Winterzauber

Ja, es ist ganz fraglos ironisch, dass ich in einem Unternehmen zur Gewinnung von Erdwärme arbeite und dies in einem alten Industriegebäude tue, das von einer Ölzentralheizung beheizt wird. Vielmehr, beheizt werden sollte. Das tut die Heizung nämlich nur, wenn der Geizhalsvermieter rechtzeitig Öl bestellt und das tut er nur, wenn sich – wie beim ersten Kälteeinbruch dieses Winters – die frierenden Mieter mehrfach und zunehmend lauthals beschweren. Dann wars für zwei Wochen fast gut (dreiviertellauwarme Heizkörper sind besser als ganz kalte), bis gestern die Heizungsfirma ihr Wartungspersonal schickte. Die warteten, was das Zeug hielt, klopften, schraubten, ruckelten rum, tranken Kaffee und machten wichtig Notizen auf Klemmbrettern.

Prompt wars heute morgen eiskalt (in Amerika nennt man so was “working for your job security”) und egal, wie sehr wir an den Thermostraten drehten und unsererseits klopften, schraubten, rumruckelten und Kaffee tranken, die Heizkörper wollten nicht warm werden. Noch nicht mal viertel- oder halblauwarm. Hrrrggggnnnn! Und wer darf die Tante von der Hausverwaltung anrufen und kriegt von der einen Einlauf, dergestalt, dass sie zwar den Notdienst anpiepen könne, der aber seine Notfälle in der Reihenfolge der Anrufe abarbeite und kommen werde, wenn wir dran seien? Genau: moi. Mich macht frieren aggressiv. Und wenn mir jemand so kommt, dann werde ich noch böser und das ist meinem Umgang mit Menschen nicht gerade zuträglich. Und wenn so langsam trotz dicker Winterjacke und Decke aus dem Auto über den Beinen Füße und Hände steif werden, werde ich auch nicht fröhlicher.

Der Notdienstherr entpuppte sich dann als einer der gestrigen Warter, sprach von “Kesselausfall” und brachte die Heizung im Laufe des Nachmittags wieder ans Laufen. Sehr schön. So langsam wurde es drinnen wieder warm, draußen rieselte der Schnee und ich wartete, wie an jedem 30. November darauf, dass endlich alle Kollegen gehen, damit ich Adventskalender verteilen kann. (Das ist jedes Jahr eine echte Überraschung, weil mir als Weihnachtshasser keiner zutraut, dass die von mir sind. Und sie sind dieses Jahr auch noch so ganz besonders extra schön, s.u.).

Als ich endlich das Haus verließ, zog ich einsame Trittspuren durch Schnee, der schon so hoch war, dass er mir über die Stiefelränder in Füße und Socken quoll, kehrte das Auto ab und kratzte dann noch mal extra die vereisten Scheiben frei – da hatte ich inzwischen schon überall Schnee kleben. Im Gesicht, in den Jackentaschen, in den Haaren und Hände und Füße waren nicht nur kalt, sondern auch noch naß. Klar, daß ich dann noch auf einer sehr vereisten Straße im Stau stand, vier Mal so lang nach Hause gebraucht habe wie sonst und bei jedem Mal anfahren das “Huch, ist das glatt hier”-Lamperl hektisch blinkte.

Echt jetzt, untersommert (s. https://flockblog.de/?p=34217) ist schon gar kein Ausdruck mehr für meinen ganz furchtbar bemitleidenswerten Zustand…

atzventzkalender

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