch und schon ist eine Dreiviertelstunde zu spät der Zug da. Mein Platz ist auch noch frei, nu aber nach Hause. Ja, schon, aber nur mit maximal 160 km/h, mehr könne der Zug heute nicht. Auch recht, da sieht man doch endlich mal die in die schöne abendliche Landschaft eingebettete Hochgeschwindigkeitsstrecke.
Zweieinhalb Stunden später als geplant bin ich zu Hause. Ganz ehrlich, DB-Reisebegleitung, dass ihr mir das mitteilt, als ich längst frisch geduscht auf dem Sofa sitze, wär gar ned nötig gwä. Echt. Ich habe überhaupt keinen Spaß an Bahn beschimpfen. Aber ihr laßt einem ja keine Wahl…