Ich bin jĂĽngst in einem klugen Buch auf die Formulierung “If-by-whiskey” gestoĂźen und weil das doch recht schräg klang, habe ich mich kundig gemacht und teile hiermit mein neu erworbenes Wissen.
“If-by-whiskey” bezeichnet im Angelsächsischen Sprachraum ein rhetorisches Argument, das beide Seiten einer kontroversen Frage vertritt und somit die Frage offen lässt. Zur Herkunft habe ich mich auch belesen, bitte siehe unten.
(Und weil die Rede sehr lang und auf Englisch ist, habe ich sie nachfolgend ĂĽbersetzt. Wer lieber das Original lesen will, der scrolle nach unten.)
Am Freitag, dem 4. April 1952, hielt Noah “Soggy” Sweat im Alter von nur 28 Jahren seine legendäre “If by Whiskey” oder “The Whiskey Speech” vor einem Bankettsaal voller Staatsmänner und deren Ehefrauen im alten King Edward Hotel in Jackson, Mississippi:
“Meine Freunde, ich hatte nicht vor, dieses kontroverse Thema zu diesem Zeitpunkt zu diskutieren. Ich möchte jedoch, dass Sie wissen, dass ich Kontroversen nicht aus dem Weg gehe. Im Gegenteil, ich werde zu jeder Zeit zu jedem Thema Stellung beziehen, unabhängig davon, wie kontrovers es sein mag. Sie haben mich gefragt, wie ich ĂĽber Whiskey denke. Also gut, ich sage Ihnen, wie ich ĂĽber Whiskey denke:”
Wenn Sie mit Whiskey das Gebräu des Teufels meinen, die giftige Geißel, das blutige Ungeheuer, das die Unschuld beschmutzt, die Vernunft entthront, das Heim zerstört, Elend und Armut schafft, ja, kleinen Kindern buchstäblich das Brot aus dem Mund nimmt; Wenn Sie das böse Getränk meinen, das den christlichen Mann und die christliche Frau von der Spitze des rechtschaffenen, ehrenhaften Lebens in den Abgrund der Erniedrigung und Verzweiflung, der Scham und Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit stürzt, dann bin ich gewiss dagegen.
Aber wenn Sie mit Whiskey das Öl der Konversation meinen, den philosophischen Wein, das Bier, das getrunken wird, wenn gute Freunde zusammenkommen, das ein Lied in ihre Herzen und ein Lachen auf ihre Lippen und das warme Glühen der Zufriedenheit in ihre Augen zaubert; wenn Sie die Weihnachtsstimmung meinen; wenn Sie das anregende Getränk meinen, das den alten Herrn an einem frostigen, verfrorenen Morgen in Schwung bringt; wenn Sie das Getränk meinen, das einen Menschen in die Lage versetzt, seine Freude und sein Glück zu vergrößern und die großen Tragödien, den Herzschmerz und die Sorgen des Lebens zu vergessen, wenn auch nur für eine kurze Zeit; wenn Sie das Getränk meinen, dessen Verkauf ungezählte Millionen Dollar in unsere Staatskasse spült, die dazu verwendet werden, unsere kleinen verkrüppelten Kinder, unsere Blinden, unsere Tauben, unsere Stummen, unsere bedauernswerten Alten und Gebrechlichen zu versorgen, um Autobahnen, Krankenhäuser und Schulen zu bauen, dann bin ich ganz sicher dafür.
Das ist mein Standpunkt. Ich werde nicht davon abrĂĽcken. Ich werde keine Kompromisse eingehen.”
Noah Sweat erinnerte sich später:
“Als ich die erste Hälfte der Rede beendet hatte, gab es einen gewaltigen Applaus. Als ich die zweite Hälfte der Rede beendet hatte, applaudierten alle Nassen. Die “Drys” waren mit dem zweiten Teil der Rede genauso unzufrieden wie die “Wets” mit der ersten Hälfte”.
Und hier die Original-Rede:
On Friday, April 4, 1952, at only 28 years old, Noah ‘Soggy’ Sweat delivered his legendary “If by Whiskey” or “The Whiskey Speech” to a banquet room filled with statesmen and their wives at the old King Edward Hotel in Jackson, Mississippi:
“My friends, I had not intended to discuss this controversial subject at this particular time. However, I want you to know that I do not shun controversy. On the contrary, I will take a stand on any issue at any time, regardless of how fraught with controversy it might be. You have asked me how I feel about whiskey. All right, here is how I feel about whiskey:”
If when you say whiskey you mean the devil’s brew, the poison scourge, the bloody monster, that defiles innocence, dethrones reason, destroys the home, creates misery and poverty, yea, literally takes the bread from the mouths of little children; if you mean the evil drink that topples the Christian man and woman from the pinnacle of righteous, gracious living into the bottomless pit of degradation, and despair, and shame and helplessness, and hopelessness, then certainly I am against it.
But, if when you say whiskey you mean the oil of conversation, the philosophic wine, the ale that is consumed when good fellows get together, that puts a song in their hearts and laughter on their lips, and the warm glow of contentment in their eyes; if you mean Christmas cheer; if you mean the stimulating drink that puts the spring in the old gentleman’s step on a frosty, crispy morning; if you mean the drink which enables a man to magnify his joy, and his happiness, and to forget, if only for a little while, life’s great tragedies, and heartaches, and sorrows; if you mean that drink, the sale of which pours into our treasuries untold millions of dollars, which are used to provide tender care for our little crippled children, our blind, our deaf, our dumb, our pitiful aged and infirm; to build highways and hospitals and schools, then certainly I am for it.
This is my stand. I will not retreat from it. I will not compromise.”
Noah Sweat later recalled:
“When I finished the first half of the speech, there was a tremendous burst of applause. The second half of the speech, after the close of which, the wets all applauded. The drys were as unhappy with the second part of the speech as the wets were with the first half”.