Gender – oder was?

Vorrede: Isaac Asimov hat zu Zeiten eine Sammlung von Kurzgeschichten geschrieben, in dem ein Club alter Herren in Ledersesseln dem Gast des jeweiligen Abends als erstes die Frage stellt: “Und wie rechtfertigen Sie Ihre Existenz?” FĂ€llt die Antwort zu ihrer Zufriedenheit aus, dann werfen sie ihre klugen Hirne und ihr Deduktionsvermögen an, um ein besonders kniffliges Problem des Gastes zu lösen (meist eine komplizierte Denksportaufgabe aus der Kriminalistik).

Warum erzĂ€hle ich das? Weil sich letzten Freitag der Rat fĂŒr deutsche Rechtschreibung getroffen hat. Doch, doch, es gibt einen Zusammenhang. Dranbleiben. Dieser Rat ist die höchste Instanz, wenn es um die deutsche Sprache geht, darum, wie Grammatik korrekt zu verwenden sei und Begriffe definiert werden. Außerdem Rechtschreibreformen. Letzteres hĂ€tte einen schon mißtrauisch machen sollen, aber dieses Mal haben sich die Herrschaften zusammengesetzt, um eine Empfehlung fĂŒr korrekte geschlechts- bzw. genderneutrale Schreibweisen zu geben. BInnen-I? SchrĂ€gstrich und sowohl mĂ€nnliche wie weibliche Form/in? Gender*sternchen? Beibehaltung des generischen Maskulinums? Oder ganz revolutionĂ€r anders?

Sie haben getagt. HĂ€ppchen gegesssen. Weiterdiskutiert. Dann war Kaffeepause. Schließlich ist weißer Rauch aufgestiegen und der Rat fĂŒr deutsche Rechtschreibung hat per Pressekonferenz verkĂŒndigt, dass er nichts tun werde. Abwarten. Möglicherweise Tee trinken. Denn “Die Erprobungsphase verschiedener Bezeichnungen des dritten Geschlechts verlĂ€uft in den LĂ€ndern des deutschen Sprachraums unterschiedlich schnell und intensiv”, sagt der Vorsitzende Josef Lange und soll nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen des Rats beeinflusst werden.

Doch. Genau dafĂŒr ist dieser Rat da. Um Empfehlungen auszusprechen und sprachliche und damit gesellschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Der Berg hat gekreißt und gekreißt und eine tote Maus geboren. Hrrrgn!

Damit komme ich auf meine Einleitung zurĂŒck und erwarte von den 41 RĂ€ten und RĂ€tinnen eine Antwort auf die Asimov’sche Frage. Kann die Spannung kaum aushalten.

 

Übrigens: Falls wer einen klugen Artikel zum Einfluß der Sprache auf das Denken von Menschen lesen mag; hier: https://bit.ly/2QV2jno

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