I don’t like Mondays

Geht ja schon sonntags beim Kofferpacken los, wenn ich auf der Wetter-App Algodonales (zuverlässig noch immer in den 30-Grädern) durch Dörth ersetzen muss (Tagestemperaturen bis maximal 13° und Regen in den nächsten vier Tagen, die ich da bin, dann leichte Besserung. Nein, nein, ich nehme das nicht persönlich.) und geht Montagfrüh um 06:00 Uhr weiter, wenn ich am vereinbarten Warteplatz warte, das Taxi aber nicht. Die Zentrale ist nicht erreichbar, da “wegen des Oktoberfests erhöhtes Fahrgastaufkommen” herrsche. Man möge sein Glück versuchen, indem man einen vorbeifahrenden Wagen stoppe. 1. Ist das denn immer noch nicht rum? Und 2. Am Haderner Stern? Montagfrüh um sechse? Ihr habt wohl einen Vogel? Auch wenn ich immer Zeitpuffer einplane, schwitze ich doch mit jeder vorbeistreichenden Minute zunehmend Blut und Wasser. Es ist auch nicht hilfreich, dass gerade volle Kanne Anlieferzeit ist. Alle Lieferfahrzeuge werden mit Diesel betrieben. Jedes einzelne weckt kurz falsche Hoffnungen. Mein Adrenalinspiegel ist bösen Schwankungen unterworfen – das kann doch nicht gut sein. Noch dazu um diese Tageszeit.

Als eine gute Viertelstunde nach der vereinbarten Zeit ein Wagen mit einem gelben Lichtlein am Dach heranschleicht, wage ich wieder zu hoffen, dass ich den Zug doch noch schaffen können könnte. Das Fahrzeug nähert sich im Tempo einer gehbehinderten Schnecke und der Fahrer, ganz offensichtlich die Frucht einer liebevollen Beziehung zwischen einer Blindschleiche und einem Maulwurf, bittet mich zu bestätigen, dass ich Herr Flecker sei. Nah genug dran. Bin ich. Und jetzt auf zum Bahnhof, bitte. An Tagen, wo das Taxi zu spät ist, kommt der Zug püntklich (alte Bahnfahrerregel). Fahrer Blindwurf kann nicht nur nicht sehen, er hat auch keine Ahnung, wo der Pasinger Bahnhof liegen könnte und peilt mutig Richtung Norden an. Ja, verstehe ich, ist eine 25% Chance, stimmt aber nicht. Ich (ich!) dirigiere den Herrn durch die verregnete Nacht (nix mehr Sonnenaufgang über den Gleisen), mache ihn gelegentlich auf Hindernisse und/oder Gegenverkehr aufmerksam und wir schaffen es lebend bis zum Bahnhof. A team effort, wie aus dem Management-Handbuch.

Ich wünsche jedem Taxi-Fahrer “weiterhin gute Fahrt”, aber so ehrlich wie bei diesem Herrn habe ich es noch nicht oft gemeint. Inzwischen ist der (selbstverständlich pünktliche) Zug beinahe fast in Ulm und von der Landschaft draußen schon Konturen sichtbar. Sogar in Farbe. So ähnlich stelle ich mir seine Welt vor.

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