Bevor ich mit der inhaltlichen Rezension anfange, Kompliment und Dank an den Kein&Aber-Verlag, der ein wunderschönes handliches Büchlein besorgt hat. Mit schönem Satz, ansprechend gestaltetem Schutzumschlag, gutem Druck und Bindung, Lesebändchen und alles.
Super, schon wieder zwei Sätze lang vor der Kritik gedrückt. Es ist aber auch echt schwer. Mit Gänslers Schreibstil muss man sich anfreunden, und bei Sätzen wie “An den Rändern dieses Lächelns saß eine gewisse Zurückhaltung […]” ist das nicht ganz leicht. Nichtsdestotrotz erzeugt die Geschichte einen gewissen Sog, wohl wegen der wachsenden Bedrohung und der unausweichlich scheinenden Katastrophe.
Die Hitzewelle ist seit Monaten ungebrochen, der Wald am gegenüberliegenden Ufer des Flusses Bruch brennt schon den ganzen viel zu langen Sommer. Die Besitzerin des letzten noch geöffneten Hotels im früheren Luftkurort Bad Heim beobachtet das Feuer mit lakonischer Sorge und hält sich ansonsten an die Regeln: Masken tragen, Wasser rationieren, Aufenthalt im Freien vermeiden, Flammen kommen nicht über den Fluß. Hingegen regnet es Asche, Ruß und Qualm dringen in jede Öffnung, in und an allem haftet der Gestank von Rauch.
Eines Tages kommen unangekündigt eine Frau und ihre kleine Tochter an.
Gänsler entwickelt vor dem Hintergrund der ewigen gnadenlosen Hitze und der zunehmend schlechteren Luft ein ungewöhnliches Beziehungsgespinst, taucht tief in Vergangenheiten und Psychen und dieses letzte bißchen Hoffnung, das den Homo sapiens noch immer am Leben gehalten hat – nur um schließlich alles zu zerstören.
Nach ein paar Tagen Nachwirkzeit kann ich sagen: man liest das mit Gewinn.