Industriegebietsgeschichten

Vor meinem Bürofenster im Erdgeschoß im Vorderhaus eines Zweckbaus im Industriegebiet rangieren täglich von früh bis spät Last- und Lieferwagen. Das ist an sich nichts besonderes, außer, dass es ein ununterbrochenes Memento dafür ist, seinen für die Berufswahl zuständigen Göttern auf Knien dafür zu danken, dass einem eine andere Karriere beschieden war, als LKW-Fahrer zu werden. Nachdem wir das nun etabliert haben, möchte ich folgende Episode aus der letzten Woche erzählen:

Beladen mit schweren Glasplatten und noch dazu mit einem Anhänger hintendran setzt ein LKW-Fahrer zwischen dem überstandardhohen Bordstein auf der einen und mehr oder minder gut geparkten PKW auf der anderen Seite rückwärts zum hinteren Gebäude und muß den Prozeß mittendrin noch einmal unterbrechen und dann wiederholen, damit der UPS-Fahrer mit seinem Laster raus- und unser Mann mit der ganzen Breite seines Fahrzeugs wirklich an die Laderampe des Rückgebäudes ‘ran kann. Während des Abladevorgangs hat er Pause, klettert in das Führerhaus seines LKW und kommt mit einer Fasthandvoll Kleinsthund in der Linken wieder heraus. Das zitternde Winzgeschöpf setzt dieser Mann, der klischeegerecht mit Stiernacken, Kahlkopf, riesigen Körperteilen bedeckt von Karo-Hemd, Jeans und Stiefeln sowie einem “Hellmutt”*-Schild im Führerhaus daherkommt, ganz behutsam und mit den Worten “So, Rambo, des dauert. Jetzad kannst a amoi aussteign und dir d’Fiaß vertreten” ab. Fünf vierfüßige Hoppler seines Rambo machen übrigens knapp eine Fahrerschrittlänge aus.

Ich sollte weiterarbeiten. Wo war ich grad?

 

* “Mutt” ist übrigens im Englischen eine Promenadenmischung; ein Hellmutt also ein höllischer Bastard – möglicherweise ist Fahrer Helmut neben Hündchenhalter auch ein Wortspieler…

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