Gelesen: N. K. Jemisin – “The World We Make”

Es war einmal, vor langer Zeit (also vor circa vier oder fünf Jahren), da plante die Autorin eine Trilogie “The Great Cities Series”, die in einem phantastischen Setting große Fragen behandeln sollte. Wie die, welchen Einfluss die Gründung von Siedlungen und deren Entwicklung zu Städten bis hin zu Megalopolen auf die Entwicklung der Menschheit hatte. (Der Begriff “Megalopolis” wurde von Oscar Spengler in seinem 1918 erschienenen Werk “Der Untergang des Abendlandes eingeführt. Schon das könnte ein Zeichen sein. Oder nicht?) Wie und welche Menschen warum zusammenleben. In welchem Zusammenhang Städtebau und Macht stehen. Und. Und. Und.

Der erste Band wurde 2020 veröffentlicht (Kritik s. hier: https://flockblog.de/?p=45358). Überholt von einer Welt und einer Zeit, in der Covid-19 in enger Zusammenarbeit mit Damalsnochpräsident Trump die Zeitgeschichte und den Hauptschauplatz New York in ihren eigenen dystopischen Albtraum umgemünzt hatten.

Im Nachwort zu diesem zweiten und letzten Band der nunmehr Duologie beschreibt Jemisin eindringlich, in welche Konflikte sie diese Etnwicklung gebracht und wie und warum sie sich dennoch zu dieser Fortsetzung entschlossen hat.

Man kann ihr für diesen Kraftakt nur danken. Dieses Buch ist unglaublich dicht und intensiv, es bleibt kaum Zeit, einmal durchzuatmen, so sehr treibt die drohende und real existierende Katastophe von außen die Geschichte voran. Hinzukommt, dass diese Situation von der politischen Rechten ausgenutzt wird, einen extrem schmutzigen Wahlkampf um die Position des neuen New Yorker Bürgermeisters und das zukünftige Schicksal dieser Stadt zu betreiben.

So sehr tagespolitisch war Jemisin noch nie. Ich traue mich dennoch vorherzusagen, dass auch dieses Buch Bestand haben wird, eben weil sie den Mut hat, Fiktion daraus zu machen. Wieder kämpfen die Avatare der Stadt für deren Überleben, mit- und gegeneinander, wieder ist die Sprache atemberaubend und ungeheuer präzise. Hinzukommt, dass Jemisin hochgebildet ist. Ich habe mich über jedes Zitat, jede Anspielung, jede Referenz, die ich erkannt habe, gefreut wie ein Kind. Bin aber sicher, dass mir mindestens ebenso viele entgangen sind. (Vielleicht beim nächsten Mal.)

Wie ich den online zu lesenden Zeitungen entnehme, ist es inzwischen üblich, die voraussichtliche Lesezeit anzugeben. Hier ist es ein Winterfeiertag, von früh bis spät, mit gelegentlichen Unterbrechungen zur Nahrungsaufnahme.

Unbedingt lesen! Lesen! Lesen! Lesen!

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